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Illusion - das Zeichen der Nacht

Illusion - das Zeichen der Nacht

Titel: Illusion - das Zeichen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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ihm nicht sagen?«
    Die beiden Geschwister sahen sich auf den Bildschirmen ihrer Computer sekundenlang an.
    »David, ich habe seit Tagen nichts von Alex gehört«, gestand Jana schließlich. »Selbst wenn ich es ihm hätte erzählen wollen, es wäre gar nicht gegangen. Ich erreiche ihn nicht.«
    Ein Funke Sarkasmus blitzte in Davids Augen auf. »Dein Freund meldet sich nicht?«, fragte er. »Hey, das Traumpaar hat Probleme … Wer hätte das gedacht!«
    »Das klingt, als würdest du dich freuen«, schnaubte sie mit einem wütenden Blick. »Na klasse, alle stehen mal wieder auf meiner Seite.«
    David seufzte müde. »Ach komm, Jana, jetzt mach kein Drama draus. Egal wo er steckt, er denkt bestimmt nur an dich. Ich habe noch nie einen Typen erlebt, der so verrückt nach einem Mädchen ist wie Alex. Wirklich, du musst dir keine Gedanken machen.«
    Jana nickte. Abgelenkt vom langen, klagenden Kreischen einer Möwe, schweifte ihr Blick kurz zum Fenster.
    Als sie das Räuspern ihres Bruders hörte, konzentrierte sie sich wieder auf den Bildschirm.
    »Hör zu«, sagte David. »Du brauchst Argos Auge nicht wegzuwerfen, wenn du nicht willst. Aber warte noch ein bisschen, bevor du entscheidest, was du damit machst. Ich will versuchen, mich über dieses Buch zu informieren. Du weißt ja, ich habe so meine Kontakte … Falls Argo sich diese Geschichte nicht ausgedacht hat, finde ich was heraus. Wenn es das Buch der Schöpfung wirklich gegeben hat, muss irgendjemand davon gehört haben.«
    Jana nickte nachdenklich. »Ist gut, dann warte ich. Was meinst du, wie lange brauchst du, bis du was weißt? Argo geht es sehr schlecht, er kann jeden Moment sterben.«
    »Zwei oder drei Tage. Wenn ich Glück habe, weniger. Komm, das ist doch nicht so tragisch«, fügte David hinzu, als er Janas erschrockenes Gesicht sah. »Es ist bestimmt nicht besonders prickelnd, noch ein paar Tage mit Nieve und Corvino zusammenzuleben, aber so schlimm kann es nun auch wieder nicht sein.«
    »Es ist nicht wegen ihnen, zumindest nicht nur. Mir fällt die Decke auf den Kopf, wenn ich nichts unternehme. Wenn es dieses Buch wirklich gibt, will ich es haben, hörst du? Und zwar sofort.«
    David sah ihr fest in die Augen. »Warum denn? Warum ist es so wichtig? Die Welt hat sich verändert, Jana. Nicht einmal das Buch der Schöpfung, falls es wirklich existiert, kann das Rad zurückdrehen.«
    »Dann ist es umso wichtiger. In der Welt, so wie sie jetzt ist, kann ich niemandem trauen. Deshalb darf ich nicht zulassen, dass dieses Buch jemand anderem in die Hände fällt. Ich tue es für uns alle. Für den Klan, für das Vermächtnis unserer Vorfahren – und auch für dich, David.«

Kapitel 10
    D er späte Nachmittag brachte unangenehmen Wind und dicke bleigraue Wolken, die sich in den Kanälen spiegelten und die ganze Stadt in sanftes silbriges Licht tauchten. Jana verbrachte mehrere Stunden am Fenster sitzend. Während sie das Hin und Her der Gondeln auf dem Canal Grande beobachtete, wurde ihre Laune immer schlechter und sie versuchte, ein Ventil zu finden, wie bei einem Dampfkochtopf, bei dem der Druck zu groß wird.
    Eigentlich hatte sie eines der Museen der Stadt besuchen wollen, es sich dann aber doch anders überlegt. Sie war einfach nicht aufnahmefähig. Ihr Blick wanderte immer wieder zum Handy. Alex rief immer noch nicht an. Sie hatte ihm ein paar SMS geschrieben, kurz, ungeschickt … und bestimmt auch irgendwie peinlich. Im Grunde machte es ihr mittlerweile nichts mehr aus zu zeigen, wie sehr sein Schweigen sie quälte. Sie wollte nur, dass er anrief, dass er sich verdammt noch mal endlich an sie erinnerte und zum Telefonhörer griff.
    Aber die Stunden verstrichen und ihr Handy blieb stumm, so stumm, als wäre es kaputt, als könnte es seine Funktion nicht mehr erfüllen und wäre zu einem sinnlosen, unbrauchbaren Gegenstand geworden.
    Es überraschte sie, wie schnell es dunkel wurde. Die Nacht brach schlagartig über die Stadt herein, als hätte im Himmel jemand einen Vorhang fallen lassen, der das Licht abschirmte.
    Fast im selben Moment klopfte es zaghaft an die Tür.
    »Jana, das Abendessen ist fertig«, sagte Nieve mit erhobener Stimme, damit Jana sie hörte. »Kommst du?«
    »Ich habe keinen Hunger.« Jana ging zur Tür, damit Nieve sie ebenfalls hören konnte. »Esst ruhig ohne mich.«
    Unentschlossen legte sie die Hand auf die Klinke. Vielleicht sollte sie Nieve zumindest kurz ins Gesicht schauen, damit die Wächterin nicht beunruhigt war. Aber

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