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Illuminati

Illuminati

Titel: Illuminati Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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glaube, es ist an der Zeit, dass du es erfährst.«
    Und dann hatte der Papst dem Camerlengo die unfassbare Wahrheit erzählt.
     

132.
     
    Der Camerlengo lag zusammengekrümmt auf dem nackten Boden vor dem Grab des heiligen Petrus. Es war kalt in der Nekropole, doch es half auch, das Blut zum Gerinnen zu bringen, das aus den Wunden floss, die er sich selbst beigebracht hatte. Hier unten würde Seine Heiligkeit ihn nicht finden. Niemand würde ihn hier unten finden…
    »Es ist eine komplizierte Geschichte«, erklang die Stimme des Papstes in seinem Verstand. »Es braucht Zeit, sie zu erklären…«
    Doch der Camerlengo wusste, dass keine Zeit der Welt reichen würde, um es zu erklären.
    Lügner! Ich habe an dich geglaubt! Gott hat an dich geglaubt!
    Mit einem einzigen Satz hatte der Papst die Welt des Camerlengos zum Einsturz gebracht. Alles, woran Carlo jemals geglaubt hatte, wurde vor seinen Augen vernichtet. Die Wahrheit bohrte sich mit einer solchen Wucht in sein Herz, dass er rückwärts aus dem päpstlichen Amtszimmer stolperte und sich in der Halle erbrach.
    »Warte!«, hatte der Papst gerufen und war ihm eilig gefolgt. »So warte doch! Lass es mich erklären!«
    Doch der Camerlengo war davongelaufen. Wie konnte Seine Heiligkeit erwarten, dass er noch mehr davon ertrug? Oh, diese elende Verderbtheit hinter alledem! Was, wenn jemand anders es herausfand? Welche Entweihung der Kirche! Bedeuteten die heiligen Eide des Papstes denn überhaupt nichts?
    Dann übermannte ihn der Wahnsinn, kreischte in seinen Ohren, bis er vor dem Grab des heiligen Petrus wieder zu sich fand. Und dort war es auch, dass Gott mit furchtbarer Macht über ihn gekommen war.
    ICH BIN EIN RACHSÜCHTIGER GOTT!
    Gemeinsam hatten sie Pläne geschmiedet. Gemeinsam würden sie die Kirche beschützen. Gemeinsam würden sie dieser gottlosen Welt den Glauben wiedergeben. Das Böse lauerte überall. Und doch war die Welt blind geworden! Gemeinsam würden sie den Schleier des Bösen lüften, bis die ganze Welt es sah… und dann würde Gott über sie kommen. Grauen und Hoffnung. Die Welt würde wieder glauben.
    Gottes erste Prüfung war weniger schrecklich, als der Camerlengo gedacht hätte. Er schlich sich in die päpstlichen Gemächer… zog die Spritze auf… bedeckte den Mund des Lügners mit einem Kissen, während sein Körper in Todeskrämpfen zuckte. Im Mondlicht sah der Camerlengo an den verzweifelten Augen des Papstes, dass dieser ihm etwas sagen wollte.
    Doch es war zu spät.
    Der Papst hatte genug gesagt.
     

133.
     

    Der Papst hat ein Kind gezeugt.«
    Der Camerlengo stand unerschütterlich in der Sixtinischen Kapelle, während er sprach. Sechs einzelne Worte; eine unfassbare Enthüllung.
    Das Kollegium schien wie ein Mann zurückzuzucken. Die anklagenden Mienen der Kardinale verschwanden; stattdessen zeigte sich Entsetzen auf ihren Gesichtern, als betete jede Seele im Raum, der Camerlengo möge sich irren.
    Der Papst hat ein Kind gezeugt.
    Langdon spürte, wie der Schock auch vor ihm nicht Halt machte. Vittorias Hand in der seinen zuckte, als Langdons Verstand, bereits überlastet mit unbeantworteten Fragen, darum kämpfte, einen festen Halt zu finden.
    Die Äußerung des Camerlengos schien eine Ewigkeit in der Luft zu hängen. Selbst in den wahnsinnigen Augen Ventrescas sah Langdon nichts als feste Überzeugung. Langdon versuchte sich einzureden, dass er sich irrt irgendeinem grotesken Albtraum befand und bald wieder in einer Welt erwachen würde, die vernünftig war, Sinn ergab.
    »Das ist eine Lüge!«, rief einer der Kardinale.
    »Das kann nicht sein!«, protestierte ein weiterer. »Seine Heiligkeit war der aufrichtigste Mann, den ich je gekannt habe…«
    Dann sagte Mortati mit dünner, verzweifelter Stimme: »Meine Freunde, was der Camerlengo gesagt hat, ist die Wahrheit.«
    Jeder Kardinal in der Kapelle fuhr zu ihm herum, als hätte Mortati eine Obszönität von sich gegeben. »Der Papst hat tatsächlich ein Kind gezeugt.«
    Die Kardinale erbleichten.
    Der Camerlengo sah den alten päpstlichen Zeremonienmeister wie betäubt an. »Sie wussten es? Aber… aber wie konnten Sie davon wissen?«
    Mortati seufzte. »Als Seine Heiligkeit gewählt wurde, war ich der Advocatus Diaboli.«
    Alle stöhnten auf.
    Langdon verstand. Es bedeutete, dass die Information wahrscheinlich den Tatsachen entsprach. Der berüchtigte Advocatus Diaboli war die Autorität, wenn es um skandalöse Informationen im Vatikan ging. Leichen im Keller eines

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