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Im Alphabet der Häuser: Roman einer Stadt (German Edition)

Im Alphabet der Häuser: Roman einer Stadt (German Edition)

Titel: Im Alphabet der Häuser: Roman einer Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph W. Bauer
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vegetieren die Menschen in baufälligen Holzhäusern dahin, werden als Arbeitssklaven gehalten. Wer am Ende seiner Kräfte ist, wird ausgesondert und ins polnische Vernichtungslager Chelmno/Kulmhof deportiert, wo man Alois Hermann im August 1942 umbringt, seine Frau Wilhelmine stirbt noch im gleichen Jahr.
    Nach dem Krieg ein zusätzlicher Akt, wie er unfassbarer nicht sein könnte. Die Kommission beim Landesgericht Innsbruck stellt am 14. Juni 1949 zwar fest, dass eine Rückstellung des hermannschen Besitzes erfolgen muss, da die Laudas gegen marktwirtschaftliche Grundsätze jedoch nur „etwas verstoßen“ haben, die „Arisierung keineswegs den sonst öfters üblich gewesenen Grad“ erreichte, die Laudas zudem als Südtiroler zu den NS -Opfern zu zählen sind –
    Es dauert zwei weitere Jahre, bis der Besitz an die rechtmäßigen Erben zurückgeht. Als die den Betrieb wieder übernehmen, haben die einstigen „Arisierer“ der Firma das Kapital längst entzogen und sind unter Mitnahme des Personals und des Kundenstocks in Räumlichkeiten übersiedelt, in denen sich ihr Geschäft heute noch befindet – in der Heiliggeiststraße 2.
    Heute noch?
    Die Geschichte der Niederträchtigkeit hat kein Ende, das einstige Stadtschreiberhaus möchte etwas loswerden.
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    1957 ist der Neubau in der Seilergasse 7 errichtet, erzählt das Stadtschreiberhaus, das bei der Pest 1611 unter Quarantäne gestellt wurde, weißt du noch, die Familie May war in großer Sorge. Eine Tafel am Haus Seilergasse 7 erinnert daran, dass das Gebäude bei Fliegerangriffen zerstört wurde – erinnert die Tafel auch an Egon Dubsky?
    Egon Dubsky erlebt den verheerenden Bombenangriff vom 16. Dezember 1944 nicht mehr. Er wohnt auch nie in dem Haus in der Seilergasse, es dient ihm als Dependance der von seinem Vater Leopold gegründeten Branntweinbrennerei und Essigfabrik in der Heiliggeistraße 2.
    Dorthin begibt sich in der Pogromnacht Johann Mathoi, gewillt, „den Juden eine Abreibung“ zu erteilen, Dubskys Besitz wird verwüstet.
    Am 17. Oktober 1938 wird Egon Dubsky von der Gestapo verhaftet und aufgefordert, das Land zu verlassen. Einen Tag später begeht er einen Selbstmordversuch. Daraufhin liefert man ihn in die Heil- und Pflegeanstalt Hall ein, in der während des Naziterrors über 200 Menschen dem „Euthanasieprogramm zur Vernichtung unwerten Lebens“ zum Opfer fallen.
    Es erfolgt die freiwillige Eigentumsübertragung, wie man die „Arisierung“ damals auch nennt, die Firma Dubsky geht zu einem Spottpreis an den Südtiroler Optanten Franz Gutmann. Den einstigen Besitzer der Branntweinbrennerei verschleppt man im Mai 1943 von Hall in die Reichenau. Dort tritt am 2. Juni 1943 der Innsbrucker Gestapochef Werner Hilliges vor den Lagerkommandanten Georg Mott und fordert, einen der bereits in die Baracken fortgesperrten Häftlinge zum Schießstand bringen zu lassen. Er habe mit dem Arretierten zu reden, erklärt der Gestapochef. Egon Dubsky wird herausgeführt, Hilliges verwickelt ihn in ein Gespräch, die beiden stehen sich von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Hilliges zieht die durchgeladene Pistole, legt sie Dubsky an die Stirn und drückt ab.
    Welches Haus erzählt von Hilliges?
    Das ist nicht wichtig. Aber wenn es dich beruhigt, es ist keines der Häuser hier in dieser Straße. Und selbst wenn es so wäre, was wolltest du tun?
    Aber was geschah mit Hilliges, mit Hofer, mit Mathoi, mit all den Totschlägern von der Pogromnacht?
    Johann Mathoi wird 1948 zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Hans Aichinger und Gottfried Andreaus, beide beteiligt an den Ermordungen von Richard Graubart und Wilhelm Bauer, sagen 1946 aus, keinerlei Mordabsichten gehegt zu haben, ja dass sie eigentlich gar nicht hatten mitmachen wollen. Dem widerspricht die Aussage Hilliges, der feststellt, dass ein klarer Mordbefehl ausgegeben wurde und Aichinger sich förmlich aufdrängte, dabeisein zu dürfen. Aichinger, der Schilehrer, wird zu 13 Jahren schweren Kerkers verurteilt, kann jedoch fliehen. 1959 stellt er sich, 1961 erfolgt seine Begnadigung.
    Gottfried Andreaus wird zu 12 Jahren verurteilt und 1951 begnadigt, er hilft nach dem Krieg, die noch lebenden Täter der Pogromnacht auszuforschen. Dazu gehören Rudolf Schwarz und Robert Huttig, beide Mitglieder der Mordkommandos in der Gänsbacherstraße 4 und 5. Schwarz erhält elf Jahre, Huttig zehn, beide werden 1951 begnadigt.
    Alois Schintlholzer, der Karl Bauer niederstreckte, sodass der bis an sein Lebensende

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