Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)
und genau auf sie zugeritten kamen, würden sie ihre Deckung aufgeben müssen, um keinen tödlichen Unfall zu riskieren. Es hing nun alles davon ab, welchen Weg die Ritter einschlugen, oder ob sie den ganzen Wald auf der Suche nach ihnen durchstöberten.
In der nächsten Sekunde kamen die ersten Ashjafal zwischen den Mondbäumen hervorgetrabt. Sie ritten langsam und schienen tatsächlich nach jemandem Ausschau zu halten. Ihre schweren Pferde schnaubten und hinterließen deutliche Spuren im weichen Untergrund. Die Hufe der Windpferde hatten zwar kaum Abrücke hinterlassen, aber für einen erfahrenen Fährtenleser wären auch die wenigen Vertiefungen zu erkennen gewesen.
Die Hälfte des Trupps war bereits an Fay und Lucy vorbeigezogen, als sich auf einmal etwas Unerwartetes ereignete. Einer der Ritter hielt sein Pferd an und stieg aus dem Sattel.
Er war von zierlicherer Statur als die übrigen, und auch bei seinem Ross handelte es sich nicht um einen Zelter, sondern um einen der stattlichen weißen Hengste, die in Eshkash gezüchtet wurden. Es war ein wunderschönes Tier, und Philemon war kaum davon abzuhalten, dem Hengst freudig zu zuwiehern.
Auch die Rüstung des Ritters unterschied sich von denen der anderen. Sie hatte einen bläulichen Schimmer und war feiner und kostbarer in der Ausführung. Sie schien dem Ritter auf den Leib geschneidert worden zu sein. Seinen Helm zierte ein Kranz, bestehend aus mit Saphiren besetzten Blumen, die in der Morgensonne funkelten. Der Mann ließ sich auf ein Knie herab und untersuchte den Waldboden. Lucy biss sich vor Entsetzen auf die Lippen und tastete nach der Hand ihrer Schwester, die die andere auf den Schwertknauf legte.
Der Ritter schien etwas gefunden zu haben. Interessiert glitten die Finger seiner rechten Hand über eine Spur im niedrigen Gras. Dann erhob er sich auf einmal und blickte genau in Lucys und Fays Richtung.
„Er hat uns entdeckt“, flüsterte Lucy mit einer Stimme, so trocken wie dürres Laub.
„Nein ... warte noch einen Moment“, zischte Fay zurück.
Der fremde Ritter machte ein paar unsichere Schritte auf sie zu und hielt dann wieder an.
In diesem Moment tauchte Andamar auf seinem großen Ross zwischen den Bäumen auf. Sein Gesicht zierte eine riesige, rote Beule, und das Auge darunter war blau und geschwollen.
„He, Ihr da!“, rief er dem schlanken Ritter zu, der auf der Stelle herumwirbelte.
„Macht, dass Ihr in den Sattel kommt. Ich habe Euch nicht erlaubt, zu Fuß zwischen den Bäumen umherzuschleichen. Diese Wälder sind gefährlich und die Wächter des Königs von Shidabayra hinterhältig. Bleibt an meiner Seite, damit ich Euch immer sehen kann!“
Der Angesprochene verbeugte sich knapp, griff nach den Zügeln seines Schimmels und schwang sich rasch in den Sattel, während das Pferd bereits in Galopp fiel und schnell zwischen den Mondbäumen verschwand. Ohne es zu wissen, hatte der Anführer der Magischen Ritter den beiden Prinzessinnen das Leben gerettet.
Keiner der anderen Reiter nahm von ihnen und der Tarndecke Notiz, und bald waren die Ashjafal vorbeigezogen und auf den Wiesen verschwunden.
3. Die Felsen von Falja’a
„Du ... Fay?“, wisperte Lucy, als sie sich am späten Abend desselben Tages unter einem, in der Finsternis glühenden, Sonnenbaum zusammengerollt hatten und unter der Tarndecke einzuschlafen versuchten.
„Was ist denn ...?“, wollte Fay bereits im Halbschlaf befindlich wissen.
„Denkst du nicht, dass unser Plan vielleicht doch zu gewagt ist? Ich meine ... wir werden ihn doch nicht ... töten, oder?“
„Natürlich nicht“, entgegnete Fay barsch. „Wir werden ihm kein Haar krümmen. Wir kümmern uns nur um unsere Rechte.“
„Glaubst du denn ... ich meine ... glaubst du, Mutter hat uns nicht ...?“
„Mutter hatte uns sehr lieb“, sagte Fay mit einem Tonfall in der Stimme, der Lucy nicht gefallen wollte.
„Warum wollte sie dann nicht, dass wir den Thron erben?“
„Du weißt doch, dass die Söhne den Thron erben.“
„Ja, schon, aber warum machen wir das dann überhaupt?“ Lucy konnte durch den dünnen Stoff der Tarndecke die Sternzeichen über Faranjoma sehen. Einige der Sterne blinkten, als wollten sie ihr zuzwinkern.
„Weil der Thron uns schon vorher gehört hat und wir ihn uns nicht mehr wegnehmen lassen“, erklärte Fay mit zusammengebissenen Zähnen.
„Bist du böse auf
Weitere Kostenlose Bücher