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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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erinnert, oder nicht. Ich kenne ihn. Morden ist ein wesentlicher Teil seiner Natur. Und der Hass auf seinen Bruder und auf Lilith ist zu stark. Über kurz oder lang wird er versuchen, sie auszulöschen.“
    Der Abt blieb Asmodeo eine Antwort schuldig. Stattdessen ging er nah an das Bild heran, legte seine Hand darauf und fuhr mit den Fingerspitzen über die beinahe lebendige Masse, die Clement zeigte. „Ich kann das nicht verstehen“, sagte er.
    „Was meinst du damit?“, erwiderte Asmodeo.
    „Wieso ist Clement überhaupt im Fegefeuer? Er hätte sofort und ohne Umwege direkt in der Hölle landen müssen. Die Sünden, die er begangen hat, sind viel zu schwerwiegend. Da muss ein prinzipieller Irrtum vorliegen.“
    „So funktioniert das nicht. In dieser Hinsicht gibt es keine Irrtümer oder Pannen. Durch und durch schlechte Menschen kommen direkt in die Hölle, es sei denn…“
    „Es scheint fast, als wäre Clement selbst für die Hölle zu böse“, unterbrach ihn der Abt.
    Asmodeo schnaubte. „Das ganz sicher nicht. Aber vielleicht hat man in der Dämonenwelt andere Pläne. Vielleicht hat man ihn absichtlich ins Fegefeuer geschickt.“
    „Warum und vor allem wer sollte so etwas tun?“, fragte der Abt zweifelnd.
    Asmodeo drehte sich ein Stück zur Seite und studierte das Bild der Gegenwart. Lilith, Johannes und Clement machten sich gerade auf den Weg in Richtung der Berge. „Lilith hat sich in der Hölle nicht gerade Freunde gemacht, als sie Elisabeths Plan vereitelt und den Durchgang zur Erde verschlossen hat. Und ich sage dir, Dämonen können wirklich nachtragend sein.“
    Der Abt zögerte mit seiner Erwiderung, biss sich dann kurz auf die Lippen, bevor er doch antwortete. Asmodeo kam es so vor, als würde der Abt jedes Wort mit größtem Bedacht wählen. „Es könnte noch einen anderen Grund geben, warum die Dämonen Lilith derartig hassen.“ Er seufzte. „Aber das werde ich dir später erklären. Das würde jetzt zu lange dauern.“
    Asmodeo musterte den Abt eindringlich, bevor er sich mit dessen Antwort zufrieden gab. „Clement bedeutet jedenfalls allerhöchste Gefahr für die beiden. Ich bin einmal gegen diesen mörderischen Bastard angetreten. Ich weiß, wie absolut tödlich er ist. …Wir müssen Lilith und Johannes vor ihm warnen. Unbedingt, und vor allem schnell.“ Das Blau in Asmodeos Augen wurde eine Spur dunkler. „Du musst noch einmal hinein. Du musst die Warnung überbringen.“
    Der Abt lächelte müde. „Ich sehe auch keine andere Möglichkeit, sonst laufen Lilith und Johannes in ihr Verderben. Aber meine Mission wird schwierig werden.“
    „Ich weiß, das zehrt an deiner Gesundheit“, sagte Asmodeo.
    Der Abt machte eine vage Handbewegung. „Das ist es nicht.“
    „Was dann?“
    „Wenn ich hineingehe, sehen mich an sich nur die Seelen, denen ich erscheinen will. Für alle anderen bin ich unsichtbar. Aber…“
    „Da gibt es ein Aber ?“
    Das Lächeln auf dem Gesicht des Abts wurde bitter. „Nahe Verwandte sehen mich auch.“
    Asmodeo runzelte die Stirn. „Das ist doch kein Problem, wenn dich Johannes sieht.“
    „Du vergisst, Clement ist Johannes‘ Halbbruder. Auch er ist mein Verwandter …Ich muss mich vorsehen.“
    Asmodeos Miene blieb neutral, ohne erkennbaren Ausdruck. „Ich werde dir dabei nicht helfen können, Franz.“
    „In der Zwischenwelt bin ich ganz auf mich gestellt. Ich werde sobald wie möglich gehen, aber ich muss mich vorbereiten.“
    „In Ordnung“, erwiderte Asmodeo und drehte sich in Richtung des Bildes. Selbstvergessen starrte er darauf, seine Haltung lauernd und angespannt. Ihm fiel nicht auf, dass der Abt neben ihm stehend noch einige Minuten verharrte, während sein Blick mehrmals von Asmodeo zu dem Geschehen auf dem Gemälde und wieder zurück eilte. Und er bemerkte auch nicht, als ihn der Abt irgendwann vor der lebendigen Leinwand alleine zurückließ.
    Lilith, Johannes und Clement ritten durch einen Schneesturm. Nein, sie hatten sich verirrt. Asmodeo konnte genau erkennen, dass sie die Orientierung verloren hatten. Sie hielten vor einer steil aufragenden Steinwand an. Worte wurden gewechselt und urplötzlich erschien eine Figur auf einem Pferd, direkt aus dem Schatten des Felsens. Sie richtete ein Gewehr auf Lilith.
    Asmodeo sah, wie Lilith ihre eigene Waffe verstohlen schussbereit machte. Aber seine gesamte Aufmerksamkeit hatte sich mittlerweile auf den fremden Reiter konzentriert. Es handelte sich um eine junge Frau, und sie kam ihm

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