Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Angesicht der Schuld

Titel: Im Angesicht der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
Vom Netzwerk:
Signale gegeben hat, die ich nicht wahrgenommen habe, ob … «
    » Ich glaube, es ist nicht gut, nach hinten zu schauen «, unte r brach sie mich. » Es ändert nichts. «
    » Ich muss seinen Tod verstehen, um damit fertig werden zu können. Es gibt einen Grund, warum Gregor tot ist, und ich muss diesen Grund wissen. «
    » Aber wenn selbst die Kripo ratlos ist, was wollen Sie dann tun, Frau Gaspary? «
    » Sie könnte sich zum Beispiel selbst ein wenig umhören «, sagte Mariele Nowak, die in diesem Moment zu uns an den Tisch trat.
    Wir waren beide so in unsere Unterhaltung vertieft gewesen, dass wir sie nicht hatten kommen hören.
    » Wo ist Jana? «, fragte ich erschreckt, da ich sie weder hörte noch sah. Die Erfahrung mit Gregors Tod hatte mich in eine neue Art von Alarmbereitschaft versetzt.
    » Sie ist auf dem Heimweg in ihrem Buggy eingeschlafen. Ich habe sie ins Kinderzimmer geschoben und die Tür angelehnt. «
    Erleichtert atmete ich auf.
    » Darf ich? « Sie wartete mein Nicken ab und setzte sich dann zu uns. » Ich meinte das eben übrigens ernst mit dem Umhören. «
    Hin-und hergerissen zwischen spontaner Ablehnung ihres Vorschlags und Skepsis schüttelte ich halbherzig den Kopf. » Dazu fehlt mir die Kraft. «
    » Für den Augenblick mag das zutreffen, aber wer weiß … vielleicht gewinnen Sie durch Gespräche mit Menschen, die Ihren Mann kannten, neue Kraft. Es könnte den Versuch wert sein. Verstehen Sie mich nicht falsch, Frau Gaspary. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie unerträglich es ist, wenn einem in einer Situation wie der Ihren ständig gute Ratschläge gegeben werden und dazu von einem erwartet wird, diese Ratschläge zu beherzigen. Das liegt mir fern. Aber genauso weiß ich aus Erfahrung, dass es selbst in einer solchen Situation Dinge gibt, die einem gut tun und weiterhelfen. Es kommt darauf an, herauszufinden, welche Dinge das sind. Ich kenne Sie kaum, deshalb kann ich nicht sagen, ob es besser für Sie ist, sich zu Hause einzuigeln oder hinauszugehen und mit den Menschen zu sprechen, mi t d enen Ihr Mann zu tun hatte. Aber Sie wissen, was gut für Sie ist, Frau Gaspary. «
     
    D ie Entscheidung hinauszugehen oder nicht wurde mir zumi n dest an diesem Nachmittag abgenommen. Auf das Klingeln hin öffnete ich die Tür und stand einer Frau gegenüber, die ich nicht kannte. Sie hatte kinnlange, dunkelblonde Haare, grüne Augen und den Gesichtsschnitt eines Models –ungeschminkt eher unscheinbar. Sie war fast einen Meter achtzig groß, sehr dünn und nach der neuesten Mode gekleidet. Fast wäre ich versucht gewesen, sie für eines dieser Yuppiewesen zu halten, wäre da nicht ihr Blick gewesen. Er zeugte von Verstand und Tiefe –und von Traurigkeit. Sie stand da und sah mich nur an.
    » Sie sind Franka Thelen, nicht wahr? «, durchbrach ich das Schweigen.
    » Ja. « Sie schien jeden Zentimeter meines Gesichts unter die Lupe zu nehmen und hatte ganz offensichtlich mit dem laste n den Schweigen, das diesem Ja folgte, keine Probleme.
    Jana war neben mir aufgetaucht und sah unsere Besucherin mit großen Augen an. Sie umschlang mein rechtes Bein mit den Armen und schmiegte ihre Wange daran, während ich ihr über den Kopf strich. So standen wir da und warteten ab.
    » Es ist eigentlich nicht meine Art, jemanden in dieser Weise zu überfallen «, begann sie zögernd, » noch dazu in Ihrer Situat i on … aber ich möchte mit Ihnen über Gregor sprechen. «
    Sein Vorname, von ihr ausgesprochen, klang seltsam in me i nen Ohren. Er zeugte von einer Vertrautheit, die mir entgangen war.
    » Würden Sie mich hereinlassen, Frau Gaspary? Oder sollen wir hier …? «
    » Warum haben Sie nicht angerufen? «
    » Ich habe angerufen. «
    » Ja … natürlich. « Ich trat zur Seite und machte eine einlade n de Handbewegung. Nachdem ich die Tür geschlossen hatte, bat ich sie ins Wohnzimmer.
    Jana stürmte zum Sofa, griff nach ihrem Stoffhund und zeigte ihn Franka Thelen. » Wauwau «, sagte sie stolz und wartete auf eine Reaktion. Als die ausblieb, wandte sie sich an mich und wiederholte das Wort, das eines der wenigen war, die sie komplett aussprechen konnte.
    » Ja … Wauwau. « Ich lächelte sie an und gab ihr einen Kuss auf die Nase. Dann holte ich ihr ein Puzzle und setzte sie damit neben das Sofa auf den Boden.
    » Gregor hat viel von seiner Tochter erzählt «, begann sie. » Und von Ihnen. Sein Tod muss ein entsetzlicher Schlag für Sie gewesen sein. «
    » Das ist er noch immer. «
    » Es tut mir

Weitere Kostenlose Bücher