Im Abgrund der Ewigkeit
Frage?“ Asmodeo schien ungerührt.
„Elisabeth ist deine Schwester und ich möchte nicht, dass später etwas zwischen uns steht.“
Asmodeos Mund verzog sich leicht nach oben, es wirkte wie ein Lächeln „Ich habe deinen Bruder Clement getötet.“
„Dann sind wir uns also einig?“ Johannes musterte Asmodeo aufmerksam.
„Ist dir bewusst, dass Samael damit nicht zerstört ist? Wenn du sie jetzt tötest, verschaffst du uns nur eine Zeitlang Ruhe, bevor sie in einem anderen Körper zurückkommt.“
Johannes schnaubte. „Das schon. Aber dann sind wir alle wieder auf der Höhe – besonders du - und wir können sie gebührend empfangen.“
Asmodeo dachte nach. „Nimm dir ein paar gute Leute mit. Professionelle Halsabschneider. Meine Schwester und ihr Toy Boy Cunningham haben immer militärisch ausgebildetes Wachpersonal. …Und pass auf, Cunningham ist jemand, der anderen gerne in den Rücken schießt.“
„Ich werde daran denken.“ Johannes erhob sich. „Und Hilfskräfte stehen auch schon zur Verfügung. Ich habe mit deinem Chauffeur gesprochen. Er reagierte ausgesprochen …verständnisvoll und kooperativ“
„Weiß Lilith, wohin du gehst?“
„Nein“, antwortete Johannes entschieden. „ Und dafür brauche ich dich. Du lenkst sie mit deinem Charme ab. Inzwischen werde ich die Sache mit Samael erledigen.“
Asmodeo schien amüsiert: „Nimm dir ruhig Zeit. Du hattest Lilith lange genug für dich alleine.“
Johannes stand bereits in der Nähe der Tür. Nachdem Asmodeo seinen Satz beendet hatte, hielt Johannes inne, um sich nochmals Asmodeo zuzuwenden. „…Übrigens, …diese Hörner, …die standen dir gut. Die gaben dir so etwas… Verruchtes.“
Asmodeo lachte kurz auf und gab sogleich ein langgezogenes Stöhnen von sich: „Solche Unverschämtheiten würdest du nicht äußern, wenn ich sehen könnte.“
Johannes grinste breit: „Du hast es erfasst. Ich kann es kaum erwarten, dass du mir meine Frechheiten heimzahlst.“
2
D ie schwere Standuhr schlug zweimal. Cunningham sah von seinem Laptop auf. Draußen hatte bereits vor Stunden ein intensiver Regen eingesetzt. Er hörte, wie die Tropfen prasselnd gegen die hohen Fenster schlugen. Das Feuer im Kamin war am Erlöschen, nur noch eine rote Glut verbreitete letzte Wärme.
Cunningham konzentrierte sich wieder auf die Zahlenreihen, die der Bildschirm zeigte. In letzter Zeit waren enorme Summen von den diversen Firmenkonten abgezweigt worden. Er hatte den Empfänger noch nicht bestimmen können, aber er vermutete stark, dass die Gelder auf die Kaimaninseln transferiert worden waren.
An sich war das nichts Ungewöhnliches. Elisabeth jonglierte öfter mit ihrem Besitz, das brachte die Unsterblichkeit so mit sich. Aber diesmal hatte sie ihn nicht informiert. Bisher war er immer in alles eingeweiht gewesen. Diese neue Entwicklung war seltsam und …beunruhigend.
Nachdenklich kratzte er sich an der Stirn. Morgen würde er Elisabeth darauf ansprechen. Selbstverständlich nicht direkt. Aber er hatte seine Methoden, um herausbekommen, was da vor sich ging. Cunningham lächelte. Dass Samaels Körper derzeit sehr geschwächt war, hatte durchaus gewisse Vorteile. Es stärkte seine, Cunninghams, Position.
Insgesamt war Elisabeths Schlaganfall noch recht glimpflich verlaufen. Sie konnte mittlerweile wieder reden – wenn auch lallend – und die Lähmung hatte sich zurückgebildet. Die rechte Körperhälfte funktionierte inzwischen ganz passabel – und das, obwohl das Elixier bei einer solch grundlegenden Schädigung nicht viel ausrichten konnte. Verwunderlich war nur, dass Samael ihre Krankheit in den letzten Tagen sehr gefasst und mit viel Gleichmut ertrug. Das war sonst gar nicht ihre Art. Cunningham lachte, als er an ihre früheren Ausbrüche denken musste.
Ein Geräusch ließ ihn hochfahren. Er vermochte es nicht richtig einzuordnen. Vielleicht ein Motor, der angelassen wurde, oder ein abgebrochener Ast. Er erhob sich, ging ans Fenster, schob die schweren Brokatvorhänge zur Seite und spähte durch das dicke dreifache Glas.
Strömender Regen, wohin er blickte. Sonst nichts.
Er seufzte wohlig. Wie gut, dass er kein Wachmann war und draußen, bei diesem Sauwetter, nicht seine Runden ziehen musste. Sanft ließ er den Vorhang zurückgleiten, in der Absicht, zu seiner Arbeit zurückzukehren.
Auf dem Parkett schimmerte ein nasser Fleck. Ungläubig starrte Cunningham darauf und tippte mit der Schuhspitze vorsichtig hinein. Eindeutig
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