Iloo - Die andere Welt (German Edition)

Autounfall auf der Autobahn. Sie sind mit Ihrem Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit auf das Ende eines Staus aufgefahren. Es ist ein Wunder, dass die Feuerwehr Sie noch aus dem Wrack befreien konnte und Sie rechtzeitig hier im Krankenhaus waren. Unter normalen Umständen hätten wir keine Chance gehabt, Sie zu retten.«
    Die Gedanken in Inolaks Kopf rasten. Die Umgebung war ihm vollkommen fremd. Der Arzt erzählte eine Geschichte, der er nur schwer folgen konnte und auch der Unfall hatte sich in seiner Erinnerung ganz anders abgespielt.
    »Bitte geben Sie mir einen Spiegel, Dr. Falk«, bat er. »Ich möchte mich ansehen.«
    »Ich muss Sie warnen, Herr Kornmänger«, sagte Dr. Falk. »Ihre Gesichtswunden sind noch nicht vollständig abgeheilt. Es sieht nicht besonders schön aus. Aber das wird wieder.«
    »Bitte, den Spiegel«, bat Inolak noch einmal.
    Dr. Falk ging zum Handwaschbecken in der Ecke des Zimmers und nahm den dort angebrachten Spiegel von der Wand. Anschließend hielt er ihn seinem Patienten so hin, dass dieser sich darin betrachten konnte. Inolak war sprachlos, obwohl er sich inzwischen fast so etwas gedacht hatte. Sein Gesicht war von einigen noch nicht richtig verheilten Wunden gezeichnet. Aber es war klar erkennbar, dass es nicht das Gesicht eines Feliden war, sondern dass es genau so nackt war, wie das des Arztes. Er wusste zwar nicht, was hier genau vor sich gegangen war, doch schien es so zu sein, dass er im Körper eines wildfremden Wesens in einer fremden Welt steckte. Er kämpfte die aufkeimende Panik nieder und versuchte, Ordnung in seine Gedanken zu bekommen. Wenn er tatsächlich auf Dauer hier feststeckte, musste er unbedingt dieses Krankenhaus verlassen. Seine bisherigen Äußerungen mussten bereits den Eindruck erweckt haben, dass er geistig nicht ganz klar war. Er musste unbedingt einen für die Ärzte normalen Eindruck hinterlassen. In diesem Moment betrat Schwester Vanessa mit einem weiteren Arzt den Raum. Es fiel Inolak auf, dass diese Wesen – diese Menschen – offenbar ihre Körper mit einem Stoff bedeckten. Lediglich die Dienerin trug nur ein recht kurzes Kleidungsstück, das ihre nackten Beine frei ließ. Diese Information musste er sich merken: Wesen mit nackten Beinen waren offenbar Dienerinnen.
    »Ah, Herr Kollege, gut, dass Sie sofort gekommen sind«, sagte Dr. Falk. »Unser Patient lag seit vier Wochen im Koma und ist erst vor drei Tagen wieder erwacht. Seit dieser Zeit scheint er unter Gedächtnisstörungen zu leiden. Er glaubt, dass er kein Mensch, sondern ein Wesen namens Felide ist und in einer Welt mit Namen Iloo lebt. Wir vermuten, dass es Nachwirkungen des langen Komas sind. Ich würde es aber begrüßen, wenn Sie sich meinen Patienten einmal ansehen würden – nur um sicher zu gehen.«
    Dr. Tieserhoff nickte. »In Ordnung, ich werde mich mit ihm unterhalten. Vielleicht sollte Schwester Vanessa dabeibleiben, für den Fall, dass ich sie brauche.«
    »Das geht in Ordnung«, meinte Dr. Falk. »Nicht wahr Vanessa? Sie leisten Dr. Tieserhoff noch etwas Gesellschaft. Ich muss leider los zur Visite. Ich schaue später wieder herein.«
    Er gab seinem Kollegen noch eine Mappe mit Aufzeichnungen und ging dann.
    Dr. Tieserhoff setzte sich auf einen Stuhl neben Inolak. »Ich bin Dr. Tieserhoff. Sie haben ja selbst gehört: Dr. Falk möchte, dass wir uns einmal unterhalten. Erzählen Sie mir doch einfach, an was Sie sich erinnern können.«
    »Sie sind auch ein Heiler?«, fragte Inolak.
    »Bei uns nennt man das Arzt«, korrigierte Dr. Tieserhoff lächelnd. »Bei Ihnen in Iloo sagt man also Heiler dazu?«
    Inolak wurde vorsichtig. »Darf ich fragen, was Sie für ein Arzt sind?«
    »Sicher. Ich leite die psychiatrische Abteilung hier im Haus. Dr. Falk bat mich nur, mich mit Ihnen zu unterhalten, um herauszufinden, ob sie in Ordnung sind.«
    »Natürlich bin ich in Ordnung!«, entgegnete Inolak heftig. »Ich brauche niemanden, der das Innere meines Kopfes nach außen kehrt.«
    Tieserhoff hob abwehrend die Hände. »Darum geht es doch überhaupt nicht. Ich kann durchaus erkennen, dass sie organisiert sind und ihre Umgebung realistisch wahrnehmen. Trotzdem müssen wir uns über Ihre Aussagen unterhalten, sie seien ein Felide und stammen von Iloo. Was ist Ihrer Meinung nach ein Felide und wo liegt dieses Iloo?«
    Inolak schluckte. Seine Gedanken rasten. Wenn er nun von Iloo erzählte, würden seine Chancen, dieses Krankenhaus zu verlassen, sinken.
    »Mein Name ist Kornmänger«, sagte