Im Anhang mein Herz

dir besser.
    Hast du viel zu tun? Welche Frage. Hast du heute Nachmittag wieder eine Besprechung? Alles Gute.
    Hier ist ein Chaos. Nichts funktioniert.
    Viele liebe Grüße
    Artur

    Mittwoch, 2. November, 13.30
    Betrifft: Siehe Post!
    Alles beachten, was ich dir in die Post gegeben habe, arme, liebe Marlene.
    Ich hoffe, du hast am Freitag Nachmittag keine Besprechung.
    Jetzt wurstle ich mit saublöden Tools herum. Ich komme zu nichts mehr.
    Lieb, du hast die Liste verbessert.
    Die für dich aufgenommenen Filme habe ich wieder gelöscht, da zu viel Gewalt vorkam.
    Die Luftfeuchtigkeit im Büro ist in Ordnung. Ich gebe dir am Freitag das Hygrometer, damit du bei dir auch messen kannst.
    Artur

    Mittwoch, 2. November, 16.09
    Betrifft: So!
    Endlich konnte ich nach vielen Mühen und mit einigen Tricks mein Dokument verschicken.

    Mittwoch, 2. November, 18.38, zu Hause
    Die Kleine wünscht sich zu Weihnachten einen eigenen Fernseher. Zum Geburtstag hatte sie ihre erste Musikanlage bekommen. Im Kaufhaus seufzte sie: Wie gut, dass ich jetzt nicht jedes Mal, wenn ich einkaufe, nach Musikanlagen schauen muss, das ist mir schon ziemlich auf die Nerven gegangen.
    Ich war etwas nachdenklich geworden und fragte sie: Sag einmal, ist das denn alles mit vierzehn schon notwendig?
    Sie behauptete: Alle aus meiner Klasse haben das schon längst.
    Dann meinte ich, ob ihr denn der kleine Fernseher, der jetzt auf meinem Schreibtisch steht, sodass ich beim Sitzen am Computer nebenbei fernsehen kann, genügen würde. Ich brauche ja nicht zwei.
    Sie will es sich überlegen . Oder sie wünscht sich ein neues Snowboard. Obwohl sie im letzten Winter neue Ski bekommen hat!
    Ich bin eigentlich entsetzt. Es scheint etwas schiefgelaufen zu sein.
    Und die große Schwester darf schon bis um Mitternacht fortgehen! Die Kleine merke nur, dass die Große nach Hause gekommen ist, wenn es in der Früh im Vorzimmer nach ihrer Jacke stinkt.
    Nun wurde ich auch über dieses irgendwie missratene Kind traurig.
    Nein, ihre Mutter findet da nichts dabei.
    Also ich weiß nicht, ob du das nachempfinden kannst. Ich hoffe, dass du einmal mehr Freude mit deinen Kindern hast.
    Immer wieder stelle ich fest, dass zu Kindern eben zwei Erwachsene gehören, die am gleichen Strang ziehen. Vor allem einander liebende Eltern. Sonst wird es höchstwahrscheinlich nichts mit der Autorität. Es ist schon ein Glück, wenn zwei Erziehungsverantwortliche, die sich voll bemühen, nicht überfordert sind durch die heutigen Kinder.
    Nicht ein jedes Kind hat daher gleiche Chancen, ein guter Mensch zu werden. Wenn sich ein Elternteil nicht bemüht, sind die Chancen des Kindes viel geringer.
    Was meinst du?
    Artur

    20.16
    Tut mir leid, dass sie nicht passen. Aber ich habe es befürchtet. Es gibt sie vielleicht noch kleiner. Ich schaue morgen nach der Arbeit noch in ein anderes Geschäft. Aber mach dir nicht zu viel Hoffnung.
    A.

    Donnerstag, 3. November, 9.57
    Betrifft: Wie geht es dir heute?
    Hoffentlich besser!
    Am Nachmittag gehe ich früher. Wenn du mir deine kopierten Zettel für den Klub morgen mitbringst, kann ich sie am Montag weitergeben.
    A.

    Donnerstag, 3. November, 14.56
    Betrifft: Kopieren
    Wenn du wirklich nicht dazu kommst, mache ich gern deine Kopien auch. Hoffentlich fällt es hier nicht auf.
    A.

    Donnerstag, 3. November, 18.31, zu Hause
    Es waren schon die kleinsten. Ich war gerade dort. Was möchtest du nun tun? Willst du mir für Samstag ein e Chance geben, dass ich sie vielleicht in der Stadt irgendwo finde, oder willst du zu einer anderen Lösung übergehen?
    Artur

    18.48
    Ja, deswegen hat er mich heute angerufen. Angeblich sind schon einige unserer Rechner nach draußen offen!
    Artur

    19.08
    Natürlich haben sie bereits einen großen Fernseher! Sie will ja einen eigenen für ihr eigenes Zimmer!
    Wenn sich meine Kinder irgendetwas sehr wünschen und nicht bekommen, machen sie immer Psychoterror.
    Und dann kommt ihre Mutter zu mir und sagt mit drohendem Unterton: Du, da du ja studiert hast und einen guten Job hast und eh in Geld schwimmst, könntest das ruhig beisteuern, denn dein armes Kind wünscht sich das so.
    Ich bin bis jetzt noch regelmäßig schwach geworden. Ich habe halt immer gleich Angst, für geizig gehalten zu werden.
    Am liebsten würde ich alle meine Sachen verschenken und dann in einer grauen Kutte in einem Fass leben, nur damit ich nichts mehr habe, was man einfordern wird.
    Weihnachten ist so schlimm wegen dieser Besitz-Austäusche!
    So viel