Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)
erfrischenden Bad im Sommer. Der Geschmack nach Lavendel war auf einmal alles, woran sie denken konnte.
„Wo ist Lucil jetzt?“, wollte die Heilerin alarmiert wissen.
„Im Wirtshaus zum Alten Anger“, antwortete Natalja statt Fay. Sie hatte mit hochrotem Kopf zugehört und konnte noch immer nicht fassen, dass sie einer waschechten Prinzessin gegenübersaß.
Miro fuhr von ihrem Sessel hoch, dass das Tischchen, nebst Geschirr, beunruhigend klapperte. „Ich richte mich her, du nimmst meine Tasche!“, kommandierte sie, und Natalja huschte davon wie ein Schatten.
Fay trank hastig ihren Tee aus (bis auf das letzte Schlückchen) und stellte sich dann zur Türe, um den anderen beiden nicht im Weg zu sein.
Miro stülpte sich einen großen Hut über und warf sich einen mottenzerfressenen Mantel um die Schultern, dann griff sie nach einer riesigen Stofftasche, die Natalja ihr entgegenhielt und trat neben Fay.
„So, es kann losgehen. Bleibt dicht hinter mir, Falgamond ist um diese Zeit ein gefährliches Pflaster.“
7. Das Zeichen der Drachenhüter
Eine halbe Stunde später standen sie in der Wirtsstube des Gasthauses Zum Alten Anger. Fay schwirrte noch der Kopf von all den Eindrücken, die sie auf dem Weg hierher gesammelt hatte. War der Hinweg schon abenteuerlich gewesen, so hatte der Weg, den die Heilerin zurück gewählt hatte, noch ganz andere Mysterien offenbart.
So waren sie zum Beispiel die halbe Strecke bis hierher über ein Brückengeländer gerutscht. Fay schmerzte jetzt noch der Allerwerteste, und Natalja war bei dieser Gelegenheit in den Kanal gefallen. Triefendnass stand sie jetzt neben ihnen und zog die Blicke der späten Gäste auf sich.
„Ihr macht mir ja den Dielenboden ganz nass!“, herrschte der Wirt die neuen Gäste an, bis er in Miros Gesicht blickte und erstarrte.
„Hochverehrte Heilerin ...“, begann er zu stammeln, dann verbeugte er sich zum Amüsement der Gäste.
„Ich habe keine Zeit. Eine junge Frau im oberen Stock bedarf meiner Hilfe“, erklärte die Heilerin von Usonday, und die ganze Abordnung rauschte am Wirt des Alten Angers vorbei und die Treppe hinauf.
Lucy ging es sehr viel schlechter, als zu dem Zeitpunkt, da Fay sie verlassen hatte. Sie war schweißüberströmt und schien zu phantasieren.
Fay krampfte es das Herz zusammen, als sie die Schwester so sah. Sie fühlte sich schrecklich schuldig. Wenn sie die schüchterne Lucy nicht überredet hätte, diesen verrückten Plan zusammen mit ihr in die Tat umzusetzen, dann wären sie jetzt nicht hier. Dann wäre Lucy jetzt nicht krank!
„Macht die Fenster auf!“, kommandierte Miro. Im Moment erinnerte nichts mehr an die liebenswürdige Frau, die Lavendeltee für Fay gekocht hatte.
Fay und Natalja rissen die kleinen Fenster mit den unterteilten Butzenscheiben auf und kühle, dunstige Luft kam ins Zimmer geströmt.
Miro schüttelte den schäbigen Mantel ab und stellte ihre riesige Tasche auf das Fußende des Bettes. Sie begann mit einer Hand darin herumzukramen, während sich in Fays Hals ein dicker Kloß bildete.
Wenn Miro nun Hexenmittel bei Lucys Heilung verwendete? Wie sollte sie das ihrem Vater erklären, und außerdem ... wäre Lucy dann nicht verhext oder verflucht...?
Als die Heilerin eine große Kristallkugel hervorzog, trat Fay auf sie zu und rief: „Was ist das?!“
Natalja schlang ihre Arme um sie und hielt sie fest.
„Wenn du willst, dass deine Schwester lebt, dann sei jetzt einfach still“, zischte das Mädchen Fay ins Ohr.
Miro schüttelte missbilligend den Kopf und holte einige Kräuterbündel aus der Tasche, die sie auf der mottenzerfressenen Bettdecke verteilte. Ein schwerer Geruch nach den verschiedensten Kräutern und Gräsern breitete sich aus und benebelte Fays Sinne.
Lucy bewegte sich unruhig und murmelte im Schlaf unverständliche Dinge.
Miro setzte sich auf die Bettkante und begann die dunkelhaarige Prinzessin zu untersuchen. Dabei machte sie immer wieder Hmhm , als würden sich gewisse Vermutungen bestätigen.
Als sie die Stirn der jungen Frau untersuchte, meinte sie: „Hab ich’s mir doch gedacht!“ und sprang sofort geschäftig auf. Sie holte eine Phiole aus der Tasche, zerbröselte ein paar Kräuter, stopfte sie hinein und vermengte sie mit etwas Wasser, das in einer Schüssel neben dem Nachttopf stand.
„Leider kann ich es nicht erhitzen ...“, murmelte die Heilerin. „Oder ... wartet, vielleicht doch!“
Sie wühlte
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