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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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auf Clement zu.
    Der Abt stieß leise keuchend die Luft aus. Seine Unsicherheit beruhte nicht nur auf der Gewissheit, dass ein Treffen mit Clement höchst problematisch werden würde. Nein, eine andere Angst hatte sich in ihn geschlichen, lähmend vergiftete sie sein Herz. Die Angst vor dem Bösen an sich.
    Je mehr der Abt versuchte, seine Furcht zu bestimmen, desto schwieriger gestaltete sich diese Aufgabe. Vielleicht bildete er sich die Gefahr auch nur ein. Vielleicht wurde er einfach alt.
    Es klopfte.
    Der Abt steckte die Brieftasche ins Innere seiner Jacke und schloss sorgfältig alle Knöpfe. „Ja bitte?“, sagte er.
    Zaghaft öffnete sich die Tür und Marga Schulz betrat das Büro. Ihr Blick glitt über die zahllosen ledergebundenen Bücher, das einfache Kruzifix an der Wand und die bronzene Büste von Seneca am rechten Schreibtischrand, bevor sie ihre Augen auf den Abt richtete.
    „Ein schönes Arbeitszimmer“, sagte sie.
    Der Abt lächelte schwermütig. „Alles, was mir wichtig ist, - ich meine, alle geisteswissenschaftlichen Leistungen, die mir etwas bedeuten – befinden sich in diesem Raum.“
    „So?“, erwiderte Marga und die Art, wie sie es sagte, ließ erkennen, dass sie die Worte des Abtes überhaupt nicht aufgenommen hatte.
    „Wir müssen uns bei Ihnen bedanken“, fuhr der Abt deshalb fort.
    „Wofür?“, erkundigte sich Marga fahrig.
    „Ihre Freundinnen brauchten Sie. Wir brauchten Sie. Und Sie sind gekommen. Ohne zu zögern, ohne jede Bedingung. Das ist außergewöhnlich.“
    Marga versuchte zu lächeln. Sie schien unendlich erschöpft und ausgelaugt zu sein.
    Der Abt wies auf einen Besucherstuhl und Marga nahm schwerfällig darauf Platz, legte ihre Hände auf die Schreibtischkante, wo sie sie ineinander faltete, als wollte sie beten. „Gerti und ich sind zusammen aufgewachsen. Wir haben schon schreckliche und wirklich bedrückende Momente miteinander durchlitten. Zwar haben wir uns die letzten Jahre nicht viel gesehen, aber das hat nichts an meiner engen Bindung zu ihr geändert. Sie rief mich um Hilfe, und ich bin immer für sie da.“
    „Eine wahre Freundin“, sagte der Abt. Er studierte Margas angespannte Züge und fügte hinzu: „Aber etwas bedrückt Sie, Frau Schulz.“
    „Ist das so deutlich zu sehen?“ Marga versuchte sich erneut an einem Lächeln.
    Der Abt blieb ihr eine Antwort schuldig. Stattdessen studierte er sie weiterhin aufmerksam.
    „Ich mache mir Sorgen“, platzte Marga schließlich heraus.
    Der Abt lehnte sich auf seinem Sessel zurück, stützte den Kopf mit der linken Hand, indem er zwei Finger an die Schläfe legte. Auch diesmal schwieg er.
    „Es geht um Asmodeo“, fügte Marga nach kurzem Zaudern hinzu.
    „Asmodeo?“, wiederholte der Abt.
    „Seine Anwesenheit beunruhigt mich stark.“ Marga senkte ihren Blick und vermied es, den Abt direkt anzusehen.
    „Graf di Borgese, oder Asmodeo, ist ein gutaussehender Mann. Aber ich kann durchaus nachempfinden, dass er gelegentlich furchteinflößend wirkt. Ich versichere Ihnen jedoch…“
    „Nein, nein“, unterbrach ihn Marga. „Das ist es nicht.“
    Der Abt hob fragend seine Augenbrauen und wartete darauf, dass Marga weitersprach.
    „Sie sind doch ein Mann der Kirche“, sagte sie nach einigen Sekunden.
    Der Abt nickte, ohne dass seine Augen Margas Gesicht verließen.
    Marga nickte ebenfalls. Ihre Hände, die auf dem Tisch lagen, verkrampften sich immer stärker ineinander. „Dann wissen Sie auch, dass Asmodeo kein Mensch ist.“
    Der Abt blieb still.
    „Er ist ein Dämon und Dämonen sind auf der Welt, um uns ins Verderben zu stürzen. Das trifft in besonderem Maße auf Asmodeo zu.“
    Der Abt beugte sich über den Schreibtisch und legte seine Hand auf Margas Unterarm, um ihn bestärkend zu drücken. „Ich sage Ihnen noch einmal, Sie brauchen keine Angst oder Bedenken zu haben.“
    Marga richtete sich ruckartig auf, zog ihre Hände zu sich heran und verschränkte ihre Arme. „Woher nehmen Sie diese Gewissheit?“
    „Sie müssen meinem Wort vertrauen, Frau Schulz.“
    Marga schüttelte den Kopf. „Sie könnten sich täuschen und das wäre verheerend. Für Gerti, für Lilith und auch für ihren Neffen Johannes.“
    Der Abt biss sich leicht auf die Lippen. Ein mildes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Es ist nicht nur meine persönliche Überzeugung, dass von Asmodeo keine Gefahr für uns ausgeht, sondern ich stütze meine Einschätzung auf ein sehr altes Wissen.“
    Margas Augen leuchteten für

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