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Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Titel: Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Guthann
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Natalja zuckte unter den lauten Worten wie unter einem Peitschenhieb zusammen.
    „Ihr werdet es bereuen“, versetzte sie. „Wenn Ihr meine Hilfe nicht annehmt, ist Eure Schwester noch vor Mitternacht tot!“
    Fay lief eine Gänsehaut über den Rücken. War dieses Mädchen vielleicht selbst eine Hexe? Und was, wenn diese sagenumwobene Heilerin tatsächlich Lucys letzte Hoffnung war?
    Sie warf der kranken Schwester einen langen Blick zu und willigte schließlich ein.
    „Also gut. Ich komme mit. Aber Gnade dir Gott, wenn du mich in eine Falle lockst.“
    „Nein, gewiss nicht. Kommt nur schnell. Wir müssen sie erwischen, bevor die Sonne untergeht. Dann geht sie nämlich in die Wälder, um Kräuter zu sammeln. Rasch! Eilt Euch!“
    Fay schob sich durch den Türspalt, schloss zweimal ab und folgte dem Mädchen zum hinteren Ausgang des Wirtshauses.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    6. Die Heilerin von Usonday
     
     
     
     
    Die Sonne begann bereits zu sinken. Ihr Glanz lag wie eine rote Kugel auf der Stadtmauer und drohte im dichten Grün der Wälder von Ayn zu verschwinden.
    Es wurde kühl. Nebelschwaden zogen aus den Wäldern und begannen über die Mauern und Häuser zu kriechen. Trotzdem herrschte noch reges Treiben in der Stadt.
    Natalja huschte so gewandt und rasch vor Fay durch die engen Hintergassen, dass die junge Prinzessin kaum Schritt zu halten vermochte.
    Sie begegneten allerlei Leuten, die Natalja zu kennen schien. Es waren heruntergekommene Männer und Frauen, die ihr Leben wahrscheinlich mit Betteln und kleinen Räubereien bestritten.
    Über Brücken und Treppen aus glatt poliertem Holz, gelangten sie in die höheren Bereiche der Stadt. Arkadengänge schwebten, noch vom Abendlicht beschienen, über den Bauwerken der unteren Straßen. Hier trafen sie auf einfache, aber sauber gekleidete Bürger, die, sich unterhaltend, über die Gänge flanierten.
    Fay ließ ihren Blick frei über Falgamond hinwegschweifen. Vater hatte nie ein gutes Wort für diese Stadt übriggehabt. Alles sei zu eng aneinandergebaut, und man fühle sich wie in einem Hasenbau gefangen. Aber nun, da Fay selbst über die hochgewölbten Brücken eilte, fand sie die Stadt wunderschön und tröstlich.
    „Es ist nicht mehr weit“, versprach Natalja und wandte sich zu der Prinzessin um.
    „Ihr habt so schönes und gepflegtes Haar“, merkte sie an.
    „Danke“, entgegnete Fay knapp.
    „Kommt Ihr aus Shidabayra?“
    „Ja.“
    „Lebt Ihr dort bei Hofe?“
    Fay presste die Lippen aufeinander und beschloss, gar nichts mehr zu sagen. Niemand durfte wissen, wer sie war. Natalja gab es nach ein paar auffordernden Blicken schließlich auf und zuckte nur mit den Schultern.
     
    Sie kletterten eine lange Wendeltreppe hinunter und fanden sich neuerlich auf dem Grund der Stadt wieder, wo das Sonnenlicht zusehends verblasste. Es wurde kühl, und der Nebel verschleierte die Häuserkanten und Straßenecken. Ein übler Geruch zog ihnen entgegen, und auf einmal standen sie vor einem alten, zur Seite geneigten Haus, vor dessen Mauern allerlei Gesindel herumlungerte.
    Fay folgte Natalja über eine knarrende Treppe ins Innere des Gebäudes. Es war hier zu finster, um etwas erkennen zu können. Ein Geruch nach Urin und Fäulnis hing in der Luft. Die Prinzessin presste sich einen Ärmel vor den Mund. In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie einen ähnlichen Ort betreten.
    Natalja folgte einer krummen Treppe nach oben. Dann ging es einen schmalen Flur entlang, der scheinbar direkt in die Finsternis zu führen schien.
    Schließlich standen sie vor einer geöffneten Türe, aus der goldener Lichtschein flutete und einen märchenhaften Glanz auf Fays helles Haar zauberte.
    Angenehme Wärme umhüllte sie, als sie in eine große Stube traten, die ganz und gar nicht zu dem
    heruntergekommen Bauwerk passen wollte.
    Alles hier war sauber und ordentlich aufgeräumt. In einem großen Kamin aus Elfenholz, brannte ein wärmendes Feuer. Die Möbel wirkten edel, und die Wände waren von hohen Regalen gesäumt. Hier standen mehr Bücher, als Fay je auf einem Fleck gesehen hatte. In den Fenstern baumelten aus Seide gewobene Traumfänger und leise klingende Windspiele. Die Luft roch nach Pfefferminze und Thymian.
    Prinzessin Faydon atmete tief ein und merkte, wie die Anspannung langsam von ihr abfiel.
    Eine dicke, alte Frau stand vor einem der Regale und hielt ein Buch in der Hand. Sie trug einen tief ins Gesicht gezogenen

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