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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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sterben mit dieser Welt,
    wenn Samael siegt,
    nach 250 Jahren.
     
    Asmodeo ließ die Hand mit dem Pergament sinken. Er drehte sich vom Abt weg und trat ans Fenster. Lange Zeit blickte er ohne etwas wahrzunehmen hinaus in den dunklen Klosterhof.
    „Lilith kann alle Barrieren öffnen?“, fragte er schließlich.
    „Ja. Sie verfügt über diese Macht.“
    „Und“, Asmodeo zögerte, „sie braucht Johannes und mich, um Samael aufzuhalten.“
    „Das ist korrekt. Ohne euch beide gelingt ihr das nicht.“
    „Aber das heißt im Umkehrschluss auch…“, Asmodeo holte tief Luft und drehte sich zum Abt, „…dass sie weder mich noch Johannes wirklich liebt. Sie benutzt uns nur.“
    Zu Asmodeos großer Überraschung breitete sich auf dem eingefallenen Gesicht des Abtes Lächeln aus, voller Verständnis und Milde. „Ach Asmodeo. Wenn das nur so einfach wäre.“
    Asmodeo wurde zornig. „Ich habe dir vorhin auch die Wahrheit gesagt. Und jetzt willst du mich mit dieser leeren Floskel beschwichtigen. Pass auf, was du sagst, alter Mann!“
    Das Lächeln des Abtes wurde breiter. Eine ausgeprägte Fröhlichkeit mischte sich darunter. „Ich zittere vor Angst. Du kannst mir ja noch so viel anhaben. …Aber im Ernst: Blick in dein Herz, Asmodeo. …Denn auch du hast ein Herz –und was für eines! …Sieh, was die Liebe zu Lilith darin verändert hat. Und dann glaubst du wirklich, dass das alles auf einer Täuschung, auf einer groß angelegten Manipulation beruht?“
    Asmodeo blieb dem Abt eine Antwort schuldig.
    „Eure Liebe ist die einzige Macht, die Samael bezwingen kann. …Vermutlich war das anfänglich nicht so geplant – ganz sicher sogar. Aber: menschliche Körper, menschliches Denken, menschliche Herzen, verändern die schlimmsten Dämonen und auch die hartgesottensten Engel.“
    Asmodeo blieb längere Zeit still, bevor er leise lachte. Es klang unendlich erleichtert.
    Der Abt hob den rechten Zeigefinger. „Wir dürfen uns nichts vormachen, Asmodeo. Eure Liebe verkompliziert die gesamte Situation ungemein, aber es ist nun mal so, wie es ist. Und vielleicht liegt genau darin unsere große Chance, den Zyklus, von dem die Prophezeiung spricht, ein für allemal in unserem Sinne zu beenden.“
    „In diesem Papyrus steht eine Zeitangabe für den letzten Kampf.“
    „Der Tod des Königs, der Königin und ihrer Kinder.“
    „Wer ist damit gemeint?“
    „Wir denken, es handelt sich um Ludwig XVI und Marie Antoinette. Die Französische Revolution. 1789.“
    Asmodeo stutzte. „Dann befinden wir uns in der Endphase der gesamten Auseinandersetzung?“
    „Samael hat vielleicht noch fünf, bestenfalls zehn Jahre. Dann ist alles entschieden. So oder so.“
    „Wissen Lilith und Samael davon? Kennen beide die Weissagung?“
    Der Abt hob die Augenbrauen an. „Über Jahrtausende haben wir die Prophezeiung vor Samael mit unserem Leben beschützt. Eine schier endlose Reihe von Priestern und Mönchen hat dafür gesorgt, dass Samael über die wahre Natur von Lilith im Unklaren blieb. Aber Samael weiß über den Zyklus an sich Bescheid und sie ist sich bewusst, dass ihr nur noch wenig Zeit bleibt, um ihr Ziel zu erreichen. Allerdings geht sie davon aus, dass der Kreislauf – sollte sie versagen – erneut beginnt, wie er es bislang stets getan hat. Sie kennt dessen Endlichkeit nicht.“
    „Und was ist mit Lilith?“
    Der Abt seufzte. „Sie ist vor fast zweihundertfünfzig Jahren bereits einmal mit Samael aneinandergeraten. Samael stand damals kurz davor, die Barriere niederzureißen. Lilith hat das verhindert. Aber zu welchem Preis… Lilith sah nur den einen Ausweg. Sie floh durch die Jahrhunderte und versteckte sich schließlich im Körper eines toten Mädchens. Und dort hat sie Samael aufgespürt.“
    „Also muss Lilith die Prophezeiung kennen. Ist ihr bewusst, wozu sie selbst fähig ist? Weiß sie überhaupt, dass sie ein Engel ist?“
    Der Abt wurde schläfrig. Seine Augen fielen zu, doch er kämpfte gegen die Müdigkeit an. „Lilith hat auf dem Weg durch die Zeit vieles vergessen, vieles verdrängt. Ich bin sicher, Asmodeo, ganz sicher, dass sie sich erinnern wird. Aber niemand kann vorhersagen, ob das rechtzeitig geschieht.“
    „Dann müssen wir ihr dabei helfen.“
    „Als ich mich zu ihr in die Zwischenwelt begeben habe, wollte ich genau das tun. Zumindest aber wollte ich ihr den Ort des Portals zeigen, welches aus dem Fegefeuer zu uns herausführt, damit sie es gemeinsam mit Johannes durchschreiten kann. Aber nicht

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