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Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Titel: Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Bengtsson
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musste, wie Freunde und Kollegen in den Gefängnissen des Landes starben? Außerdem hat sie, seitdem sie zur Anführerin der Demokratiebewegung wurde, sich immer einen Dialog mit der Junta gewünscht. Als sie aus dem ersten Hausarrest entlassen wurde, sprach sie sich für Gespräche und gegen eine unmittelbare und totale Kapitulation der Generäle aus. Es war die Junta, die ihr den Dialog verweigerte. In einem Interview mit
Asiaweek
im Jahr 1999 hielt sie es sogar für möglich, die Gespräche mit der Junta auf einer niedrigeren Ebene anzusetzen, und erklärte, nicht selbst mit am Tisch sitzen zu müssen. Im Laufe der 1990er Jahre betonte sie mehrmals, nicht unbedingt eine formelle politische Position anzustreben, und verhielt sich in dieser Situation ähnlich wie Gandhi es getan hatte.
    Diese Haltung kann demnach weder dogmatisch noch unflexibel genannt werden. Die gegen sie gerichtete Kritik war eher eine Folge zweier anderer Umstände; zum einen eine Folge der von der Junta betriebenen Propaganda und zum anderen eine Konsequenz der zunehmenden Frustration der Demokratiebewegung, die – damals wie heute – den Stillstand der Entwicklung beklagte. Burma steckte bis zu diesem Zeitpunkt nach wie vor an einem Nullpunkt fest, insofern war es nicht verwunderlich, dass viele auf irgendetwas hofften, das den Veränderungsprozess in Gang bringen konnte.
    Auf der anderen Seite kann man es natürlich auch als problematisch auffassen, dass die Demokratiebewegung so stark von Aung San Suu Kyi abhängig ist. Denn im Prinzip ist es kaum möglich, sie zu kritisieren, ohne als Unterstützer der Militärführung dazustehen. Darüber hinaus liegt offenbar ein gewisser Wahrheitsgehalt in der Behauptung, dass sie – im Guten wie im Bösen – überaus eigensinnig ist und nach ihrer Entlassung aus dem ersten Hausarrest Aussagen machte, die man als dogmatisch verstehen konnte. »Wir oder die totale Zerstörung«, hatte sie beispielsweise einige Wochen nach der Freilassung auf einer Pressekonferenz geäußert. Einige Jahre später, während eines Essens in einem Restaurant im Shan-Staat, gestand sie einem nahen Freund, dass es eben jene Äußerung war, die sie am meisten bereute. Ursprünglich war es U Tin Oo gewesen, der diese Worte benutzt hatte, um die Bedeutung der Demokratiebewegung für die Zukunft Burmas zu beschreiben. Suu Kyi hatte sie lediglich als Ehrenbezeugung für den älteren Parteikollegen wiederholt. Wie sie aber selbst erkannte, war dies jedoch eine allzu drastische Äußerung gewesen, die seitdem immer wieder von der Junta vorsätzlich benutzt wurde, um sie als einen Menschen abzustempeln, der die wirtschaftliche Entwicklung Burmas für seine eigene politische Karriere opferte.
    Das Bild Aung San Suu Kyis ist mit anderen Worten also weitaus vielfältiger, als es zunächst den Anschein haben mag. Es entsteht der Eindruck eines Menschen, der bereit ist, über alles zu verhandeln, sofern dies zu mehr Demokratie und größerer Offenheit führt, der aber auch gewisse grundlegende Forderungen stellt. Die Junta sollte alle politischen Gefangenen freilassen, die Aktivitäten der NLD erlauben und Aung San Suu Kyis Bewegungsfreiheit garantieren.
    Wenn diese – höchst angemessenen – Forderungen nicht erfüllt wurden, konnte Suu Kyi allerdings genauso starrköpfig sein, wie ihre Kritiker stets behaupteten.
    Im Sommer 1998 sollte die Junta hiervon eine Kostprobe erhalten. Seit über zwei Jahren hatte sich die Junta geweigert, Gespräche zu führen, und Suu Kyi außerdem daran gehindert, Rangun zu verlassen. Sie hatte viel getan, um die Organisationsstruktur der NLD in der Hauptstadt wiederherzustellen, war aber immer wieder drangsaliert worden. Am 27. Mai kam die NLD zu einem kurzfristig anberaumten Kongress zusammen und verlangte, dass die Junta spätestens im August das im Jahr 1990 gewählte Parlament einberufen müsse. Die Junta reagierte wie gewohnt und ließ Dutzende von Volksvertretern verhaften, um ein Exempel zu statuieren.
    In dieser Situation beschloss Aung San Suu Kyi, die Grenzen ihrer eigenen Bewegungsfreiheit auszutesten. Im Sommer 1998 versuchte sie zweimal, Rangun in einem Auto zu verlassen, wurde jedoch beide Male von der Polizei gestoppt. Am 22. Juli unternahm sie einen weiteren Versuch. Zusammen mit einem Assistenten und zwei Fahrern setzte sie sich in einen Wagen und fuhr in Richtung Bassein im westlichen Irrawaddy-Delta. Nach 30 Kilometern wurden sie von einer bewaffneten Polizeistreife angehalten. Doch

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