Im Angesicht der Schuld
dieser Beate Elverts war es nicht möglich, auch nur ein gutes Wort über ihn gelten zu lassen. Sie scheint völlig erstarrt in ihrem Hass. Nach dem, was mir Franka über sie erzählte, frage ich mich tatsächlich, ob dieser Hass aus dem Ruder gelaufen sein könnte. «
» Das habe ich mich auch gefragt «, sagte ich, » aber meine Psychotherapeutin meinte, dass nur die wenigsten Menschen, die voller Hass und Rachegedanken sind, ernsthaft einen Mord als Lösung in Betracht ziehen. «
» Trotzdem könnte Beate Elverts zu diesen wenigen gehören. Schließlich gibt es nicht so viele Motive, einen Menschen umzubringen. Und sie hatte eindeutig ein Motiv und kein Alibi. Ich fände es falsch, sie völlig aus den Augen zu verlieren, zumal es außer ihr so gut wie keine Verdächtigen gibt. «
Ich seufzte mit einem Anflug von Resignation. » Wie die Kripo mir sagte, reicht das nicht aus, um jemandem den Prozess zu machen. Sie haben sie wohl auf Herz und Nieren geprüft, aber bis auf die Tatsache, dass sie versucht hat, ihr Treffen mit Gregor zu verschwiegen, hat sie sich in keinerlei Widersprüche verstrickt. « Müde fuhr ich mir über die Augen. » Letztlich hätte auch Annette ein Motiv gehabt. Sie war an jenem Abend sehr wütend auf Gregor. Außerdem hat sie kein Alibi für den Todeszeitpunkt. Und wenn ich es weiterspinne, dann käme selbst Joost in Betracht. Er hatte einen Streit mit Gregor, und mein Gefühl sagt mir, dass er mich über die Gründe für diesen Streit belügt. «
» Aber hat Joost nicht ein Alibi? «, fragte Isabelle.
Ich nickte. » Er war mit einer Bekannten verabredet. «
» Dann gibt es nur Sackgassen? « Claudia war anzusehen, dass sie nicht bereit war, sich damit abzufinden.
» Bei denen, die ein Motiv hätten, schon. «
» Wie meinst du das? «, fragten beide wie aus einem Munde.
Ich erzählte ihnen von der Verbindung zwischen Barbara Overbeck und Joost. » An sich ist diese Geschichte nicht ung e wöhnlich. Selbst die Tatsache, dass Gregor sich nichts über die beiden Gespräche mit dieser Frau notiert hat, kann ich mir mittlerweile damit erklären, dass es für ihn von Anfang an nicht in Frage kam, sie zu vertreten. Nur eines kann ich mir nicht erklären: Warum hat er mir überhaupt nichts davon erzählt? Immerhin betraf diese Sache seinen Freund, und es handelte sich nicht gerade um eine Lappalie. Und dann dieser Streit mit Joost. Irgendetwas ist seltsam daran. Vielleicht sehe ich aber wirklich inzwischen Gespenster, wie Joost mir vorgeworfen hat. «
Schweigen machte sich in der Küche breit. Jede von uns hing ihren Gedanken nach.
» Außerdem steht immer noch der Name Tonja Westenhagen im Raum «, fuhr ich nach einer Weile fort.
» Wieso hat Gregor heimlich über ihren Tod recherchiert? Das ist noch so ein Puzzlestein. Und bei keinem von den einzelnen Teilen weiß ich, ob sie überhaupt zum selben Puzzle gehören. «
» Was meint die Kripo? «, fragte Claudia.
» Noch bleibt sie am Ball, aber wer weiß, wie lange noch. Wenn sich nichts Neues ergibt, werden sie den Fall bald abschließen. Und was das bedeutet, wissen wir alle. «
Isabelle sog hörbar die Luft ein. » Gregor hat sich nicht selbst das Leben genommen. Auch das wissen wir alle! «
Um kurz vor sieben kam Nelli, um Isabelle zum Konzert abzuholen. Sie sah wunderschön aus und leuchtete von innen.
» Ist das die Vorfreude? «, fragte ich.
Ihr Nicken wurde begleitet von einem seligen Lächeln.
» Weißt du, wann ich so selig lächeln werde, Nelli? Wenn ich eines Tages in eines deiner Konzerte gehen werde. «
» Träumen Sie ruhig weiter, Frau Gaspary. «
» Ohne Träumen geht es nicht «, entgegnete ich ungerührt. » Aber ein wenig Mut gehört auch dazu. Und natürlich Tatkraft, wobei Ersteres und Letzteres nicht dein Problem ist. Ich vermute, es mangelt dir an Mut. «
» Und Ihnen mangelt es an Zurückhaltung, was den Eingriff in mein Privatleben anbelangt. Ich bin erwachsen und ich kann … «
» … selbst entscheiden, was du mit deinem Leben machst. Das musst du sogar. Aber für manche Entscheidungen braucht man einen Geburtshelfer. «
» Ist mir neu, dass Sie auf Hebamme umgesattelt haben. Ich dachte, Sie seien Kunstexpertin. «
» Bin ich immer noch. Deshalb erkenne ich Kunst, wenn ich sie sehe. Oder wenn ich sie höre. «
Isabelle kam aus dem Gästezimmer und stellte sich zwischen uns. » Wie wär ’ s, Schwesterchen, wenn du für heute Abend deinen missionarischen Eifer schlafen schickst? Hm? «
» Wenn
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