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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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schüttelte ihren Kopf mit gespieltem Entsetzen. „Wie hätte ich etwas anderes annehmen können. Aber du rennst nur in Begleitung.“
    „Sicher, ich nehme Mozart mit!“
    „Den meinetwegen auch. …Und Markus. Dem tut Bewegung auch gut.“
    Wir lachten und es klang ungezwungen und echt – wie früher.
    „Ich habe Hunger“, sagte ich.
    „Bärbel, das regelst du mit ihr. Ich muss jetzt dringend zum Abt“ befahl Frau Dr. Naumann und verließ uns.
    „Okay, meine allerliebste Tante Bärbel“, sagte ich. „Ich träume von einem Berg goldgelber Pommes und einer riesigen Currywurst.“
    „Davon kannst du ruhig weiterträumen. In der Küche köchelt meine berühmte Hühnerbrühe, gewürzt mit den allerfeinsten Kräutern aus dem Klostergarten.“
    „Die könnt ihr Mozart geben. Er schlabbert die Suppe wie ein Wilder. Er hat schon meine letzten zwei Teller bekommen.“
    „Da siehst du, was du angerichtet hast, Gerti“, empörte sich Tante Karin. „Deine Enkeltochter macht, was sie will. Was für eine Erziehung!“
    Gerti zog mir die Bettdecke hoch, die ich, weil mir zu warm war, halb heruntergestrampelt hatte, und stopfte auch noch die Seiten fest. „Ja, mein Findling. Sei nicht unvernünftig. Du kannst noch keine feste Nahrung verdauen. Die Suppe wird dir gut tun.“
    „Was hattest du zu Mittag?“, fragte ich Johannes, während ich klammheimlich versuchte, die Bettdecke wieder zu lockern und nach unten zu schieben.
    Johannes lächelte sein Jungenlächeln und mir wurde noch wärmer. „Warte mal, ich kann mich fast nicht erinnern. …Ach, doch: Ein Steak, halb blutig, Kartoffeln mit Butter und einen knackigen bunten Salat. Ich denke, der war bio.“
    „ Bio ?“, fragte ich verstört. „Er bekommt Steaks und Kartoffeln und irgend so ein Grünzeugs und ich soll schon wieder Suppe essen?“
    „Dein Körper muss noch mit den Nachwirkungen des Elixiers fertig werden“, sagte Gerti leise, doch wir hörten es alle. Und wie auf ein geheimes Kommando erstarb unser Lachen.
    „Vielleicht noch zwei Tage“, sagte Bärbel. „Dann können wir dir eventuell ein rohes Ei hineinschlagen.“
    Ich bemühte mich um ein tapferes Grinsen und sagte: „Danke.“
     

 
    2
     
    L angsam aber sicher ging mir das Herumliegen auf die Nerven. Zum Lesen war ich noch zu schwach. Immer wieder fielen mir die Augen zu und ich konnte der Geschichte nicht folgen. Leicht frustriert warf ich das Buch auf meinen Nachttisch.
    Frau Dr. Naumann hörte das Geräusch und drehte sich von ihrem Computer zu mir herum. „Na?“, sagte sie. „Gut ausgeruht?“
    „Es ist so absolut öde hier!“
    „Ah ja“, meinte die Ärztin. „Die junge Dame wünscht Abwechslung. Was ich so gehört habe – und ich habe sicherlich längst nicht alles mitbekommen - müsstest du doch für die nächsten Jahre genug Aufregung gehabt haben und die Ruhe etwas genießen.“
    „Das schon. Aber hier passiert wirklich überhaupt nichts!“
    Frau Dr. Naumann runzelte streng ihre Stirn. „Das will ich auch stark hoffen!“ Sie wollte sich wieder ihrer Arbeit zuwenden.
    „Was machen Sie denn da?“, fragte ich.
    Die Ärztin seufzte. „Ich überprüfe gerade Asmodeos Werte.“
    „Und?“, fragte ich.
    Frau Dr. Naumann seufzte erneut und drehte sich vollends zu mir um. „Sie haben sich leicht gebessert. Ich denke, morgen Nachmittag werde ich ihn aufwecken.“
    „Kann er dann schon reden?“
    „Können schon. Aber ob er es will… Er wird noch sehr schwach sein. Andererseits…“, die Ärztin lächelte ein wenig, „wird es ihm gut tun, dich zu sehen. Er hat dich lange und intensiv vermisst.“
    Schritte ertönten auf dem Gang und Tante Bärbel kam herein. Sie trug ein Tablett, auf dem ein Teller mit dampfender Flüssigkeit stand. Mir schwante Grässliches.
    „Ist unsere kleine Prinzessin wach?“
    „Ja“, antwortete Frau Dr. Naumann. „Sie langweilt sich zu Tode und beginnt, mich zu nerven.“
    „Das ist doch ein gutes Zeichen! Wenn sie jetzt noch schön ihre Suppe aufisst, wird sie bald genug Kraft haben, um wieder draußen sinnlos durch die Wälder zu rennen. Soll mir mal einer sagen, wofür das gut ist.“
    „Absolute Zeitverschwendung“, stimmte die Ärztin zu.
    Tante Bärbel zog einen Betttisch heran, klappte ihn auf und stellte die Suppe, eine Serviette und einen Löffel vor mir ab.
    Es roch intensiv nach Maggi.
    Erwartungsvoll blieb sie neben mir stehen. Todesmutig ergriff ich den Löffel, tauchte ihn in die Brühe und kostete.
    „Schmeckt‘s?“,

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