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Ilium

Titel: Ilium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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der Handwerkskunst hatte ihn geformt. Geh in ihre Gemächer auf dem Olymp und hole ihn uns.«
    Als ich sie gerade daran erinnern will, was ich ihnen erzählt habe – dass Aphrodite gegenwärtig in einem Genesungsbottich schwimmt –, wird mir klar, dass es ohne Bedeutung ist. Sie hat den Kamm wohl kaum bei sich im Bottich.
    »In Ordnung«, sage ich, nehme das Medaillon in die Hand und setze den Hades-Helm auf. »Geht nicht weg, während ich fort bin.« Da ich erst die Kapuze aufsetze und dann das Medaillon aktiviere, muss meine Stimme in den ein oder zwei Sekunden, bevor ich qte, aus dem leeren Raum gekommen sein.
     
    Ich weiß nicht genau, wo Aphrodites Privatgemächer sind – wahrscheinlich bewohnt sie eines dieser weißen, tempelgroßen Häuser am Rand des Kratersees hier oben –, aber ich erinnere , dass die Muse mich damals in einen Raum unmittelbar neben der großen Halle der Götter gebracht hat, wo Aphrodite mich beiseite nahm, ja, mich beinahe verführte und mir erklärte, ich müsse Athene töten. Wenn das nicht ihre Privatgemächer gewesen sind, dann war es offenbar zumindest ihr Apartment in der großen Halle, eine Art olympischer Zweitwohnung.
    Ich materialisiere in der großen Halle und halte den Atem an.
    Die vielen Zwischengeschosse sind leer, die Halle ist größtenteils dunkel, und der riesige holografische Bilderpool zeigt nur dreidimensionalen Schnee. Aber mehrere Götter sind anwesend, darunter Zeus, von dem ich angenommen hatte, er wäre auf dem Ida-Gebirge und sähe sich das Blutbad auf dem Schlachtfeld von Ilium an. Der Götterkönig sitzt auf seinem hohen goldenen Thron. In seiner Nähe sind mehrere weitere Götter, darunter Apollo. Sie sind alle mindestens drei Meter groß. Ich bin zwölf Meter entfernt, unsichtbar unter dem Hades-Helm, aber ich qte beinahe fort, weil ich solche Angst habe, dass sie mich atmen hören. Doch ihr Augenmerk ist auf etwas anderes gerichtet.
    Es befindet sich zu Füßen des Throns, im Zentrum des aufmerksamen Götterkreises, und wirkt hier – milde ausgedrückt – völlig unpassend: eine riesige, zernarbte, rissige, metallene Krebsschale von den Ausmaßen eines Ford Expedition, ein paar futuristisch aussehende Gerätschaften und ein kleiner, glänzender, irgendwie humanoid aussehender Roboter. Der Roboter spricht – auf Englisch. Die Götter hören zu, aber sie machen keinen sonderlich erfreuten Eindruck.
     

38
Atlantis und Erdumlaufbahn
    »Ich verstehe nicht, weshalb die Nachmenschen unser Fahrtziel ›Atlantis‹ genannt haben«, sagte Harman.
    Savi saß an den Kontrollen des Crawlers. »Mir sind die meisten Handlungen der NMs immer unverständlich geblieben«, erklärte sie.
    Daeman, der langsam auf seinem Drittel des einzigen verbliebenen Nahrungsriegels herumkaute, blickte auf. »Was ist denn so merkwürdig an dem Namen ›Atlantis‹?«
    »Auf den Karten aus dem Untergegangenen Zeitalter ist der Atlantik die große Wasserfläche westlich von hier, jenseits der Hände des Herkules«, sagte Harman. »Wir befinden uns im Becken des Mittelmeers, wie es damals genannt wurde. Atlantis liegt also nicht im Atlantik.«
    »Nicht?«, sagte Daeman.
    »Nein.«
    »Und?«, sagte Daeman.
    Harman zuckte die Achseln und verstummte, aber Savi sagte: »Möglicherweise haben die NMs ihre hiesige Basis nur aus einer Laune heraus so genannt. Aber ich glaube mich zu erinnern, dass ein Schriftsteller namens Plato aus der Ära vor dem Untergegangenen Zeitalter von einer Stadt oder einem Königreich namens Atlantis in diesen Regionen berichtet hatte, als es hier noch Wasser gab.«
    »Plato«, grübelte Harman. »In Büchern, die ich gelesen habe, ist er erwähnt worden. Und auf einer seltsamen Zeichnung, die ich einmal gesehen habe. Ein Hund.«
    Savi nickte. »Der Bedeutungsgehalt der Ikonografie des Untergegangenen Zeitalters ist großenteils ein für alle Mal verloren.«
    »Was ist ein Hund?«, fragte Harman. Er trank einen Schluck aus Savis Wasserflasche. Das Drittel des Nahrungsriegels hatte seinen Hunger nicht gestillt, aber im Crawler gab es keine andere Nahrung mehr.
    »Ein kleineres Säugetier, das sehr weit verbreitet war und als Haustier gehalten wurde«, sagte Savi. »Ich weiß nicht, weshalb die NMs es aussterben ließen. Vielleicht hat das Rubikon-Virus auch Hunde befallen.«
    »So etwas wie ein Pferd?«, fragte Daeman. Bis vor kurzem hatte er die riesigen, Furcht einflößenden Tiere im Turin-Drama noch für reine Fantasieprodukte gehalten.
    »Kleiner und

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