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Im Angesicht der Schuld

Titel: Im Angesicht der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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meiner Scheidung vertreten? «
    » Genau dasselbe hat Patrick mich vor zwei Tagen gefragt. «
    » Oh. «
    » Du wusstest nichts davon? «
    » Von Scheidung reden wir schon seit zwei Wochen. Mir war nur nicht bewusst, dass er sich damit an dich wenden würde. Obwohl es ja eigentlich logisch ist, du hast schließlich auch den Ehevertrag aufgesetzt. « Ich hätte heulen können, aber ich riss mich zusammen. » Kein Problem, dann werde ich einfach … «
    » Was du da gerade tust, ist ungesund « , sagte er in einem ernsten Tonfall. » Du musst mir nichts vormachen. Du verlierst nicht gleich dein Gesicht, wenn du sagst, dass du enttäuscht bist. Schließlich ist es enttäuschend, wenn man glauben muss, dass der beste Anwalt für Familienrecht weit und breit die Gegense i te vertritt. Aber ich kann dich beruhigen, ich habe es abgelehnt, ihn zu vertreten. « Sein verschmitztes Lächeln hatte die Wirkung von Sonne, die hinter einer dunklen Wolke hervorkommt.
    » Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass dein Lächeln ansteckende Qualitäten besitzt, Gregor Gaspary? «
    » Nicht nur das. Angeblich soll es auch verführerisch sein. «
    » Sagt wer? Die Frau deines Herzens? «
    » Mit ihr ist es noch nicht so weit gediehen, dass wir uns offen über Verführung unterhalten würden. «
    » Aber ihr bewegt euch in diese Richtung, oder? «
    » Das will ich stark hoffen. «
    Ich sah ihn überrascht an. » Hast du es denn kein bisschen eilig? Wenn man die Frau seines Herzens gefunden hat, dann will man … ich meine … « Unter seinem Blick wurde mir fast schwindelig. » Also, was ich sagen will, ist … « In diesem Augenblick wurde mir bewusst, dass ich mich in Gregor verliebt hatte. Das Blut schoss mir ins Gesicht, und ich hätte schwören können, dass sich rote Flecken auf meinen Wangen ausbreiteten. Ich legte meine Hände darüber.
    » Wenn man die Frau seines Herzens gefunden hat, dann ist Geduld das Letzte, womit man sich aufhalten will « , sagte er nach einer Weile. » Ist es das, was du sagen wolltest? «
    Ich nickte.
    Er faltete die Hände und legte sein Kinn darauf. » Wenn nun aber Geduld der einzige Schlüssel ist, den ich besitze, um die Tür zu dieser Frau aufzuschließen? Was dann? «
    » Dann solltest du dir schleunigst überlegen, ob sie wirklich die Richtige für dich ist. Du hast weit mehr zu bieten als nur Geduld. Du bist feinfühlig, du hast Humor, du hast die schö n sten Ohren, die ich kenne, ich meine … «
    Diesmal waren es nicht seine Hände, die mich berührten, sondern sein Blick. Von dem zärtlichen Ton in seiner Stimme ganz zu schweigen. » Helen, bist du dir im Klaren darüber, dass du mir hier gerade eine Liebeserklärung gemacht hast? «
    » So etwas in der Art könnte es gewesen sein. Zumindest könnte man es so verstehen. Also, was ich eigentlich meine, ist … «
    » Dass du dich in mich verliebt hast. «
    »Ja.«
    » Das wurde aber auch Zeit, findest du nicht? «
     
    I sabelle traf gegen Mittag ein. Keine halbe Stunde später kam Claudia. Während die beiden zusammen kochten, brachte ich Jana ins Bett, die nach zwei Stunden auf dem Spielplatz fast schon im Stehen eingeschlafen war. Als ich in die Küche zurückkam, hörte ich gerade noch, wie Isabelle sagte, es fiele ihr immer noch schwer zu akzeptieren, dass sie Gregor nie wieder sehen würde.
    Ich ging zu ihr an den Herd, legte von hinten die Arme um sie und lehnte meinen Kopf an ihren. Nachdem wir eine Weile so gestanden hatten, gab ich ihr einen Kuss auf die Wange und setzte mich zu Claudia an den Küchentisch. » Schön, dass ihr beide hier seid. «
    » Jetzt fehlt nur noch Fee «, meinte Isabelle. » Hast du inzw i schen etwas von ihr gehört? Ihre vier Wochen im Kloster müssten langsam mal um sein. «
    » Stimmt, aber sie hat sich noch nicht gemeldet. Vielleicht hat sie ihren Aufenthalt dort verlängert. Vielleicht ist es aber auch schwierig zu telefonieren. Wer weiß? Es kann tausend Gründe geben, warum sie sich nicht meldet. Ich will mir deswegen einfach keine Sorgen machen. «
    » Gut so! «, sagte Claudia. » Ich soll dir übrigens einen Gruß von Franka ausrichten. «
    » Geht es ihr besser? «
    » Ja. Sie hat sich zum Glück wieder gefangen, zumindest was die Sache mit Gregor betrifft. Dabei hat sie noch einmal durch ein ziemlich tiefes Tal gehen müssen. Sie wollte dir gegenüber etwas wieder gutmachen und is t z u der Mutter des toten Babys gegangen, um deren verheerende Einstellung gegenüber Gregor etwas aufzuweichen. Aber

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