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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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zurückgewichen war, kam jetzt zögerlich nach vorne, den Kopf eingezogen, als befürchte er, geschlagen zu werden. Er griff unter die Theke und beförderte eine bastumwickelte dicke Flasche zutage.
    Mit verächtlicher Miene riss sie der Rattenkerl aus Manuels zitternden Händen. Routiniert öffnete er den Verschluss, legte sie über seinen Ellenbogen und führte die Öffnung zum Mund. Er schluckte mit in den Nacken zurückgelegtem Kopf. Für einen längeren Moment war nur ein Gluckern zu hören.
    Schließlich setzte er die Flasche ab. Mit einem Donnern ließ er sie auf die Theke fallen. Genussvoll wischte er sich über den Mund und rülpste laut, bevor er sich mir zuwandte.
    Lange hielt er sein Gesicht in meine Richtung gedreht. Dann langte er mit beiden Händen nach oben und zog seine gelbe Brille bedächtig vom Kopf. Das Weiß seiner Augen hatte einen Gelbstich, seine Pupillen leuchteten rötlich.
    „Wen haben wir denn da?“, sagte er zu mir.
    Ich hob mein Glas, drehte mich weg und trank.
    „Ah!“, sagte er. „ Madame spricht nicht mit jedem.“
    Ich ignorierte ihn und blickte stattdessen aufmerksam in mein Glas. Die Farbe des Weins kam mir mittlerweile blutrot vor.
    „Oh! Miss Rühr-mich-nicht-an! Warte nur! Um dich kümmern wir uns später! Hier geht es der Reihe nach. Hier kommt jeder dran“, fuhr er an meine Adresse fort.
    Aus den Augenwinkeln sah ich, wie er seinen Mantel öffnete. Darunter kam ein Waffengurt zum Vorschein, an dem ein Holster befestigt war. Der Griff einer altmodischen Automatik ragte heraus.
    Der Rattentyp wandte sich dem Wirt zu. „Manuel! Du weißt warum wir hier sind.“
    Der Wirt wurde leichenblass. Schweiß trat auf seine Stirn. „Nein, das könnt ihr nicht machen!“, flüsterte er tonlos.
    Die Männer lachten schallend, bis ihr Anführer mit einer herrischen Geste Ruhe befahl. „Wir haben dir genug Zeit gegeben, dich zu verabschieden. Du weißt, es ist soweit.“
    Der Wirt schüttelte den Kopf. „Er ist mein einziges Kind“. Seine Worte waren kaum vernehmbar.
    „Das spielt keine Rolle.“ Der Arm des Anführers bewegte sich schneller als ihm das Auge folgen konnte. Einen Lidschlag später befand sich die Automatik in seiner Hand. Die Mündung des langen Laufes deutete auf die Stirn des Wirtes. „Gib... mir... dein… Kind!“
    „Ich halte das für keine gute Idee“, hörte ich eine Stimme sagen. Es war meine.
    Der Mann legte seine Automatik mit einem metallischen Geräusch auf den Tresen und drehte sich erneut in meine Richtung. „Hast du etwas gesagt, Madame ?“
    Ich trank noch einen Schluck, wischte mir mit der Linken über den Mund und platzierte mein Glas auf der Tischplatte. Erst jetzt wandte ich mich dem Rattenkerl zu. „Du hast mich genau verstanden“, sagte ich.
    „Püppi, Püppi!“, meinte er gönnerhaft, „wenn ich mich hier so umsehe, stehen die Chancen für dich nicht gerade günstig.“ Er machte eine Pause und als ich nichts erwiderte, sprach er weiter. „Du magst ja mit deinem Revolver wahre Wunder vollbringen, Süße, aber gegen uns fünf hast du keine Chance.“ Er hob seine Linke und spreizte zwei Finger ab. „Du schaffst vielleicht einen, maximal zwei von uns. Dann bist du durchlöchert wie ein Stück Käse. Und dazu brauche ich nicht einmal meine Leute von draußen hereinrufen.“
    „Du vergisst eins“, entgegnete ich und legte dabei meine Hand auf das Holster. „Der Erste, der hier sterben wird, bist du.“
    Sein Gesicht blieb ausdruckslos, bis ein kaltes Lächeln darauf erschien, das sich zu einem verächtlichen Grinsen ausweitete. „Ach, glaubst du wirklich?“
    Bevor ich ihm antworten konnte, hörte ich ein metallisches Klicken. Die Augen des Anführers blitzten böse auf. „Ups“, sagte er im übertriebenen Flüsterton. „So ein Pech aber auch! Sieh mal nach rechts. Einer meiner Männer richtet gerade seine Waffe auf unseren guten alten Manuel. Er wird der Erste sein, der hier stirbt.“
    Ich zwang die Muskeln in meinem rechten Arm, sich zu entspannen. Meine Hand ließ das Holster los und sank kraftlos auf meinen Oberschenkel herab.
    „Braves Mädchen!“ Das Grinsen des Anführers wurde noch eine Spur breiter.
    „Étienne!“, der Anführer machte eine Bewegung zu einem seiner Leute. Ein großer breitschultriger Kerl setzte sich in Bewegung und kam zu mir. Vorsichtig griff er sich meine Waffe und zog sie mit einem Ruck aus dem Holster. „Siehst du, Püppchen, so schnell geht das hier. Jetzt haben wir dir deinen Giftzahn

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