Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
Vom Netzwerk:
zweimal begegnet. Und jedes Mal hat er mich aus einer ausweglosen Lage gerettet. Er war es, der mir das aufgetragen hat.“
    „Und du hast ihn nicht gefragt, aus welchem Grund du dorthin sollst?“
    Der Kaffee war fast leer. Ich schenkte uns nach. „Nein, daran habe ich nicht gedacht. Aber vielleicht, wenn ich ihn das nächste Mal treffe,…“ Ich schwieg.
    „Vielleicht“, antwortete Johannes und nippte an der Blechtasse.
    Irgendwann war die Kanne restlos ausgetrunken und es gab keinen Vorwand mehr, länger sitzen zu bleiben. Wir füllten unsere Feldflaschen randvoll an der Quelle, tränkten die Tiere und wuschen uns gründlich, in dem Wissen, dass wir einen langen und harten Ritt vor uns hatten.
    Dann packten wir alle Sachen auf die Pferde und zogen los, Richtung Snowhill, mitten durch den Backofen der Wüste, die bereits auf uns wartete.

22
     
    W ir waren seit Anbeginn der Zeit unterwegs. Minuten zerflossen zu Stunden. Die Hitze hatte alles ausgedörrt. Das ständig wiederkehrende Geräusch der Hufe, das Knarzen der Gepäckstücke an ihren Stricken, das leise Schnauben der Pferde – all das vermischte sich zu der Monotonie unserer Reise.
    Eine Düne wuchs vor uns empor. Sie hatte gigantische Ausmaße und versperrte den Blick auf die Ebene. Langsam trotteten wir hinauf. Das Stapfen der Tiere wurde mühsamer, gelegentlich rutschten sie ein Stück nach hinten, stemmten sich ab und arbeiteten sich weiter vorwärts. Die Steigung schien kein Ende zu nehmen.
    Wir unterstützten unsere Tiere, so gut wir konnten, stellten uns in die Steigbügel und verlagerten unser Gewicht nach vorne, um ihnen den Aufstieg zu erleichtern.
    Als wir merkten, dass die Kräfte der Pferde nachzulassen begannen, stiegen wir ab und führten sie am Zügel, während wir uns Seite an Seite durch den weichen, ständig nachgebenden Sand kämpften. Wir setzten einen Schritt, atmeten, taten den nächsten Schritt und immer so weiter. Die Zügel in meiner Hand waren nass vor Schweiß, die Sonne brannte in meinem Nacken. Nie würde diese Tortur enden.
    Mein Fuß fand zunächst keinen Untergrund, sondern ging ins Leere. Ich hob den Kopf. Vor mir ragte keine Dünenwand mehr auf. Mein Blick reichte ungehindert bis an den Horizont. Die Ebene die sich auftat, leuchtete grell und an ihrem flirrenden Ende war millimetergroß ein dunkles Band zu erkennen.
    Johannes stand neben mir. Er hob die Hand, streckte seinen Zeigefinger aus und fuhr fast liebevoll die dunkle Silhouette nach.
    „Was ist da hinten?“, fragte ich.
    „Es ist nicht mehr gelb oder weiß. Und es bewegt sich nicht. Das können nur die Berge sein.“
    Ich begriff nicht sofort, was er meinte. Es dauerte, bis mein Verstand den Sinn seiner Worte erfasste. „Wir schaffen es tatsächlich hier heraus“, sagte ich staunend.
    Johannes legte seinen Arm um mich. Ich lehnte mich an ihn. Gemeinsam sahen wir hinüber, quer durch die flimmernde Hitze, zu dem dunklen Streifen, der Erlösung versprach.
    Johannes hustete. Erst einmal, dann immer wieder. Es klang heiser und krächzend. Aber es war kein Husten im eigentlichen Sinne. Johannes lachte. Er packte mich an der Hüfte, um mich noch enger an sich zu drücken. Und während ich den dünnen Saum der Berge betrachtete, konnte auch ich unser Glück nicht fassen, dass wir in naher Zukunft nicht mehr in dieser Wüste würden umherirren müssen. Meine Freude kannte keine Grenzen. Auch mein Lachen klang rostig und quietschend. Aber das war ohne Belang. Wir standen auf dem Scheitelpunkt der Düne und lachten, eng umschlungen, bis uns die Tränen kamen.
    Das Geräusch unserer Stimmen verhallte wie ein süßer Traum. Verlegen ließ mich Johannes los. „Bitte entschuldige“, sagte er und trat einige Schritte zurück.
    Bevor ich etwas erwidern konnte, wandte er sich ab. Ich streckte meinen Arm nach ihm aus, in der Absicht, ihn um alles in der Welt bei mir festzuhalten. Doch er reagierte nicht. Stattdessen ging er zu seinem Pferd und löste eine unserer Wasserflaschen von seinem Sattelhorn. Er öffnete sie und reichte mir das Gefäß.
    Ich nahm einen vorsichtigen Schluck – nicht zu viel, gerade genug, um die schlimmste Trockenheit aus meinem Mund zu spülen.
    Auch Johannes trank. Seine Aufmerksamkeit galt scheinbar der Landschaft vor uns. „Du musst das verstehen, Lilith.“
    „Was?“, fragte ich.
    Er räusperte sich. „Du hast gestern gesagt, dass wir uns wahrscheinlich von früher kennen… Das wir …“, er beendete seinen Satz nicht.
    „Das wir

Weitere Kostenlose Bücher