Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Titel: Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Bengtsson
Vom Netzwerk:
Doch ebenso wie der Wechsel des Landesnamens von Burma zu Myanmar hatte die Namensänderung in der Praxis keine Bedeutung. Bertil Lintner fand einige Zeit später heraus, dass die Junta das amerikanische PR-Unternehmen Bain and Associates Inc. konsultiert hatte. Um der internationalen Kritik besser begegnen zu können, hatte das Unternehmen eine Schönheitsoperation empfohlen.
    »Im Hinblick auf die Menschenrechte hat es in den letzten Jahren nicht die geringsten Verbesserungen gegeben«, konstatierte Rajsoomer Lallah, der von der UN zum Sonderberichterstatter für Menschenrechte ernannt worden war. Im November 1998 ermahnte UN-Generalsekretär Kofi Annan die SPDC erneut, einen Dialog mit der demokratischen Opposition und den ethnischen Minderheiten aufzunehmen. Doch auch diesmal kam es nicht dazu.
    Im Laufe der 1990er Jahre wurde deutlich, dass die NLD interne Probleme hatte. Erstens war kaum etwas von der Organisation übrig geblieben, die im Wahlkampf 1989 aufgebaut worden war. Die meisten Parteibüros waren zwangsweise geschlossen worden, einige Hundert Aktivisten saßen im Gefängnis, und Aung San Suu Kyi war in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingschränkt. Das alles verhinderte einen schnellen Wiederaufbau der Partei.
    Zweitens führten die von der Junta veranlassten Verhaftungen, Folterungen und Schikanen dazu, dass einige der führenden Parteivertreter der NLD den Rücken kehrten und sich öffentlich von Aung San Suu Kyi distanzierten. Eines der ersten Mitglieder, die absprangen, war Ma Thanegi. Sie hatte dem Führungsgremium der NLD angehört und war bei dem Vorfall in Danubyu im Wahlkampf 1989 in unmittelbarer Nähe Suu Kyis gewesen, als die Soldaten ihre Gewehre auf sie gerichtet hatten. Ma Thanegi hatte drei Jahre im Gefängnis gesessen und warf Aung San Suu Kyi nun vor, viel zu dogmatisch und stur zu sein und die Probleme des Landes nicht wirklich lösen zu wollen. In der
Far Eastern Economic Review
veröffentlichte sie einen Artikel, in dem sie die Weltgemeinschaft ermahnte, Burma nicht einfach nur als ein Spielbrett im Kampf zwischen Gut und Böse bzw. Schwarz und Weiß zu betrachten. Es gebe immer Grauzonen, hob sie hervor, und die Antworten auf die Probleme des Landes könnten niemals einfache sein.
    Der Kern ihrer Kritik bezog sich auf die Sanktionen. Beeinflusst vom Kampf gegen die Apartheid in Südafrika hatte Aung San Suu Kyi die Weltgemeinschaft zur Einführung von Wirtschaftssanktionen gegen Burma aufgefordert. Dabei bezog sie sich gleichermaßen auf Handel, Investitionen und Tourismus. (In Burma war es bisher überaus schwierig als Tourist umherzureisen, ohne dass das ausgegebene Geld in den Taschen der Junta landete.) Zwar drückte sich Ma Thanegi nicht so direkt aus, aber zwischen den Zeilen konnte man herauslesen, dass sie ausländische Investitionen zur Lösung der Probleme im Land befürwortete. Noch dazu warf sie Suu Kyi vor, einen Dialog mit der Junta zu blockieren. Anstatt Gespräche mit der Junta zu führen, »entschied sie sich, die Junta unter Druck zu setzen und die Welt darum zu bitten, von Entwicklungshilfe und wirtschaftlicher Unterstützung abzusehen«, schrieb Ma Thanegi.
    Ihr Angriff erregte große Aufmerksamkeit und wurde von solchen Unternehmen unterstützt, die im Rahmen der wirtschaftlichen Liberalisierung geschäftliche Interessen in Burma verfolgt hatten. Auch viele ausländische Diplomaten in Rangun klatschten Beifall, da sie die Isolationspolitik für überholt hielten.
    Der größte Verlust jedoch, den die NLD zu verzeichnen hatte, war vermutlich U Kyi Maungs Abkehr. Er war einer der engsten Mitarbeiter Aung San Suu Kyis gewesen und hatte während des Wahlkampfes als Parteivorsitzender gedient. U Kyi Maung hatte zu einem früheren Zeitpunkt einmal in zweideutiger Weise geäußert, Suu Kyi sei »ergeben, bis an die Grenze des Fanatismus, auf eine Art, die sich negativ auswirken kann«. Nun ging das Gerücht um, er hätte sich aus Protest gegen ihre Führung abgewendet. Kurze Zeit später verfassten weitere 25 NLD -Mitglieder, die 1990 in das Parlament gewählt worden waren, einen offenen Brief, in dem sie Suu Kyi vorwarfen, einen sinnvollen Dialog mit der Junta zu verhindern.
    War ihre Kritik berechtigt?
    Auf der einen Seite lautet die Antwort selbstverständlich Nein. Die Kritik, die sich seitdem in der politischen Debatte wiederfindet, ist geradezu bizarr. Was kann man eigentlich von einem Menschen erwarten, der so lange unter Hausarrest gestanden hat und zusehen

Weitere Kostenlose Bücher