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Illusion - das Zeichen der Nacht

Illusion - das Zeichen der Nacht

Titel: Illusion - das Zeichen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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sich übergeben.
    »Es geht nicht«, murmelte sie, gegen das Gewicht ihrer Lider ankämpfend. »Tut mir leid, es geht nicht … Ich kann mich nicht erinnern.«
    Der Unbekannte nickte. In seinem Gesicht spiegelte sich tiefes Mitgefühl und auch so etwas wie Angst. »Dann muss ich nachhelfen. Anders wäre es mir lieber gewesen, denn was ich dir jetzt zeige, wird dir großen Schmerz zufügen. Aber wir können nicht länger warten. Sieh mich gut an, Jana. Sieh dir meine Hand an.«
    Jana gehorchte, ohne auf den Klang ihres eigenen Namens zu reagieren. Die Hand des Unbekannten steckte in einem Handschuh aus elfenbeinfarbenem Satin.
    »Tut mir leid, Jana. Egal, was passiert, sieh nicht weg.«
    Mit den Fingern der gesunden Hand begann der Mann, sich den Handschuh abzustreifen. Jedes Mal wenn er an einem der Stofffinger zog, stöhnte er leise auf. Er schien schrecklich zu leiden und sein Schmerz wurde immer größer, je mehr von seiner Hand zum Vorschein kam.
    Wenn das da überhaupt eine Hand war …
    Fasziniert betrachtete Jana das wunderschöne Gebilde, das bis eben unter dem Handschuh verborgen gewesen war. Es war ein ausgeklügeltes Gefüge aus Knochen, Muskeln und Blutgefäßen, dreidimensional gezeichnet mit einer schwarzen Tinte, die offensichtlich magische Eigenschaften hatte. Je nach Lichteinfall schimmerte die Tinte an manchen Stellen silbrig, an anderen rot oder blau. Und das Spiel von Licht und Widerschein entlockte dem filigranen Konstrukt aus körperlichen Elementen unendlich viele verborgene Zeichen.
    Jana streckte die Hand aus, außerstande, so viel Schönheit zu widerstehen.
    Als sie die dreidimensionale Zeichnung berührte, durchzuckte sie ein unerträglicher Schmerz. Ein Schmerz, der aus Erinnerungen gewebt war, manche so beängstigend, dass sie alles getan hätte, um ihnen zu entkommen und sich wieder ins Vergessen zu flüchten.
    Doch das war nicht mehr möglich. Sie hatte die magische Wunde berührt, die Wunde, die die ganze Macht der alten Symbole enthielt.
    Sie hatte Herus Wunde berührt.
    Ihr Blick traf sich mit dem des Wächters. Nie hatte sie sich gefragt, welche Spuren sein Kampf mit David bei ihm hinterlassen hatte, als beide in der heiligen Höhle aufeinandergetroffen waren. Jetzt wusste sie es: Herus Wunde war das Gegenstück zu der ihres Bruders. Es war, als hätten beide dort, wo ihre Körper zusammengeprallt waren, einen Teil ihres Wesens ausgetauscht. Auf Davids Hand hatte sich die Abwesenheit von Symbolen eingeschrieben, in der sein Gegner jahrhundertelang gelebt hatte. Und auf Herus Hand zeichnete sich der Reichtum von Davids künstlerischer Vorstellungskraft ab.
    Jana bekam eine Gänsehaut. Es wunderte sie überhaupt nicht, dass beide Wunden für ihr jeweiliges Opfer so schmerzhaft waren.
    »Wie ich sehe, weißt du jetzt wieder, wer du bist.« Sanft zog Heru das zarte, durchsichtige Gebilde zurück, in das sich seine Hand verwandelt hatte. »Tut mir leid, Jana. Ich weiß, dass du dich lieber nicht daran erinnert hättest.«
    Jana sah zum Bett, wo David lag, zitternd vor Fieber. »Nein, im Gegenteil, ich muss mich bei dir bedanken.«
    Der Schatten, der sich über den Teppich und die venezianischen Möbel gelegt hatte, war noch dichter geworden. Als Jana es bemerkte, sah sie zu dem schwarzen Rechteck des Fensters hinauf.
    »Wie spät ist es?«, fragte sie erstaunt. »Als ich hergekommen bin, weil ich meinen Bruder sehen wollte, muss es vier oder fünf Uhr morgens gewesen sein. Ich glaube, ich habe gesehen, wie es hell wurde … Warum ist es schon wieder Nacht? Wie viel Zeit ist vergangen?«
    »Es ist nicht Nacht, Jana. Es ist immer noch Tag. Diese Dunkelheit ist künstlich. Das ist sein Werk. Er ist mächtiger, als wir alle gedacht haben.«
    Jana nickte. Sie brauchte nicht zu fragen, wen Heru meinte. Sie wusste, dass er vom Nosferatu sprach.
    Ein letztes Mal ließen ihre Augen sich von der schwarzen Leere fangen, die auf der Brust ihres Bruders David lag. Sie konnte ihre ungeheure Anziehungskraft deutlich spüren. Doch diesmal würde sie ihr nicht nachgeben.
    Weglaufen hatte keinen Sinn. Das würde dem Nosferatu nichts anhaben. Dann vergaß sie höchstens, dass er noch da war, dass er auf der Lauer lag, um mit seiner Zerstörungswut bis in die letzten Ecken vorzudringen.
    »Wenn du willst, kannst du dich ein bisschen ausruhen.« Heru versuchte zu lächeln. »Schließlich ist es egal, was du tust oder was wir alle tun. Nichts kann ihn aufhalten.«
    »Ich werde ihn aufhalten. Ich will es

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