Im Abgrund der Ewigkeit
zurück. Er hielt sie an einem langen Stiel ins Feuer, bis sie heiß war. Dann stellte er sie auf den Boden und schüttete eine große Portion getrocknete Bohnen hinein. Sofort begann es zu dampfen und verschmort zu riechen. Dennoch hielt er die Pfanne wieder ins Feuer und der verbrannte Geruch verstärkte sich.
Johannes bemerkte meinen entgeisterten Gesichtsausdruck. „Das wird hervorragend. Bohnen auf der offenen Flamme gebacken. Das schlägt normale baked beans um Längen! In ein, zwei Minuten werfen wir den Speck hinein und diese Kombination wird wirklich phantastisch schmecken.“
Die Bohnen fingen Feuer.
Johannes zuckte zurück, versuchte sein Dinner zu retten, indem er die Pfanne wie wild hin und her schwenkte, mit der Folge, dass die glühenden Reste in alle Himmelsrichtungen geschleudert wurden. Funken stoben.
Unsere Pferde wurden unruhig. Sie schnaubten.
Der Stil der Pfanne war so heiß, dass Johannes mit einem kleinen Schrei losließ. Die Pfanne fiel mit einem dumpfen Geräusch in den Sand.
„O.k.“, sagte ich und hatte dabei ein seltsames Déjà-vu-Gefühl. „Die Vorspeise hast du übernommen. Ich kümmere mich um den Hauptgang.“
Wir aßen gemeinsam aus einem verbeulten Topf. In ihm hatte ich die restlichen Bohnen gewässert und dann gut eine Stunde mit dem Speck über der Glut gekocht. Das Resultat wies zwar eine undefinierbare Farbe auf, aber es schmeckte unvergleichlich. Johannes hatte mir den einzigen Löffel gegeben, den er besaß. Er selbst benutzte mein Taschenmesser. Wir stopften uns voll, ließen nicht den kleinsten Rest zurück. Zum Schluss wischten wir den Topf mit einem kleinen Kanten Brot sauber, wobei wir abwechselnd abbissen. Dazu tranken wir literweise Wasser. Die reinste Völlerei.
Das Feuer war inzwischen heruntergebrannt, nur noch kleine Flammen zuckten gelegentlich empor und schenkten uns einen Rest von Wärme. Wir saßen müde und matt auf dem Boden, unsere Rücken an den Stein gelehnt und sahen hinaus in die Nacht.
„Das war wirklich köstlich“, sagte Johannes.
„Danke“, erwiderte ich matt.
„Obwohl meine Vorspeise sicherlich auch gut geschmeckt hätte. Wenn nur nicht…“, er verstummte.
„Stimmt“, antwortete ich. „Diese verdammten Flammen. Wer hätte gedacht, dass Bohnen brennen können.“
Wir lachten und ich fühlte mich glücklich, dass ich nicht mehr alleine war.
Ich holte die metallene Flasche aus meiner Jackentasche und hielt sie Johannes hin.
„Was ist das?“, fragte er.
„Keine Ahnung“, erwiderte ich. „Es riecht ganz passabel, schmeckt aber seltsam. Ich habe mir gedacht, vielleicht kannst du das für deinen Rücken gebrauchen.“
„Für meinen Rücken? Zeig mal her.“ Johannes nahm mir die Flasche aus der Hand, öffnete sie und roch daran. Zu meinem großen Erstaunen setzte er das Gefäß an seine Lippen und nahm einen langen Zug. Als er fertig war, wischte er sich genüsslich über die Mund. Ein tiefer Seufzer entwich seiner Brust.
„So gut?“, fragte ich.
„Besser! Du solltest es einmal probieren.“
Entschlossen griff ich mir den Flachmann, hielt die Luft an und schluckte todesmutig. Meine Kehle branntewie Feuer, in meinem Magen loderten Flammen, das Wasser schoss mir in die Augen.
„Wah“, entfuhr es mir.
„Sag ich doch!“
Die Flasche wanderte unablässig zwischen uns hin und her. Nach der dritten Runde hatte ich die Wüste vergessen, die Strapazen der letzten Tage verblassten zu einer vagen Erinnerung. Ich fühlte mich rundum wohl. Nach der verklärten Miene von Johannes zu urteilen, ging es ihm ebenso.
„Ein gutes Essen, ein einzigartiges Getränk und die Gesellschaft einer schönen Frau. Was kann man sich mehr wünschen“, sagte er.
Mir kamen da eine ganze Menge Sachen in den Sinn, die mir noch fehlten. Aber ich war großzügig bereit, ihm generell zuzustimmen. „Musik“, stellte ich trocken fest.
„Was ist damit?“
„Zu einem feinen Abendessen gehört ohne Zweifel eine musikalische Untermalung.“
Johannes pflichtete mir mit einem Nicken seines Kopfes bei, so als hätte ich soeben eine fundamentale Weisheit verkündet.
„Musik“, wiederholte er schwärmerisch.
„Na du bist doch Musiker“, sagte ich.
„ Ich ? Wie kommst du darauf?“
„Du schleppst vier Geigenkästen mit dir herum.“ Ich wies zu seinem Gepäck, das nicht unweit des Feuers lag.
Johannes folgte meiner Bewegung mit den Augen und ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht, als er die eingepackten Instrumente
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