Im Abgrund der Ewigkeit
doch sicher Vergnügen.“
„Keine schlechte Idee, mein lieber Charles. Aber ich dachte jetzt nicht an Unterhaltung. Ich möchte mich um meine Firma kümmern. Ich möchte meine Projekte kontrollieren. Dazu brauche ich PC und Internet. Das wirst du mir beschaffen. Außerdem muss ich herausfinden, was mit Lilith und Johannes geschehen ist.“
„Die sind tot“, log Cunningham, wenig überzeugend.
Ansatzweise schüttelte Elisabeth den Kopf. „Da bin ich mir überhaupt nicht sicher. Lilith ist auf mich gestürzt. Mein jämmerlicher menschlicher Körper hier, dürfte somit einen großen Teil des Aufpralls aufgefangen haben. Sie ist sicher verletzt. Aber tot? … Nein!“ Diesmal ignorierte sie die Stiche in ihren Wunden. „Nein. Lilith ist nicht tot. Und Asmodeo, dieser verräterische Bastard, der ist noch ganz sicher am Leben.“
„Noch“, erwiderte Cunningham trocken.
„Du lässt ihn doch überwachen?“
„Ich habe die besten und teuersten Spezialisten auf ihn angesetzt. Er bewegt sich keinen Millimeter, ohne dass ich es erfahre.“
„Gut.“ Das eine Auge von Elisabeth bohrte sich tief in Cunninghams Seele. „Aber das reicht mir nicht. Ich muss wissen, was diese Hunde vorhaben. Wir brauchen einen Spion bei ihnen. Jemanden, der uns alles mitteilt, was sie planen und gerade unternehmen.“
Cunningham stieß gequält seinen Atem aus, bevor er entschuldigend die Hände hob. „Asmodeo ist mit Gerti und ihren Schwestern zusammen. Sie halten sich in einem Kloster auf, zu dem niemand Zutritt hat. Was sie dort drinnen genau machen, konnte ich bislang nicht erfahren.“
„Diese abtrünnigen Hexen! Du musst jemanden bei ihm einschleusen, der uns auf dem Laufenden hält. Jemanden, dem Gerti und Asmodeo vertrauen.“
„Wenn das so einfach wäre! Diese verfluchte Bande hält doch zusammen wie Pech und Schwefel. Niemals könnten wir einen von ihnen umdrehen, damit er mit uns zusammenarbeitet.“
Elisabeth rückte sich in ihrem Bett etwas bequemer zurecht. Die Ketten klirrten leise, als sie sich bewegte. “Doch, ich kenne eine Person, die uns nach einigen kleinen …nennen wir es einmal Suggestionen… loyal zuarbeiten wird.“
Cunningham starrte abwartend in die zerschundene Fläche, die einmal Elisabeths Gesicht gewesen war.
„Hol mir die Freundin von Gerti. Hol mir die Psychologin Marga Schulz.“, befahl sie.
2
U nruhig ging Cunningham in dem Salon auf und ab. Exakt fünf Schritte nach rechts und genau fünf Schritte wieder zurück. Die Ledersohlen seiner Schuhe quietschten auf dem Parkett. Die Innenseiten seiner Hände waren feucht, er strich sie unwirsch an den Schößen seines Jacketts ab.
Elisabeths Plan musste einfach funktionieren. Sie setzte so viele Hoffnungen darauf. Nachdem sie wochenlang apathisch vor sich hinvegetiert hatte, war es das erste Mal, dass sie sich wieder für eine Sache begeisterte. Fast schien es ihm, als würde ihr alter Kampfgeist zurückkehren. Nein, heute Abend durfte nichts schief gehen.
Er musste diese Psychologin dazu bringen, ihre alten Freundinnen und damit ihre gesamten Prinzipien über Bord zu werfen und zu verraten. Er musste die alte Hexe dazu bringen, die Seiten zu wechseln.
Cunningham blieb stehen, senkte den Kopf und konzentrierte sich auf seine Unruhe. Wie viele Menschen hatte er so manipuliert und erpresst, dass sie alles aufgaben, alles im Stich ließen, was ihnen jemals heilig gewesen war? Ein abschätziges Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Fast immer war es ihm gelungen. Und diese Madame Marga , wie sie sich in ihrer Freizeit auf dem Rummel nannte, dieses Möchtegern-Medium, würde hier keine Ausnahme machen.
Das mulmige Gefühl in seinem Inneren besserte sich leicht, aber es war weit davon entfernt, zu verschwinden.
Er hörte, wie die Elektromotoren des Eingangstores mit leisem Surren ihre Arbeit aufnahmen, um die Zufahrt zu öffnen. Bald konnte er die Umrisse einer schwarzen Limousine erkennen, die langsam die Auffahrt hinauffuhr. Die Nacht war bereits hereingebrochen, vereinzelt blitzten träge ein paar Sterne durch die dicke Wolkendecke. Ihr spärliches Licht reichte kaum aus, um die Äste der weit zurückgeschnittenen Weiden zu beleuchten. Wie mit kurzen Stacheln besetzt ragten deren wulstigen Baumstümpfe aus dem Boden. Sekundenschnell glitten die Scheinwerfer der Limousine über sie hinweg, verliehen ihnen ruckartige Bewegungen, bis sie wieder im Schwarz der Schatten verschwanden.
Der Motor wurde ausgestellt, der Fahrer sprang
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