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Illuminati

Illuminati

Titel: Illuminati Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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Realisten, die so zu den Seelen der Menschen sprachen, wie er es gerade tat –, die einzige Hoffnung der Kirche.
    Der Camerlengo wurde energisch. »Die Wissenschaftler, sagen Sie, werden uns retten. Die Wissenschaft, sage ich, hat uns zerstört. Seit den Tagen Galileos war die Kirche bemüht, den unbarmherzigen Vormarsch der Wissenschaften zu verlangsamen. Manchmal mit den falschen Mitteln, doch stets mit der besten Absicht. Dennoch waren die Versuchungen zu groß für die Menschen, um zu widerstehen. Ich warne Sie nachdrücklich – sehen Sie sich um. Die Wissenschaft hat ihre Versprechen nicht eingelöst. Diese Versprechen haben nichts weiter hervorgebracht als Umweltverschmutzung und Chaos. Wir sind eine zerrüttete und hektische Spezies, und wir bewegen uns auf einem Weg, der zu unserer eigenen Zerstörung führt.«
    Der Camerlengo schwieg für einen langen Augenblick und schaute mit festem Blick direkt in die Kamera.
    »Wer ist dieser Gott der Wissenschaft? Was ist das für ein Gott, der seinem Volk Macht anbietet, aber kein moralisches Rahmenwerk, das ihm sagt, wie diese Macht benutzt werden soll? Was ist das für ein Gott, der seinem Kind Feuer in die Hand drückt, ohne es zu warnen, dass es sich verbrennen kann? Die Sprache der Wissenschaft ist frei von Wegweisern; es gibt keine Abgrenzung von Gut und Böse. Wissenschaftliche Bücher zeigen uns, wie man eine nukleare Reaktion in Gang setzt, doch es gibt kein Kapitel, in dem wir gefragt werden, ob es eine gute oder eine schlechte Idee ist!
    An die Adresse der Wissenschaftler sage ich: Die Kirche ist müde. Wir sind erschöpft von dem Versuch, Ihnen den Weg zu weisen. Unsere Ressourcen sind verbraucht von unseren Anstrengungen, eine Stimme des Ausgleichs zu sein, während Sie blindlings weitereilen auf Ihrer Suche nach immer kleineren Chips und immer größerem Profit. Wir fragen nicht, warum Sie nicht selbst die Verantwortung für Ihr Tun übernehmen – aber wie könnten Sie auch? Ihre Welt dreht sich so schnell, dass Sie nicht eine Sekunde anhalten können, um über die Folgen Ihres Tuns nachzudenken. Sie entwickeln Massenvernichtungswaffen, doch es war der Papst, der durch die Welt reisen und die nationalen Führer um Zurückhaltung anflehen musste. Sie klonen lebende Wesen, doch es ist die Kirche, die uns alle daran erinnert, die moralischen Folgen solchen Handelns nicht aus den Augen zu verlieren. Sie ermutigen die Menschen, an Videoschirmen und Computern zu kommunizieren, doch wieder ist es die Kirche, die ihre Türen öffnet und uns anhält, persönlich miteinander zu reden, wie es unserer Natur entspricht. Sie ermorden Ungeborene im Namen einer Wissenschaft, die Leben retten soll. Und allein die Kirche wehrt sich dagegen.
    Trotzdem behaupten Sie, die Kirche sei ignorant. Wer ist unwissender, frage ich Sie? Der Mensch, der nicht weiß, wie ein Blitz zustande kommt, oder derjenige, der die furchtbare Kraft des Blitzes nicht respektiert? Die Kirche hat Ihnen stets die Hand entgegengestreckt. Sie hat jedem die Hand entgegengestreckt – und doch, je mehr wir helfen wollen, desto mehr schieben Sie uns von sich weg. Zeigen Sie uns den Beweis, dass es einen Gott gibt, fordern Sie von uns. Ich antworte Ihnen: Nehmen Sie Ihre Teleskope und schauen Sie hinauf zu den Sternen, und dann sagen Sie mir, wie es keinen Gott geben kann!« Der Camerlengo hatte Tränen in den Augen. »Sie fragen uns, wie Gott aussieht. Ich antworte, woher kommt diese Frage? Sehen Sie Gott denn nicht in Ihrer Wissenschaft? Wie können Sie ihn übersehen? Sie verkünden, dass die kleinste Änderung in der Gravitation oder dem Gewicht eines Atoms unser Universum zu einem leblosen Nebel gemacht hätte statt zu einem endlosen Meer aus Himmelskörpern, und doch können Sie darin die Hand Gottes nicht sehen? Ist es tatsächlich so viel einfacher zu glauben, dass wir zufällig die eine richtige aus Abermillionen Karten gezogen haben? Sind wir spirituell bankrott gegangen, dass wir lieber an eine mathematische Unmöglichkeit glauben als an eine Macht, die größer ist als wir?
    Ob Sie an Gott glauben oder nicht«, sagte der Camerlengo mit einer Stimme, die ganz leise und beschwörend wurde, »eines müssen Sie glauben. Wenn wir als Spezies den Glauben an eine Macht aufgeben, die über uns steht, geben wir zugleich unser Verantwortungsgefühl auf. Glaube… jeder Glaube ist eine Mahnung, dass es dort draußen etwas gibt, das wir nicht verstehen, etwas, dem gegenüber wir verantwortlich sind.

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