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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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schweißnass glänzten. Er gönnte dem Pferd keine Ruhe. Er verhinderte, dass es scheute und brachte es dazu, immer weiter zu gehen.
    Der Sand gab mich nur ungern preis. Er kämpfte um mich, wie um eine Beute.
    Aber Johannes war stärker.
    Schließlich war ich bis zur Hüfte befreit, strampelte mit den Beinen und mit einem Mal glitt ich aus meiner Todesfalle heraus. Das Pferd stürzte an Johannes vorbei. Ich schlitterte einige Meter über den Boden, immer noch an den Kasten geklammert, bis ich ihn freigab.
    Johannes rannte zu mir. Er warf sich auf die Knie und riss mich vom Boden hoch. Hektisch begann er, mir die Haare aus der Stirn zu streichen, dann drückte er mich an sich. Er sagte zunächst nichts. Nur sein schwerer Atem raste, während er sein Gesicht gegen meine Wange presste.
    Lange blieben wir in dieser Position, bis Johannes schließlich flüsterte: „Geh nie wieder weg.“

23
     
    N ach einer kurzen Rast zogen wir weiter. Bis zum Abend wollten wir noch möglichst viel Weg zurücklegen.
    Zuerst spürte ich nur die Andeutung einer leichten Brise. Dann blies der Wind stärker. Staubfontänen wirbelten auf, tanzten irrlichternd über die Ebene. Unsere Pferde reagierten mit Unruhe. Sie legten die Ohren halb zurück, warfen schnaubend ihre Köpfe hoch und scheuten mehrmals.
    Ich blickte über meine Schulter in die Richtung, aus der wir kamen. Eine gigantische schwarze Front rollte auf uns zu.
    „Sandsturm!“, rief Johannes.
    Wir schlugen die Hacken in die Flanken unserer Pferde und sie preschten los. Im gestreckten Galopp steuerten wir auf die einzige Erhebung zu, die wir erkennen konnten. Eine kleine Sandwehe schob sich von rechts über die Fläche. In wenigen Minuten hatten wir sie erreicht. Inzwischen peitschte der Sturm unbarmherzig gegen unsere Gesichter.
    Am Fuß des Hügels sprangen wir ab, lösten die Sättel und das Gepäck und schmissen alles achtlos zu Boden. Wir schnallten die Zügel von den Trensen und koppelten die Vorderhufe unserer Tiere damit zusammen, um zu verhindern, dass sie voller Panik in den Sturm und damit in ihren sicheren Tod liefen.
    Mittlerweile war es so dunkel, dass wir kaum mehr etwas sehen konnten.
    Mit letzter Kraft zerrten wir unser gesamtes Gepäck zusammen mit den Sätteln auf einen Haufen, klemmten einige Decken darunter und krochen in das provisorische Zelt.
    Die Sandkörner prasselten wie Geschosse auf unseren primitiven Schutz, der Wind zerrte an den Decken, das Atmen fiel uns schwer.
    Wir konnten uns nicht verständigen, zu laut schrie der Orkan.
    Ohne Vorwarnung begann ich zu zittern. Mein Körper bebte und meine Zähne klapperten.
    Johannes bemerkte sofort, dass es mir nicht gut ging. Er legte mir seinen Arm um die Schultern und drückte mich an sich. Ich vergrub meinen Kopf an seiner Brust, er ließ es geschehen, seine Umarmung wurde enger.
    Der Sturm tobte wie ein lebendiges Wesen. Unzählige unsichtbare Hände schlugen nach uns, während wir aneinandergekauert ausharrten. Und plötzlich hatte ich das Gefühl, mich nicht mehr unter einer Decke in der Wüste zu verstecken. Ich sah mich in einem Zelt, das auf einer Wiese stand. Das ohrenbetäubende Geräusch um mich herum glich jetzt eher dem Feiern und Grölen von Menschen, untermalt von harter lauter Musik. Mehrmals meinte ich, jemanden Wackööön rufen zu hören. Ich wusste nicht, was dieser Ruf zu bedeuten hatte, aber er gehörte ganz fest zu mir und war zweifelsfrei ein Teil meines früheren Lebens, das ich vergessen hatte.
    Meine Angst steigerte sich ins Unermessliche. Aber ich hatte keine Angst um mich, sondern um Johannes. Ich umfasste ihn mit beiden Armen und drückte ihn an mich. Niemand würde ihn mir wegnehmen können. Ich würde ihn festhalten und beschützen. Wenn es sein musste, mit meinem Leben.
    Das Heulen und Tosen des Windes ließ nicht nach, wohl aber unsere Kraft. In der wenigen stickigen Luft schlief ich nicht ein, sondern ich verlor schlagartig mein Bewusstsein.
    Als ich die Augen aufschlug, heulte der Sturm noch immer, aber sein Toben hatte etwas an Kraft verloren.
    Das Weiß in den Augen von Johannes leuchtete. Ich lag sicher in seinen Armen. Als er sah, dass ich aufgewacht war, erschien das Jungenlächeln auf seinem Gesicht.
    „Hallo“, sagte ich ziemlich laut. In dem Tosen des Windes klang es wie ein leises Flüstern.
    „Geht es dir besser?“, fragte er und ich war überglücklich, weil ich die Sorge in seiner Stimme hörte.
    Sein Gesicht war wenige Zentimeter von meinem entfernt. Im

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