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Im Alphabet der Häuser: Roman einer Stadt (German Edition)

Im Alphabet der Häuser: Roman einer Stadt (German Edition)

Titel: Im Alphabet der Häuser: Roman einer Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph W. Bauer
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Tagen sehr viel private Gesellschaften. Das königliche Theater steht an Größe und Szenarium wenigen Theatern Italiens nach“, schreiben die Italiener, Gumpp hat also ganze Arbeit geleistet. Auch wird die Frage, die Hans Hoffman einst stellte, im Bericht laut, „das Theater wird nicht benützt, da sich gegenwärtig niemand findet, der die Kosten der Illumination tragen will.“
    Gut fünfzig Jahre nach Michael Anton Wagner ist das Precht-Haus erneut mit dem Bürgermeisteramt verbunden. Inzwischen ist der letzte männliche Nachkomme der Familie Wagner, Michael Alois Wagner, gestorben. Ein Jahr vor seinem Tod holte er noch Casimir Schumacher, der einige Jahre lang die Buchhaltung des Betriebs innehatte, als Gesellschafter in die Firma.
    Der aus Freiburg im Breisgau stammende Schumacher kommt 1792 in die Stadt und sieht sie vier Jahre später im Schatten korsischer Großmannssucht stehen – der selbsternannte Franzosenkaiser Napoleon ist auf dem Vormarsch. Was Europa viele Jahre hindurch nicht zur Ruhe kommen lässt, geht auch in Innsbruck als Angst durch die Straßen und trägt Uniform, einen hechtgrauen Rock mit roten Aufschlägen zu gelben Beinkleidern. Die Köpfe der freiwilligen Stadtgardisten, die den Bürgern Sicherheit gewähren sollen, ziert ein dreieckiger Hut. Einer, der dieser Garde angehört, ist der Sohn des Stadtapothekers Winkler, Franz de Paula. Wie Schumacher und viele Zeitgenossen mag er geahnt haben, dass weder Garde noch Tiroler Hut die Franzosen aufhalten können, 1805 sind sie in der Stadt, in ihrem Windschatten die Bayern. Im selben Jahr wird Schumacher Magistratsrat, zwei Jahre später ist er Bürgermeister und bleibt es bis 1809.
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    Was erzählen die Häuser von einer Zeit, die den Tiroler Schützen noch heute bei ihren Aufmärschen den ledernen Latz über der Brust anschwellen lässt? Vielleicht, dass die Städter gar nicht befreit werden wollen und schon gar nicht von Bauern; oder dass die Innsbrucker zwar unter den neuen Machthabern und deren wirtschaftlichen Sanktionen leiden, im religionspolitischen Sinn aber aufatmen und so mancher aufklärerisch gesinnte Bürger es mit einer gewissen Genugtuung sieht, wie die Güter des Stiftes Wilten konfisziert werden.
    Na hör mal, es wird auch Widerstand gegeben haben!
    Den gab es, stellen sich doch die Bayern nicht gerade geschickt an, ihr Vorgehen ist provozierend und gipfelt in der Auslöschung des Namens Tirol. Als sie auch noch Zwangsrekrutierungen zum bayerischen Militär durchführen, sind die Mannen um Andreas Hofer nicht mehr zu halten.
    Das Precht-Haus erzählt, dass Casimir Schumacher zwischen die Stühle gerät, er muss in seiner Aufgabe als Bürgermeister in die Vermittlerrolle zwischen Besatzern und Befreiern schlüpfen, ein Drahtseilakt, der misslingt. Seine Wohnung, die Druckerei und der Buchladen werden von Aufständischen verwüstet, Schumacher gilt als Überläufer, eine Rolle, an die er sich gewöhnen kann, später zwingen ihn die Okkupanten in die gleiche. Er wird von ihnen festgesetzt, kommt wieder frei, findet sein Haus erneut geplündert vor, legt das Bürgermeisteramt nieder, sein Nachfolger – Felizian Rauch. Wenige Tage nach der Abdankung wird Schumacher als angeblicher Kollaborateur von Aufständischen in den Kräuterturm gesperrt und erst nach zweieinhalb Wochen Haft freigelassen.
    Es handelt sich hier aber um einen extremen Einzelfall! Schließlich ist Schumacher Bürgermeister. Sag, wie ergeht es den Bürgern?
    Sie haben Angst – vor allem vor den Aufständischen. In den Franzosen und Bayern erkennen die Städter zweifelsohne das geringere Übel als in diesen Rotten entfesselter Bauern, die sich die Stadt zur Bühne für einen Freiheitskampf machen, von dem die Innsbrucker nichts wissen wollen. Sie bleiben mehr oder weniger Zuschauer, das hört sich dann so an:
    „Schon gegen sechs Uhr zeigte sich auch das Dorf Hötting in vollem Aufstande. Das Landvolk warf sich in die städtischen Häuser außer der Innbrücke, feuerte heftig auf die diesseits des Inns aufgestellte bayerische Truppe und tötete mehrere Mannschaft derselben.“
    Das ist ein Abschnitt aus dem Tagebuch des Andreas Dipauli, er war später maßgeblich beteiligt an der Errichtung des Tiroler Landesmuseums.
    „Da entschlossen sich 50 der tapfersten Burschen, ihr Leben der gemeinschaftlichen Sache zu weihen und nahmen im Sturm die Innbrücke weg.“
    In weiterer Folge beschreibt Dipauli die Straßenschlachten, die in Innsbruck toben, und wie sich

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