Ilias
Patroklos der bräunliche Held Menelaos.
Vor ihn streckt’ er die Lanz und den Schild von geründeter Wölbung,
Ihn zu erschlagen bereit, wer nur annahte zu jenem.
Auch nicht Panthoos’ Sohn vergaß, der Lanzenberühmte,
Sein, des gefallnen Patroklos, des herrlichen, sondern genaht ihm,
Stand er und rief, anredend den streitbaren Held Menelaos:
Atreus’ Sohn Menelaos, du Göttlicher, Völkergebieter,
Weiche zurück vom Toten und laß mir die blutige Rüstung!
Keiner zuvor der Troer und rühmlichen Bundesgenossen
Hat Patroklos verletzt im Ungestüme der Feldschlacht;
Drum laß mich Siegsehre verherrlichen unter den Troern,
Eh ich dich treff und hinweg dein süßes Leben dir raube!
Unmutsvoll nun begann der bräunliche Held Menelaos:
Vater Zeus, nicht ziemt es, so trotzige Worte zu rufen!
Nie doch trotzt ein Pardel so fürchterlich, nie auch ein Löwe
Noch der Eber des Waldes, der grimmige, welchem vor allen
Großer Zorn im Busen mit drohender Stärke daherschnaubt,
Als sich Panthoos’ Söhne, die Lanzenschwinger, erheben!
Doch nicht hatte fürwahr die Heldenkraft Hyperenors
Seiner Jugend Genuß, da der Schmähende wider mich hertrat!
Dieser lästerte mich den verworfensten Krieger Achaias,
Aber ich mein, er kehrte mir nicht mit eigenen Füßen
Heim, der liebenden Gattin zur Freud und den würdigen Eltern.
Also lös ich auch dir die strebende Kraft, wo du näher
Gegen mich kommst! Wohlan denn, ich rate dir, weiche mir eilig
Unter die Menge zurück und scheue dich, mir zu begegnen,
Eh dich ein Übel ereilt! Geschehenes kennet der Tor auch!
Sprach’s, und nicht ihn bewegt’ er, vielmehr antwortet’ er also:
Traun, nunmehr, Menelaos, du Göttlicher, sollst du mir büßen,
Daß du den Bruder erschlugst und rühmend der Tat dich erhebest,
Daß du zur Witwe gemacht sein Weib in der bräutlichen Kammer
Und unnennbaren Gram den jammernden Eltern bereitet!
Ach, den Elenden würd ich des Grams Erleichterung schaffen,
Wenn ich zurück dein Haupt und die blutigen Rüstungen tragend
Überreicht’ in Panthoos’ Hand und der göttlichen Phrontis!
Doch nicht länger annoch sei unversucht uns die Arbeit
Und nicht leer der Entscheidung, der Tapferkeit und des Entsetzens!
Jener sprach’s und rannt auf den Schild von geründeter Wölbung,
Doch nicht brach er das Erz; denn rückwärts bog sich die Spitze
Auf dem gediegenen Schild. Nun erhob auch jener die Lanze,
Atreus’ Sohn Menelaos, und betete laut zu Kronion;
Dann dem Zurückgezognen gerad in die Wurzel des Schlundes
Stieß er und drängete nach, der nervigen Rechte vertrauend,
Daß ihm hindurch aus dem zarten Genick die Spitze hervordrang;
Dumpf hinkracht’ er im Fall, und es rasselten um ihn die Waffen.
Blutig troff ihm das Haar, wie der Huldgöttinnen Gekräusel,
Schöngelockt und zierlich mit Gold und Silber durchflochten.
Gleich dem stattlichen Sprößling des Ölbaums, welchen ein Landmann
Nährt am einsamen Ort, wo genug vorquillt des Gewässers;
Lieblich sproßt er empor, und sanft bewegt ihn die Kühlung
Aller Wind’ umher, und schimmernde Blüte bedeckt ihn;
Aber ein schnell andrängender Sturm mit gewaltigen Wirbeln
Reißt aus der Grube den Stamm und streckt ihn lang auf die Erde:
Also erschlug den Euphorbos, den panthoidischen Streiter,
Atreus’ Sohn Menelaos und raubt’ ihm die prangende Rüstung.
Jetzt wie ein Löw, im Gebirge genährt, der Stärke vertrauend,
Hascht aus der weidenden Herde die Kuh, die am schönsten hervorschien
(Ihr nun bricht er den Nacken, mit mächtigen Zähnen sie fassend,
Erst, dann schlürft er das Blut und die Eingeweide hinunter,
Und zerfleischt), doch ringsum die Hund’ und die Männer des Hirten
Scheuchen ihn laut anschreiend von fernher, aber auch keiner
Wagt ihm entgegenzugehn; denn es faßte sie bleiches Entsetzen:
Also wagt’ auch keinem das mutige Herz in dem Busen
Dort ihm entgegenzugehn, dem rühmlichen Held Menelaos.
Leicht enttrüg er nunmehr Euphorbos’ prangende Rüstung,
Atreus’ Sohn, wenn nicht ihm neidete Phöbos Apollon,
Der ihm den Hektor erregte, dem stürmenden Ares vergleichbar.
Denn er naht’ in Mentes’ Gestalt, des Kikonengebieters,
Und er begann zu jenem und sprach die geflügelten Worte:
Hektor, du läufst nun also einher, Unerreichbares suchend,
Nach des Peleiden Gespann, des feurigen! Schwer sind die Rosse
Jedem sterblichen Manne zu bändigen oder zu lenken,
Außer Achilleus selbst, den gebar die unsterbliche Mutter.
Aber
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