Iloo - Die andere Welt (German Edition)
Ohren, worauf sie wohlig schnurrte.
»Sag mal Innilu«, fragte Rainer. »gibt es in eurer Gesellschaft eigentlich keine Paare?«
Innilu richtete sich ein wenig auf. »Wie meinst Du das?«
»Na ja, ich habe begriffen, dass es Männer gibt, die zu bestimmen haben - und Frauen, die Dienerinnen sind. Aber wo sind die Familien? Paare von Männern und Frauen? Wo sind eure Kinder? Ich habe überhaupt noch keine Kinder gesehen.«
»Selbstverständlich paaren wir uns«, lachte Innilu. »Wie sollte unsere Gesellschaft sonst Bestand haben. Kinder hast du noch nicht gesehen, weil sie hier oben im Turm nichts verloren haben.«
»Aber wer bekommt denn eure Kinder?«
»Was für eine dumme Frage Inolak - Frauen bekommen Kinder. So wird es wohl auch immer bleiben. Wenn eine Dienerin schwanger geworden ist, wird sie für einige Zeit in die Abteilung für Nachzucht gebracht, bis sie die Babys geboren hat und die Kleinen entwöhnt sind. Dann kümmern sich Dienerinnen für Ausbildung um die Kleinen und die Mutter kehrt wieder zu ihrer alten Dienerstelle zurück.«
»Dann haben Männer überhaupt nichts mit den Kindern zu tun?«
»Warum sollten sie? Sie haben wichtigere Aufgaben.«
»Innilu, es wundert mich ein bisschen, dass du so denkst, zumal wir ein Verhältnis haben, das doch von der Feliden-Norm abweicht. Aber hast du mir nicht gesagt, dass es unter Feliden viel kühler zugeht und die Männer lediglich die Nachkommen mit ihren Dienerinnen zeugen. Was erleben wir denn dann jetzt und hier?«
Innilu sah ihn aus großen Augen an. »Ich hab dir gesagt, wie es hier im Wissenschaftler-Turm läuft. Ich hab aber nicht gesagt, dass es nicht so etwas wie Liebe und Gefühle füreinander gibt. Ich hab so etwas leider bisher nicht kennengelernt und es wird - denke ich - auch nicht geduldet. Wir machen uns also schon wieder strafbar ...«
Sie schwieg einen Moment, dann stützte sie sich auf und legte ihren Kopf in ihre Hände.
»Erzähl mir, wie es bei euch in deiner alten Welt war. Wie sieht euer Zusammenleben aus, wenn dir unseres so fremd erscheint?«
»In meiner alten Welt schlossen Männer und Frauen - wenn sie sich liebten - eine Art von Vertrag. Wir nannten es Ehe. Dabei versprach man sich gegenseitig, einander treu zu sein und füreinander zu sorgen. Nicht immer klappte es mit dieser Ehe, weil Menschen sich auch änderten, aber eigentlich kam es zu solchen Paarbildungen. Männer und Frauen blieben zusammen und wurden im Idealfall gemeinsam alt. Sie bekamen Kinder und zogen sie gemeinsam auf, bis sie eines Tages erwachsen waren und das Haus verließen, doch auch dann blieben sie immer in Kontakt mit ihren Kindern und halfen ihnen bei Problemen.«
Innilu hatte aufmerksam zugehört und Rainer sah ihr an, dass es hinter ihrer Stirn arbeitete. Sie legte ihren Kopf wieder auf seinen Schoß und schloss die Augen. Dann fragte sie: »Ihr habt also einen Partner fürs Leben gewählt und mit ihm alles gemeinsam gemacht?«
Sie weiter hinter den Ohren kraulend, sagte er: »Ja, so in der Art. Wenn dann auch noch Kinder kamen, war man eine Familie. Das Wichtigste für uns Menschen war die Sicherheit unserer Familie.«
»Dann hattest du eine solche Familie?«, fragte Innilu. »Mit Frau und Kindern? Dann muss es doch hart für dich sein, hier zu sein.«
»Nein, ich hatte leider keine Familie. Ich war mit einer Frau verheiratet, doch leider hatten wir keine Kinder. Vielleicht wäre dann alles anders gekommen. Meine Frau und ich - wir haben uns nicht mehr verstanden. Sie hat mich verlassen.«
»Dann vermisst Du sie?«
»Nein, eigentlich nicht. Außerdem bin ich kein Mensch mehr, sondern Felide. Und in Gegenwart einer so schönen Felidin wie dir, werde ich mich sicherlich nicht nach einer anderen Frau sehnen.«
»Schmeichler«, sagte Innilu und schmiegte sich noch enger an ihn. Dann richtete sie sich auf und sah im in die Augen. »Aber das mit der Familie würde mir gefallen. »Tatsächlich?«, fragte Rainer. »Ich hatte gedacht, es läge in eurer Natur, die Partner zu wechseln und die Kinder zu verlassen.«
»Das kann man so nicht sagen. Vielen von uns Frauen fällt es schwer, ihre Kinder zurückzulassen, aber unser gesellschaftlicher Status lässt kein anderes Verhalten zu. Und Partnerwahl - die steht doch nur den Männern zu. Wenn sie sich fortgepflanzt haben, ist die Frau nicht mehr so interessant. So läuft es halt.«
»Warte mal - wer bestimmt denn, dass es so laufen muss? Wo sind diese Gesetze festgelegt?«
»Das sind die
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