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Illettrismus Version Open Doc

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Titel: Illettrismus Version Open Doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: France Carol
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Soll ich dir auch noch die Nummer vorsagen?“, fragte sein Gegenüber mit ironischem Unterton.
    „Ja bitte. Die kann ich ohne Brille auch nicht richtig lesen.“
    Als Boris die vorgesagte Nummer eingetippt hatte, wartete er bis endlich jemand abnahm, um dann die Situation zu erklären und die Standortadresse durchzugeben. Als man ihn nach dem Namen und der Mitgliedernummer fragte, ließ er sich auch diese von Silas Kaufmann, so war der Name des ölverschmierten Anzugträgers, vorlesen.
    Nachdem er das Gespräch beendet hatte, steckte er Silas das Handy wieder in die Hosentasche und nickte in Richtung Firmengebäude: „Es wird etwa eine halbe Stunde dauern. Komm mit. Ich sperr dir auf, dann kannst du deine Hände waschen.“
    Ohne eine Antwort abzuwarten ging Boris voraus und holte den Schlüssel der Eingangstür hervor, um aufzuschließen. Er hielt Silas die Tür auf und wies ihm den Weg zu den Toiletten.
    „Danke, ich war heute den ganzen Tag hier in der Buchhaltung tätig, ich kenne mich also aus.“
    Das hätte er sich bei Silas Aufmachung auch denken können, stöhnte Boris in Gedanken auf, denn er hatte doch tatsächlich Michails Buchhaltungsfritzen angemacht. Nicht auszudenken, was er von seinem Chef zu hören bekam, wenn sich der biedere Herr Buchhalter bei Michail darüber beklagen würde. Somit war nun also klar, dass er die Finger bei sich behalten musste und Silas keine weiteren Avancen machen durfte. Schade, der Kleine war ein Leckerbissen, den man nicht alle Tage traf. Besonders diese grünen Augen! Wobei das eine Loch doch eigentlich war, wie das andere und wenn er die Kerle vor sich an die Wand stellte, um sie zu ficken, sah er deren Augen sowieso nicht. 
    Als Silas zurückkehrte verschloss er ohne weitere Worte die Eingangstür wieder, verabschiedete sich mit einem knappen ‚Na dann‘ und machte sich auf den Heimweg.
    ***
    Silas blickte dem großen Kerl nachdenklich hinterher. Dass sich dieser so schnell verabschiedet hatte, überraschte ihn, denn eigentlich hatte er zuvor das Gefühl gehabt, dass er von diesem angemacht worden war. Hatte er sich so getäuscht? Nein, die Äußerungen wie auch die Berührungen waren unmissverständlich gewesen, dennoch hatte der Typ plötzlich einen Rückzieher gemacht.
    Er hätte an sich gar nichts gegen ein kleines Tête-à-tête gehabt, denn der Kerl hatte überzeugende Attribute vorzuweisen. Mit diesem großen, muskulösen Körper, den fast schwarzen Haaren und den dunklen Augen entsprach er absolut Silas‘ Geschmack. Zudem kannte er ihn - wenn auch bloß vom Sehen her - glaubte sich sogar zu erinnern, dass er Boris hieß und zu einer Gruppe von Männern gehörte, die hauptsächlich aus Russland stammten.
    In der Gayszene war die Russentruppe unter den Bottoms ein Begriff und wurde von fast allen angehimmelt. Jeder dieser Kerle war attraktiv, Boris aber sah sensationell aus und hatte einen guten Ruf, weil er selbst bei den Schnellficks im Darkroom äußerst umsichtig vorging und stets bemüht war, seinen Sexualpartnern ebenfalls höchste Sinneslust zu verschaffen. Von all den Bottoms, die bereits einmal in den Genuss von Boris‘ Aufmerksamkeit gekommen waren, hatte Silas nur Gutes über den Russen gehört. Er ließ seine Fickpartner nach dem Akt nicht einfach links liegen, sondern grüßte oder sprach auch danach noch mit ihnen, obwohl er nur ganz selten ein zweites Mal mit demselben Kerl den Darkroom aufsuchte und auch nie jemanden zu sich nach Hause mitnahm. Er schien seine sexuelle Befriedigung ausschließlich im Darkroom zu stillen, was Silas‘ Meinung nach eindeutig darauf hinwies, dass der Russe keinerlei Interesse an tiefergehenden Beziehungen hatte.
    Obwohl Silas bereits seit bald vier Jahren im selben Club wie Boris verkehrte, hatte er nie den Mut aufbringen können, den Russen anzusprechen und er selbst war diesem wohl auch nie aufgefallen. Dass Silas nun aber die vielversprechende Chance eines Stelldicheins mit Boris durch die Lappen gegangen war, ärgerte ihn maßlos.
    In diesem Moment fuhr der Wagen der Pannenhilfe vor und ließ ihn erst einmal keinen weiteren Gedanken mehr an den Russen und die verpasste Gelegenheit verschwenden.
     
    Das Brummen des Handys unterbrach Silas‘ hartnäckige Diskussionen mit dem Werkstattchef, der den Vorwurf über mangelhafte Arbeit nicht anerkennen wollte.
    „Ja?“, zischte

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