Im Abgrund der Ewigkeit
deren Puls.
„Bärbel! Was ist mit ihr?“, flüsterte Gerti.
Die Ärztin antwortete nicht. Sie wirkte um Jahre gealtert.
„Bärbel“, schrie Gerti. Sie kniete sich neben ihre Schwester und fuhr mit beiden Händen über deren Gesicht.
„Gift“, sagte Frau Dr. Naumann leise. „Bärbel ist tot.“
Kapitel 19 – Johannes
1
„ K annst du mich hören?“, fragte Johannes.
Asmodeo hustete trocken und langte zu der Bandage, die seine Augen bedeckte.
„Lass das. Das ist keine gute Idee.“
Asmodeo hielt in der Bewegung inne.
„Die Binde muss dran bleiben, damit sich deine Augen erholen können.“
„Meine Augen?“
„Erinnerst du dich nicht mehr?“
Asmodeo drehte seinen Kopf in die Richtung aus der Johannes Stimme zu ihm drang. „Nein. Alles ist verschwommen. Einzelne Fetzen, zusammenhanglose Bilder. Nichts ergibt wirklich einen Sinn.“
„Nun. Alles weiß ich natürlich auch nicht. Aber wie mir Frau Dr. Naumann erzählt hat, bist du schwer verletzt von zwei Mönchen zu ihr gebracht worden. Dein Körper ist über und über mit Brandwunden bedeckt.“
„Und meine Augen?“
Johannes bemühte sich, möglichst unverfänglich zu formulieren. „Da gab es wohl eine Netzhautablösung. Frau Dr. Naumann hat operiert und sie ist zuversichtlich, dass es heilen wird. Aber die Bandage musst du die nächste Zeit ertragen.“
„Du lügst mich auch nicht an?“
„Nein. Das würde ich nie machen.“ Johannes legte eine kurze Pause ein. „Die Ärztin sagte, du hast das Elixier verweigert.“
„Selbstverständlich. Ganz abgesehen vom Entzug, der manche umbringt, - du kannst dir ja nicht vorstellen, was es bei Dämonen anrichtet.“ Asmodeo hustete erneut.
Johannes ergriff eine Wasserflasche, füllte ein Glas halb und hielt es dem Verletzten an die Lippen. „Vorsichtig“, warnte er dabei und Asmodeo trank in kleinen Schlucken.
„Wo ist Lilith?“ fragte Asmodeo nachdem sein Durst gestillt war.
„Sie ist im Nebenraum. Sie brennt darauf dich zu sehen. Frau Dr. Naumann hält sie unter einem Vorwand noch einige Minuten hin.“
„Wir haben etwas zu besprechen?“
„Du kennst Marga, die Psychologin?“
Asmodeo nickte, stöhnte kurz auf und sagte dann: „Leider.“
„Gestern hat sie versucht, Lilith zu vergiften.“
Asmodeo machte Anstalten, sich aufzurichten. Johannes legte seine Hand auf dessen bandagierte Schulter. Asmodeo keuchte unterdrückt.
„Bleib liegen! Du darfst dich auf keinen Fall bewegen! ...Sie hat es versucht, habe ich gesagt. Lilith ist nichts passiert. Aber…“, Johannes suchte nach den richtigen Worten, „stattdessen hat das Gift Tante Bärbel getötet.“
„Ich habe Marga, dieser falschen Hexe, noch nie getraut. Sobald ich hier herauskomme, werde ich sie umbringen.“ Asmodeos Stimme hatte eine bedrohliche Qualität angenommen.
Johannes seufzte. „Nun, das ist nicht mehr nötig. Gerti hat sie mit einem Feuerlöscher erschlagen.“
„Nanah?“, fragte Asmodeo erstaunt. „Da sieh mal einer an.“
„Wenn es um Lilith geht, kennt Gerti kein Erbarmen. Sie kam herein, als Marga Lilith gerade anfiel, und da hat sie gehandelt.“
„Und was müssen wir jetzt noch klären?“, fragte Asmodeo.
„Als Marga bewusst wurde, dass sie die Falsche erwischt hat, ist sie auf Lilith losgegangen. Sie hat sie gewürgt. Dabei hat sie allerhand wirres Zeug von sich gegeben. Mein Onkel Franz hörte ganz deutlich, dass sie schrie, sie werde Samael bestimmt nicht enttäuschen.“
„Samael“, flüsterte Asmodeo.
„Genau. Darum geht es. Ich habe mit Julian Becker gesprochen und seine Leute haben das Versteck von Elisabeth Le Maas-Heller und Cunningham gefunden.“
„Darf ich raten?“
Johannes nickte, dann wurde ihm bewusst, dass Asmodeo ihn nicht sehen konnte und er sagte: „Klar doch.“
„Sie haben sich in irgendeinem Schloss versteckt, weit ab vom Schuss.“
„Fast. Schloss ist richtig. Aber in der Nähe von Berlin. Offensichtlich brauchte Elisabeth – wie soll ich das sagen – menschliche Nahrung.“
Asmodeo zögerte mit seiner Erwiderung: „Du weißt also Bescheid?“
„Lilith hat mich eingeweiht“, antwortete Johannes mit fester Stimme.
„Das ist auch besser so.“ Asmodeo atmete erleichtert aus.
Johannes räusperte sich: „Ich bin es leid, ständig darauf zu warten, dass Elisabeth wieder zuschlägt. Ich werde jetzt hingehen, ihr einen Besuch abstatten, und wenn ich sie verlasse, wird sie nicht mehr am Leben sein.“
„Wo ist jetzt deine
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