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Ilias

Ilias

Titel: Ilias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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dein Leib doch ganz ihn empfangen!
    Leichter wäre sodann der Kampf für die Männer in Troja,
    Wenn du sänkst in den Staub; du bist ihr größestes Unheil!
    Sprach’s, und im Schwung entsandt er die weithinschattende Lanze,
    Traf und verfehlete nicht, gerad auf den Schild des Peleiden;
    Doch weit prallte vom Schilde der Speer. Da zürnete Hektor,
    Daß sein schnelles Geschoß umsonst aus der Hand ihm entflohn war,
    Stand und schaute bestürzt, denn ihm fehlt’ ein anderer Wurfspieß.
    Laut zu Deiphobos drauf, dem Weißgeschildeten, ruft’ er,
    Fordernd den ragenden Speer, allein nicht nahe war jener.
    Hektor erkannt’ es anjetzt in seinem Geist und begann so:
    Wehe mir doch, nun rufen zum Tode mich wahrlich die Götter!
    Denn ich dachte, der Held Deiphobos wolle mir beistehn,
    Aber er ist in der Stadt, und es täuschte mich Pallas Athene.
    Nun ist nahe der Tod, der schreckliche! Nicht mir entfernt noch;
    Auch kein Entfliehn! Denn ehmals beschloß noch solches im Herzen
    Zeus und des Donnerers Sohn, der Treffende, welche zuvor mich
    Stets willfährig geschirmt; doch jetzo erhascht mich das Schicksal.
    Daß nicht arbeitlos in den Staub ich sinke, noch ruhmlos,
    Nein, erst Großes vollendend, wovon auch Künftige hören!
    Also redete jener und zog das geschliffene Schwert aus,
    Welches ihm längs der Hüfte herabhing, groß und gewaltig.
    An nun stürmt’ er gefaßt wie ein hochherfliegender Adler,
    Welcher, herab auf die Ebne gesenkt aus nächtlichen Wolken,
    Raubt den Hasen im Busch, wo er hinduckt, oder ein Lämmlein:
    Also stürmete Hektor, das hauende Schwert in der Rechten.
    Gegen ihn drang der Peleid, und Wut erfüllte das Herz ihm
    Ungestüm. Er streckte der Brust den geründeten Schild vor,
    Schön und prangend an Kunst, und der Helm, viergipflig und strahlend,
    Nickt’ auf dem Haupt, und die stattliche Mähn aus gesponnenem Golde
    Flatterte, welche der Gott auf dem Kegel ihm häufig geordnet.
    Hell wie der Stern vorstrahlet in dämmernder Stunde des Melkens,
    Hesperos, der am schönsten erscheint vor den Sternen des Himmels,
    So von der Schärfe des Speers auch strahlet’ es, welchen Achilleus
    Schwenkt’ in der rechten Hand, wutvoll dem göttlichen Hektor,
    Spähend den schönen Leib, wo die Wund am leichtesten hafte.
    Rings zwar sonst umhüllt’ ihm den Leib die eherne Rüstung,
    Blank und schön, die er raubte, die Kraft des Patroklos ermordend,
    Nur wo das Schlüsselbein den Hals begrenzt und die Achsel,
    Schien die Kehl ihm entblößt, die gefährlichste Stelle des Lebens.
    Dort mit dem Speer anstürmend, durchstach ihn der edle Achilleus,
    Daß ihm hindurch aus dem zarten Genick die Spitze hervordrang.
    Doch nicht gänzlich den Schlund durchschnitt der eherne Speer ihm,
    Daß er noch zu reden vermocht im Wechselgespräche.
    Und er entsank in den Staub; da rief frohlockend Achilleus:
    Hektor, du glaubtest gewiß, da Patrokleus’ Wehr du geraubet,
    Sicher zu sein, und achtetest nicht des entfernten Achilleus.
    Törichter! Jenem entfernt war ein weit machtvollerer Rächer
    Bei den gebogenen Schiffen, ich selbst, zurück ihm geblieben,
    Der dir die Knie gelöst! Dich zerren nun Hund’ und Gevögel,
    Schmählich entstellt, ihn aber bestatten mit Ruhm die Achaier.
    Wieder begann schwachatmend der helmumflatterte Hektor:
    Dich beschwör ich beim Leben, bei deinen Knien und den Eltern,
    Laß mich nicht an den Schiffen der Danaer Hunde zerreißen,
    Sondern nimm des Erzes genug und des köstlichen Goldes
    Zum Geschenk, das der Vater dir beut und die würdige Mütter.
    Aber den Leib entsende gen Ilios, daß in der Heimat
    Trojas Männer und Fraun des Feuers Ehre mir geben.
    Finster schaut’ und begann der mutige Renner Achilleus:
    Nicht beschwöre mich, Hund, bei meinen Knien und den Eltern!
    Daß doch Zorn und Wut mich erbitterte, roh zu verschlingen
    Dein zerschnittenes Fleisch für das Unheil, das du mir brachtest!
    So sei fern, der die Hunde von deinem Haupt dir verscheuche!
    Wenn sie auch zehnmal soviel und zwanzigfältige Sühnung
    Hergebracht darwögen und mehreres noch mir verhießen,
    Ja wenn dich selber mit Gold auch aufzuwägen geböte
    Priamos, Dardanos’ Sohn: auch so nicht bettet die Mutter
    Dich auf Leichengewand’ und wehklagt, den sie geboren,
    Sondern Hund’ und Gevögel umher zerreißen den Leichnam!
    Wieder begann schon sterbend der helmumflatterte Hektor:
    Ach, ich kenne dich wohl und ahndete, nicht zu erweichen
    Wärest du mir, denn eisern ist, traun, dein Herz in dem

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