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Iloo - Die andere Welt (German Edition)

Iloo - Die andere Welt (German Edition)

Titel: Iloo - Die andere Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stappert
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weniger Wärme abgeben und dramatisch weniger Strom brauchen werden.

3. Anpassung
     
     
    Die vergangenen Wochen waren arbeitsreich. Es war Rainer überhaupt nicht so vorgekommen, aber er lebte bereits seit über zwei Monaten unter den Wissenschaftlern im Turm und seine wahre Identität war nicht aufgefallen. Jedermann in der Gilde hielt ihn für den geachteten Gelehrten Inolak. Die wenigen Momente, in denen er sich aus Sicht seiner Gildegenossen etwas eigenartig verhielt, ließ man ihm als Nachwirkungen seiner schweren Verletzungen gern durchgehen. Letztlich hatte er es den unermüdlichen Bemühungen Innilus zu verdanken, dass er sich so rasch einleben konnte. Immer wieder staunte er, zu was diese Feliden-Frau fähig war.
    Zu Anfang hatte er geglaubt, sein Vorhaben wäre zum Scheitern verurteilt, als er erleben musste, dass überhaupt nichts aus seinem Labor noch zu gebrauchen war. Viele Tage hatten Innilu und er sich abgeplagt, um den ganzen Müll und Schrott aus dem Raum zu entfernen, bis nur noch eine leere Halle übrig geblieben war. Rainer hatte insgeheim gehofft, während der Aufräumungsarbeiten irgendwann auf Reste von Inolaks Forschungsunterlagen zu stoßen, doch er fand nichts - nicht einmal verkohlte Fetzen. Er war sicher, dass jemand die Trümmer bereits vor ihnen durchsucht hatte und er hatte einen Mann namens Kebrak im Verdacht, konnte ihm jedoch nichts beweisen. Rainer hatte ungeheuer viel gelernt und kam oft schon ohne die Hilfe von Innilu zurecht, die in ihrer Arbeit als seine Assistentin voll aufging. Fast die gesamte neue Laborausstattung war auf ihre Planung zurückzuführen, auch wenn Rainer die Aufträge selbst erteilen musste. Im Laufe der Wochen war aus der schüchternen Dienerin eine selbstbewusste Frau geworden. Rainer kannte sie fast nicht wieder. Wenn er sie nun ansah, sah er sie mit anderen Augen. Es war ihm bisher nicht aufgefallen, wie toll sie eigentlich aussah. Sie war hochgewachsen und besaß ein unglaublich dichtes, seidiges Fell. Ihre schlanke Erscheinung, zusammen mit ihren geschmeidigen Bewegungen machten Rainer sicher, dass Innilu in ihrer Rasse eine Schönheit war. Sein Körper verriet es ihm, auch ohne überhaupt andere felidische Frauen zu kennen. Wenn er Innilus Blick richtig deutete, schien auch ihr seine Erscheinung nicht unangenehm zu sein. Sie waren sich allmählich auch persönlich näher gekommen. Die Fremdartigkeit, die er anfangs in ihrer Gegenwart empfunden hatte, gehörte der Vergangenheit an. Rainer fragte sich, ob das etwas zu bedeuten hatte. Er lebte nun schon seit Monaten in diesem Körper, und begann, ihn als seinen eigenen zu empfinden. Dabei war ihm sehr wohl bewusst, dass das nicht sein konnte. Manchmal begann er sich zu fragen, was mit dem eigentlichen Besitzer dieses Körpers - Inolak - geschehen war. Hatten sie womöglich ihre Körper getauscht? Lebte sein Körper auf der Erde etwa noch? Er verwarf diesen Gedanken, denn er konnte sich noch gut an seine letzten Eindrücke auf der Autobahn erinnern. Einen solchen Aufprall konnte man nicht überstehen. Aber wenn doch? Hätte er dann unter Umständen eine Chance auf eine Rückkehr in seine Heimat? Was würde geschehen, wenn plötzlich Inolaks Ego erscheinen würde und seinen Körper zurückfordern würde? Rainer schüttelte sich innerlich bei diesem Gedanken.
     
    Als einer der führenden Wissenschaftler der Gilde war es eine von seinen Aufgaben, den Planungssitzungen der Gildeführung beizuwohnen. Eines Tages zog ihn sein Ältester Loomak beiseite. »Inolak, mir ist zu Ohren gekommen, dass du dich mit deiner Dienerin in einer Weise beschäftigst, die für einen Mann dieser Gilde nicht gut ist. Kannst du mir das erklären?«
    »Innilu ist eine sehr intelligente Frau. Warum sollte ich ihre Fähigkeiten vergeuden? Ich setze sie zurzeit als meine Assistentin ein, und sie macht diese Arbeit hervorragend.«
    Loomak sah Rainer entgeistert an. »Sei vorsichtig mit dem, was du sagst, Inolak. Sie ist eine Frau. Damit ist sie eine Dienerin. Auch wenn sie intelligent ist, darf sie nicht die Arbeit eines Wissenschaftlers verrichten. Nachher glaubt sie noch, sie wäre Gleiche unter Gleichen. Inolak, ich will keinen Ärger in meiner Gilde. Einige Sektionen sind sehr beunruhigt.«
    »Ich habe das im Griff, Loomak«, versicherte Rainer.
    »Das will ich hoffen. Übrigens wünsche ich Dir viel Glück bei der nächsten Sitzung im zentralen Rat. Es wird Zeit, dass wir Wissenschaftler endlich die Bedeutung erlangen, die uns

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