Iloo - Die andere Welt (German Edition)
Gildestatuten. Dort ist die Gesellschaft definiert. Bei fast allen Gilden gibt es solche Regeln. Nur die Priestergilde hat eine Lockerung beschlossen, wofür sie von den übrigen Gilden verspottet wird.«
»Mit anderen Worten: Hat man die Macht, die Gildestatuten zu ändern, könnte man das gesamte gesellschaftliche Leben innerhalb der Gilde ändern?«
»Theoretisch ja, aber dazu müsstest Du der Älteste der Gilde sein.« Innilu sah Rainer forschend an. »Worauf willst du eigentlich hinaus? Was hast du vor?«
In Rainer reifte allmählich ein Plan. Noch war alles vollkommen vage, aber er sah ein Ziel vor sich. War es schon Zeit, Innilu damit zu belasten? Warum eigentlich nicht, denn sie war eine der Hauptpersonen seines Planes.
»Ich muss etwas wissen Innilu. Sollte es eine Möglichkeit geben, dass Feliden eine Familie gründen können und dürfen - könntest du dir vorstellen, das mit mir zu tun? Kinder haben, gemeinsam alt werden, einander treu sein? Was meinst du?«
Innilu war erst sprachlos und sah ihn entgeistert an.
»Aber ... liebst Du mich denn, Inolak?«, fragte sie. »Sodass du mit mir dein Leben teilen willst?«
»Hast du es denn noch nicht gemerkt, Innilu? Ich war zwar in meiner alten Welt verheiratet, aber ich habe jetzt das Gefühl, als wenn ich zum ersten Mal begreife, was Liebe eigentlich bedeutet. Ja, ich möchte mit dir mein Leben teilen - wenn du mich lässt. Wir sind uns in den letzten Wochen so nahe gekommen, dass ich dich sehr gut kennen lernen konnte. Ich bin mir meiner Sache sehr sicher.«
Das war zu viel für Innilu. Ihr Gesichtspelz wurde feucht vor Tränen und sie warf sich heftig in Rainers Arme.
»Das will ich auch«, sagte sie schluchzend. »Doch wird es leider ein Traum bleiben müssen.«
»Das würde ich so nicht sagen«, sagte Rainer. »Hör zu und erzähle es niemandem. Ich habe mit dem Fernsprecher eine Verbindung zu Eluak von den Technikern aufgenommen und mich mit ihm unterhalten. Er teilte mir mit, dass vor Kurzem ein Wissenschaftler namens Kebrak bei ihm vorstellig wurde, um ihm Forschungsunterlagen von Inolak anzubieten. Kebrak wollte im Gegenzug eine beachtliche Summe einfordern. Eluak lehnte ab, weil die Unterlagen nicht brauchbar waren. Fest steht aber, dass Kebrak genau wusste, woran Inolak arbeitete und seine Unterlagen gestohlen hatte. Er soll sogar davon gesprochen haben, dass Inolak einem Unfall zum Opfer gefallen sein sollte - einen Tag, bevor die Explosion stattfand. Ich habe Eluak am Fernsprecher erklärt, wie er aus Teklen und Obiten einen Transistor bauen kann und was dieser leisten kann. Eluak ist sehr geschickt und hat bereits einen Prototyp gebaut, den er gern im meinem Beisein testen möchte. Wenn die Versuche gelingen, wird mir die Techniker-Gilde eine traumhafte Summe für die Rechte am Transistor bieten. Ich habe meine Hausaufgaben gemacht - da sich die verwendeten Erkenntnisse nicht auf Forschungsarbeit stützen, die durch die Gilde finanziert wurde, bin ich rechtmäßiger Eigentümer der Vermarktungsrechte.«
»Das bedeutet, dass du sehr wohlhabend sein wirst.«
»Hör weiter zu: In drei Wochen findet die nächste Sitzung des zentralen Rates statt und ich werde dabei sein. Jeder geht davon aus, dass ich dort für die Wissenschaftler-Gilde sprechen werde und ihr eine Führungsposition im Gildesystem verschaffen werde. Einer der Punkte wird das Disziplinierungsgesetz sein, das der echte Inolak bereits eingebracht hatte. Ich werde vor dem Rat die Gesetzeseingabe unter Hinweis auf das Gesetz zur Vermeidung unmoralischer Verhaltensweisen zurückziehen. Dieses Gesetz wurde vor vielen Jahren von den Priestern eingebracht, kam jedoch nie zur Anwendung. Dennoch hat es Gültigkeit und ist auf Verlangen anzuwenden. Als letzten Schritt werde ich die Registrierung einer eigenen Gilde beantragen.«
»Du willst was tun? Niemand kann eine Gilde registrieren lassen. Dazu musst du einen eigenständigen Berufszweig benennen, der von keiner der bestehenden Gilden abgedeckt wird. Außerdem ist so etwas so teuer, dass es sich keiner leisten kann. Inolak, du schießt über das Ziel hinaus. Sei lieber vorsichtig, sonst riskierst du noch den Ausstoß aus der Wissenschaftler-Gilde.«
Rainer schüttelte energisch den Kopf. »Ich erfülle alle Voraussetzungen, Innilu! Den erforderlichen Sitz im Rat habe ich, die finanziellen Mittel erhalte ich durch den Transistor von der Technikern.«
»Wenn er funktioniert«, unterbrach Innilu.
»Er wird funktionieren. Er hat ja
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