Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
Vom Netzwerk:
gezogen.“
    Alle Männer in den langen Mänteln stimmten in ein grölendes Gelächter ein.
    „Étienne“, befahl der Anführer, „bring dem dummen Weibsstück ein paar Manieren bei!“
    Étienne reichte meinen Revolver dem Mann, der neben ihm stand und richtete seine Aufmerksamkeit auf mich. Er schob seine gelbe Brille nach oben und betrachtete mich mit ausdruckslosen rötlich-grauen Augen. Für einen Sekundenbruchteil leuchteten sie auf, zeitgleich sauste seine riesige Faust auf mein Gesicht zu.
    Ich blockte mit dem linken Arm ab und schlug ihm meinen rechten Ellenbogen unters Kinn. Er wurde nach hinten geschleudert, fing sich, schüttelte seinen Kopf, um wieder klar sehen zu können und starrte mich verdutzt an. Sein Lachen war erstorben.
    Étienne brauchte nicht lange, um sich von meiner Attacke zu erholen. Er duckte sich, brüllte laut vor Wut auf und stürzte auf mich zu – die Hände nach meinem Hals ausgestreckt. Ich glitt zur Seite, ließ ihn vorbei, sprang hoch und trat ihn hart gegen die Schulter.
    Wieder strauchelte er, verlor sein Gleichgewicht und fiel schließlich um. Sein Kopf schlug auf einer der Tischplatten auf. Es gab ein hässlich knackendes Geräusch. Étienne sank zu Boden und blieb leblos liegen.
    Als ich aufsah, blickte ich in die gähnende Pistolenmündung des Anführers. Für einen Moment dachte ich, er würde abdrücken. In seinem Gesicht begann ein Muskel unkontrolliert zu zucken. Seine Hand, die die Waffe hielt, verkrampfte sich. Dann holte er tief Atem.
    „Jakob, hol mir doch einmal unseren Strick vom Sattel!“, sagte er mit rauer Stimme.
    Einer der Männer gehorchte umgehend. Seine Stiefel hallten auf der Holzveranda, bis sie sich in der Entfernung verloren.
    Schweiß rann mir über das Gesicht. Meine Beine zitterten.
    Wieder erklangen die Schritte, sie wurden lauter. Jakob kam zurück, in seinen Händen ein dickes zusammengerolltes Seil, welches er dem Anführer reichte. Der betrachtete den Strick fast liebevoll.
    „Steig auf den Tisch, du Miststück“, sagte er zu mir.
    Als ich nicht reagierte, zischte er: „Sofort!“
    Ich kletterte auf den Tisch und richtete mich auf.
    Der Anführer begann, eine Schlinge zu knoten. Er reichte das Seil dem Mann, der hinter mir stand. Dieser warf es über einen der schwarzen Deckenbalken. Die Schlinge baumelte vor meinem Kopf.
    „Leg sie dir um den Hals“, sagte der Rattenkerl.
    Es blieb mir nichts anderes übrig. Ich gehorchte. Als ich fertig war, kam einer der Männer zu mir und fesselte meine Arme auf den Rücken.
    Der Anführer schlenderte an den Tisch und sah zu mir empor. „Immer, wenn einer von meinen Leuten umgebracht wird – was wirklich nicht so häufig passiert, wie du dir sicherlich vorstellen kannst – knüpfen wir anschließend den Mörder einfach auf. Das macht uns richtig Spaß. Und damit der Spaß nicht zu schnell vorübergeht, lassen wir uns dabei sehr viel Zeit. Auch bei dir werden wir peinlichst darauf achten, dass die Schlinge nicht dein Genick bricht, sondern dir nach und nach die Luft abschnürt, bis du irgendwann erstickst. Das kann Stunden dauern. Na, was sagst du dazu? Freust du dich schon?“
    Als Antwort spuckte ich ihm ins Gesicht.
    Bedächtig wischte er sich sauber. „Du willst, dass ich die Beherrschung verliere und dich schnell umbringe! Aber da hast du bei mir kein Glück!“ Er packte den Tisch, auf dem ich stand, mit beiden Händen und zog ihn mit einem Ruck auf sich zu. Meine Füße fingen an, ihren Halt zu verlieren, kratzten hilflos über die Kante, die mir noch blieb. Die Schlinge schnitt mir wie Feuer in den Hals, und ließ das Blut in meinem Kopf schockartig hämmern. Ein roter Schleier zog vor meine Augen.
    Die Männer grölten und lachten. Ich versuchte wie von Sinnen, Halt unter den Füßen zu finden. Die Bilder meiner Umgebung verschwammen.
    Der Tisch wurde erneut heftig bewegt, die Holzplatte kam zurück und ich konnte mich aufstellen. Der Schmerz an meinem Hals war unerträglich. Ich japste nach Luft.
    Das Gejohle der Männer erreichte einen neuen Höhepunkt.
    Der Eingang zur Kantina verdunkelte sich. Zwei Männer kamen herein. Sie hielten Waffen in den Händen und hatten sie auf Johannes gerichtet, den sie vor sich her trieben.
    „Boss, schau mal!“, rief der eine, „Das errätst du nie, wen wir in der Scheune gefunden haben! Und eine Fidel hat er auch noch dabei!“
    Stille hatte sich über den Raum gesenkt. Nur meine Schuhsohlen quietschten gelegentlich auf dem Holz, begleitet von

Weitere Kostenlose Bücher