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Illusion - das Zeichen der Nacht

Illusion - das Zeichen der Nacht

Titel: Illusion - das Zeichen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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zumindest versuchen. Jetzt fühle ich mich dazu in der Lage. Deine Wunde hat mir Kraft gegeben, Heru. Danke, dass du sie mir gezeigt hast.«
    Heru nickte. »Ich wusste, dass sie dich wachrütteln würde. Sie ist grauenhaft, darin besteht ihre Macht.«
    »Grauenhaft?« Jetzt zeichnete sich Mitgefühl auf Janas Gesicht ab. »Sie ist unglaublich schön, Heru, ein richtiges Wunder. Irgendwann kannst du das auch sehen.«
    Herus Miene verfinsterte sich. »Das sehe ich jetzt schon, Jana. Bloß schade, dass es zu spät ist.«
    »Warum sagst du das?«
    Herus grüne Augen richteten sich auf das schwarze Loch auf Davids Brust. »Weil ich all das hätte verhindern können. Ich hatte die Möglichkeit dazu, aber ich wollte nicht. Ich war zu sehr mit mir selbst beschäftigt. Damit, mich gegen die Schönheit dieser seltsamen Hand zu wehren, mit der ich für immer leben muss.«
    Jana erschauerte, als hätte sich eine Schlange aus Eis um ihre Wirbelsäule gewunden. »Ich verstehe kein Wort, Heru.«
    »Komm mit, dann verstehst du alles. Dann begreifst du, was wirklich los ist. Und dann verfluchst du mich sicher dafür, dass ich dich aus dem Vergessen zurückgeholt habe und dich zwinge, wieder zu leiden.«

Viertes Buch
    Das Buch des Lebens

Kapitel 1
    I m Flur brannte Licht. Jana sah zum anderen Ende, wo sich die Treppe befand. Etwas war anders, aber sie wusste nicht genau, was.
    Bevor sie die Tür zu Davids Zimmer hinter sich schloss, blieb sie stehen und sah noch einmal zögernd zum Bett zurück. »Wir sollten ihn nicht allein lassen. Es geht ihm so schlecht.«
    »Mit David passiert das Gleiche wie mit der ganzen Stadt«, erklärte Heru. »Es handelt sich um eine Seuche, Jana, einen Virus, der sich bis in die letzte Ecke Venedigs ausgebreitet hat. Dahinter steckt er. Der Nosferatu.«
    »Aber du bist gesund und ich auch.«
    »Diese Seuche richtet sich nicht gegen die Menschen, sondern gegen die Schönheit der Stadt, gegen die Gebäude, die Bilder … Gegen alles Künstlerische, das sich hier befindet.«
    »Sie befällt nicht die Menschen?« Jana schloss die Tür und sah Heru verblüfft an. »Und was ist dann mit David?«
    »Du kennst deinen Bruder besser als ich. Allerdings kenne ich ihn mittlerweile auch ziemlich gut.« Er strich mit finsterer Miene über den elfenbeinfarbenen Handschuh. »David ist ein Künstler. Er lebt, um Neues zu kreieren, um sich in seiner Kunst auszudrücken. Deswegen hat die Seuche auch ihn befallen, vermute ich.«
    »Aber warum?« Janas Frage hallte an der gewölbten Decke des Flurs wider wie ein verzweifelter Aufschrei. »Warum tut er uns das an? Es ist doch Alex, um Himmels willen! Es ist Alex – oder zumindest ein Teil von ihm.«
    »Es ist nicht Alex, Jana, es ist der Nosferatu. Alex ist für ihn nur ein Werkzeug, das er benutzt, um seine Ziele zu erreichen. Ich glaube, mit alldem will er dich letztlich nur dazu zwingen, den Palast zu verlassen und dich ihm zu stellen. Hier drin bist du geschützt, hier kann er dir nichts anhaben. Aber er weiß, dass du irgendwann hinausgehen wirst, dass du versuchen wirst, diese ganze Zerstörung aufzuhalten.«
    »Das weiß er, weil er mich kennt«, sagte Jana. »Er kennt mich durch Alex. Es ist so furchtbar …«
    Heru griff nach ihrer Hand und zog sie sanft in Richtung Treppe. »Komm, ich will dir etwas zeigen. Dann kannst du dir besser vorstellen, was eigentlich los ist.«
    Der Wächter öffnete die Tür des großen Salons im zweiten Stock, knipste das Licht an und trat beiseite, um dem Mädchen den Vortritt zu lassen.
    Als Jana den Raum betrat, hätte sie vor Entsetzen beinahe aufgeschrien. Die zehn Glühbirnen der beiden Kronleuchter schafften es kaum, Licht in den dichten Schatten zu bringen, der sich im ganzen Raum ausgebreitet hatte. Immerhin reichte ihr trüber Schein aus, um zu erkennen, auf welch beunruhigende Weise sich die unzähligen kostbaren Objekte, die sich hier befanden, verändert hatten.
    Es fing damit an, dass das Gemälde aus der Schule des Tintoretto, das einen berühmten venezianischen Kardinal darstellte, so dunkel geworden war, dass der Porträtierte praktisch nicht mehr zu erkennen war. Genauso verhielt es sich mit einem Landschaftsbild von Canaletto, das an der Wand gegenüber hing, und mit dem Fragment eines Freskos von Tiepolo, das aus einer Kirchenruine gerettet und in die Zimmerdecke eingearbeitet worden war. Die Marmorbüste des Kaisers Mark Aurel, die auf einer kleinen Säule zwischen den zwei großen Fenstern zum Canal Grande stand,

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