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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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schleppte den kupfernen Kessel heran. Mit beiden Händen schöpfte er die Flüssigkeit heraus und lies sie über das Gesicht des Alten laufen.
    Die Schreie des Abtes wurden leiser. Asmodeo hob dessen Oberkörper behutsam an, hielt ihn vorsichtig in einer sitzenden Position. Er tauchte seine Rechte in den Bottich, holte eine Handvoll Wasser heraus und hielt sie vor die Lippen des Alten, der gierig trank. Allmählich ließen die Krämpfe des Abtes nach und etwas Farbe kehrte in dessen Gesicht zurück.
    „Da bin ich wieder“, meinte er schließlich.
    Asmodeo bemühte sich um ein mitfühlendes Grinsen. „Ist das immer so schlimm?“
    „In letzter Zeit kommt es mir im Vergleich zu früher heftiger vor. Aber vielleicht werde ich für diese Scheiße auch nur zu alt.“
    „ Scheiße ?“
    „Ja. Scheiße. Kannst du dir vorstellen, was die Zwischenwelt mit dir anstellen würde, wenn ich mich schon fühle wie durchgekaut und ausgekotzt?“
    „ Ausgekotzt ?“
    „Jetzt stell dich nicht so an. Übrigens darf ich fluchen. Ich kann ja nachher wieder beichten.“ Der Abt versuchte, über seine eigenen Worte zu lachen. Es endete in einem trockenen Hustenanfall.
    Asmodeo stützte den alten Mann weiterhin und spürte, wie dessen Körper langsam wärmer wurde. In den ersten Momenten nach seinem Austritt aus dem Bild war der Abt so kalt wie ein Eisblock gewesen.
    „Hast du gesehen, wie ich mit Lilith geredet habe?“, fragte der Abt.
    Asmodeo senkte den Kopf. „Wie geht es ihr?“
    „Sie hält sich recht tapfer. Und sie hat sich nach dir erkundigt.“
    „Stimmt das auch?“
    „In manchen Momenten mag ich ja ganz gerne fluchen, aber anlügen würde ich dich nie.“
    „Du hast eben Prinzipien, Franz“, neckte Asmodeo, während er seine Rechte, die aufgrund der langen Berührung mit Weihwasser heftig zuckte, halb hinter seinem Rücken hielt und dort zu einer Faust ballte.
    „Die habe ich, Asmodeo – so wie auch du welche hast. Und deshalb kommen wir auch so gut miteinander aus, denn wir sind eigentlich gar nicht so unterschiedlich, wie man meinen sollte…“ Der Abt brach ab und sein Blick fiel auf Asmodeos zitternden rechten Arm. Lange blieb er stumm, seine Augen weiterhin auf Asmodeos Hand gerichtet, bis er schließlich aufsah und mit leiser Stimme die Stille durchbrach: „Danke, Asmodeo, dass du mir geholfen hast.“
     

 
    3
     
    E rst als Julian Becker seinen Blick hob, wurde ihm bewusst, dass vor den Fenstern bereits der Tag graute. Mit einer entschlossenen Geste klappte er den Ordner zu, an dem er gearbeitet hatte und stand auf. Er gähnte, wobei er sich ausgiebig streckte. Die Durchsicht der Akten hatte wesentlich länger gedauert, als er anfangs angenommen hatte. Aber jetzt war er fertig. Das nächste Meeting war erst für 13 Uhr terminiert. In einer guten Stunde würde er nach Hause fahren und sich kurz hinlegen. Vanessa wartete.
    Sein Mund fühlte sich trocken an und er verspürte Hunger. Müde trapste er in die kleine Küchenzeile neben seinem Büro, schaltete den Kaffeeautomaten ein und ließ sich einen Latte Macchiato aufbrühen. Während die Maschine arbeitete, holte er aus dem Kühlschrank eine Plastikbox heraus, in der sich ein selbstgemachter Rohkostsalat befand. Eigentlich hätte er ihn abends essen sollen, aber das hatte er glatt vergessen. Nun freute er sich um so mehr auf ein leicht unorthodoxes Frühstück. Vanessa war es vollkommen gleichgültig, wie viel er wog, obwohl sie bei sich selbst strikt auf ihre Figur achtete. Allerdings legte sie sehr viel Wert darauf, dass er sich gesund ernährte. Und er liebte ihre Salate. Und nicht nur die.
    Pfeifend kehrte er in sein Büro zurück, mit der Tupperware und einer Gabel in der linken Hand und einer aromatisch riechenden Tasse Kaffee in der rechten.
    Asmodeo saß in dem Besuchersessel vor seinem Schreibtisch.
    Julian erschrak kurz und heftig. Gerade noch konnte er seinen Becher ausbalancieren, der im Begriff war, von der Untertasse zu rutschen. Dann lächelte er. „Hab‘ dich gar nicht hereinkommen hören“
    „Kein Wunder. Deine Kaffeemaschine macht ja auch einen höllischen Lärm“, entgegnete Asmodeo. „Ich hatte schon Angst, sie hebt gleich ab.“
    Julian lachte. „Sie ist schon alt. Aber sie brüht erstklassigen Kaffee. Willst du auch einen?“
    Asmodeo nickte. „Doch. Das wäre schön.“
    Julian stellte die Plastikschüssel und seinen Becher auf den Tisch und verschwand in der Küche. Der Automat ratterte erneut und Julian kehrte mit

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