Im Anhang mein Herz
stimmen können. Verlange ich zu viel? Ich wünsche es mir nur. Natürlich liegt mir daran, dich zu schonen. Am meisten liegt mir an unserem Einverständnis.
Bitte mich jedenfalls nicht um Unrealistisches! Es ist eine zu naive Vorschrift, dass ich die unerwünschte Komponente einfach zu überwinden habe, und sie kommt daher, dass dir das Ausmaß meines Leidens nicht klar ist.
Ich habe die Demos meiner Tochter noch nicht gegeben, da ich sie nicht mehr gesehen habe, seitdem wir zusammen bei ihr waren.
Keine Briefe soll ich mehr in die Post geben, nur Gegenstände.
Ich nehme es zur Kenntnis. Somit fallen handgeschriebene Briefe weg. Den Wunsch erfülle ich dir. Ich tue schließlich alles, solange du nichts Unmögliches verlangst.
Servus
Artur
PS In der Zeit der höchsten Blüte einer Kultur ist alles streng geregelt. Es hat sich nach und nach aus dem Unbestimmten entwickelt und immer präziser ausgeformt bis zu diesem speziellen Zustand.
Jeder muss dann eine ganz bestimmte Aufgabe erfüllen. Es ist wenig Freiheit für das Individuum möglich, denn dieses ist in erster Linie ein Rädchen im großen und sehr stabilen Getriebe.
Das Rädchen darf aber nicht oder nicht zu sehr darunter leiden, dass es nicht frei ist, da es sonst als Rädchen ausfällt!
Wenn es wieder mehr durcheinandergeht, ist das ein Zeichen des Verfalls der Kultur.
Einerseits ist der Verfall schlecht, dann aber auch wieder gut. Es muss sich ein bestehendes Muster auflösen, um die Möglichkeit für etwas Neues, vielleicht viel Besseres, besser für wen?, für wie viele?, um wie viel?, zu schaffen.
Die Beurteilung, ob das gut oder schlecht ist, dass eine Kultur vergeht, kommt nur auf den Standpunkt an.
Die Sprecher der alten Kultur sagen, das war immer so und hat gut funktioniert und soll daher so bleiben, es kommt nie etwas Besseres nach, die Befürworter einer neuen Kultur sagen, mit dem Argument gäbe es keinen Fortschritt und hätte es ihn nie gegeben.
Wenn man einmal erfasst hat, wie relativ eine Bewertung von etwas ist, wird man dies beim Bewerten selbst nicht mehr so außer Acht lassen können und auch nicht mehr so tun können, als ob man diese Erkenntnis noch nicht gehabt hätte.
Man wird gelassener urteilen. Nein, man wird auf ein Urteil verzichten. Man wird keine Lust mehr haben, sich auf nur eine Seite zu schlagen. Wo doch jede Seite recht hat.
Montag, 22. Februar, 9.25
Betreff: Guten Morgen!
Liebe Marlene! Danke, mir geht es besser. Erst seit gestern Abend.
Hattest du ein schönes Wochenende mit den lieben Kleinen, deinem Mann und all deinen Verwandten?
Leider ist mir nun doch ein wichtiger Brief von nur zwei Seiten Länge in die heutige Post geraten. Ich habe ihn gestern Abend noch schreiben müsse.
Es ist auch eine kleine Überraschung und noch etwas darin, das du dir vermutlich erst später ansehen kannst, aber zufällig zu meinem Brief passt.
Die Tochter vom Boss hat eine rührende Zeichnung als Dank für die Geldspende an die Familie an uns geschickt. Ich kopiere sie dir. Diese Zeichnung passt übrigens auch zu meinem Brief.
Servus
Artur
Montag, 22. Februar, 15.53
Betreff: Danke!
Liebe Marlene! Danke für deine unheimlich netten Mails von heute und deine Post von letzter Woche. Ich habe mich so darüber gefreut, und es tat mir sehr leid, dass ich dir Sorgen verursacht habe.
Es ist schon ein Pech, dass gerade ich dir im letzten Jahr über den Weg laufen musste.
Deine allerletzte Mail habe ich mich allerdings noch nicht zu lesen getraut. So gut geht es mir auch wieder nicht. Aber ich merke, wie schön es ist, dass jemand mit Verständnis für mich da ist.
Bis morgen.
Artur
Montag, 22. Februar, 16.09
Betreff: Nein danke
Über das Thema jetzt nichts, bitte.
Vielen Dank für die gut gemeinte Einladung, mitzukommen.
Ich glaube, ich kann es nicht.
Vielleicht hörst du in deiner Umgebung etwas über Gebrauchtwagen.
A.
Dienstag, 23. Februar, 7.23
Betreff: Lang
Liebe Marlene, zu deinen gestrigen Mails.
Wann bist du denn auf Dienstreise? Bei mir soll es im März losgehen.
Ich verspreche dir, nicht privat mit dir zu fliegen. Ich muss ja jetzt soundso sparen. Aber wenn es sich dienstlich irgendwie einrichten ließe, würde ich auch gerne wieder einmal gemeinsam mit dir reisen.
Erna versucht noch immer, mich umzustimmen, deshalb gehe ich früh, komme spät, und für die verbleibenden Wochenenden konnten wir einen Tag vereinbaren, an dem jeder alleine zu Hause sein darf. Sie am Samstag, ich am
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