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Im Antlitz des Herrn

Im Antlitz des Herrn

Titel: Im Antlitz des Herrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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eine Pause, ehe sie sich verabschiedete.
    «Bis gleich, Wolfram.»
    Engel hörte die Angst in ihrer Stimme, doch ihm fehlte die Kraft zu einer beruhigenden Reaktion. Er brauchte eine kalte Dusche und ein, besser zwei Aspirin.
     
    Zwanzig Minuten später betrat Engel die Bibliothek genau in dem Augenblick, in dem sich Theresia Stone ereiferte.
    «Was soll das! Erst schmeißt er uns zu nachtschlafender Zeit aus dem Bett, und dann taucht er hier nicht auf.»
    «Patrick und Sanika fehlen auch noch», ergänzte Eric van Damme. Der Skulpteur sah noch am frischesten von allen aus, obwohl man auch ihm ansah, dass ihm einige Stunden Schlaf fehlten.
    Engel warf Sarah einen kurzen Blick zu und setzte sich neben die Anthropologin. Ehe er ein Wort mir ihr wechseln konnte, wurde die Tür aufgerissen, und Hawley stürmte herein. Henderson folgte dem Rechtsmediziner und schloss die Tür. Sein Gesicht war kalkweiß, und sein Gang wirkte gebeugt. Er stellte sich hinter einen freien Sessel, legte beide Hände auf die Lehne wie auf ein Rednerpult und sprach leise, fast flüsternd:
    «Es geht los. Ich weiß, dass einige von euch mich für paranoid halten, aber ich hatte recht. Leider.»
    Henderson schluchzte auf und hielt sich die rechte Hand vor den Mund.
    «Verdammt, was ist denn los?», fragte Stone grimmig.
    Henderson schüttelte den Kopf, ohne die Hand vom Mund zu nehmen, und blickte auf Hawley, der neben Sarah Platz genommen hatte und sich langsam wieder erhob.
    «Sanika Nuri ist tot. Sie liegt auf dem Boden ihres Zimmers, und wenn ihr mich fragt: Sie wurde ermordet.»
    Ehe Hawley zu weiteren Erläuterungen kam, fuhr Henderson dazwischen.
    «Natürlich wurde sie ermordet. Von irgendwelchen Schergen des Vatikans auf bestialische Weise umgebracht. Ich habe immer gewusst, dass sie uns beizeiten ihre Macht demonstrieren würden. Aber dass es ausgerechnet Sanika treffen musste ...»
    Die Stimme versagte ihm. Er ging um den Sessel herum und ließ sich hineinfallen.
    Engel nutzte die entstandene Pause und wandte sich an den Rechtsmediziner:
    «Wie kam sie ums Leben?»
    «Exakt kann ich das nach der kurzen Leichenschau nicht beurteilen, aber ich tippe auf eine Vergiftung. Genaueres werden uns die Kollegen der Londoner Rechtsmedizin nach der Obduktion sagen.»
    «Kommt nicht infrage», Henderson hatte sich augenscheinlich von seinem Schock erholt, «wir werden Sanikas Leiche nicht aus dem Haus geben, damit die Hintermänner der feigen Mörder ihre Beteiligung an der Tat vertuschen können, wie sie es seit Jahrtausenden tun. Wir obduzieren sie hier. Sie werden die Todesursache feststellen, Patrick, alles, was Sie dazu an Laborleistungen brauchen, steht Ihnen zur Verfügung.»
    Hawleys Einwand, dass ihn eine ohne richterliche Anordnung und mithin illegale Leichenöffnung den Job kosten und vor Gericht bringen würde, wischte Henderson mit einer herrischen Geste beiseite.
    «Papperlapapp. Wenn wir hier fertig sind, werden Sie der bekannteste Rechtsmediziner dieses Planeten sein. Gehen Sie an die Arbeit.»
    Engel war erstaunt, dass Hawley ohne weiteren Einwand aufstand und schweigend den Raum verließ.
    Henderson richtete sich im Sessel auf und blickte sich in der Runde um.
    «Die Arbeit im Mausoleum ist bis auf Weiteres ausgesetzt. Wir müssen ohnehin die Laborergebnisse abwarten. Vor allem aber brauchen wir eine Strategie, wie wir mit dieser neuen Bedrohungslage umgehen.«
    Er überlegte einen Moment, dann wandte er sich an Engel:
    «Wolfram, ich erwarte Sie in einer Stunde zu einer Krisenbesprechung in meinem Büro.»
    Er drehte ruckartig den Kopf.
    «Und Sie kommen sofort mit mir, Sarah!»
     
    ***
     
    Hendersons siebzig Quadratmeter großes Büro lag düster im fahlen Morgenlicht. Vor den Fenstern waberten dichte Nebelschwaden, die den ansonsten großartigen Blick auf die Docks und den Fluss verstellten. Auf einer Längsseite des Raumes stand eine wuchtige Ledersitzgruppe, auf der Engel, Sarah Goldberg und Henderson Platz genommen hatten. Auf dem Tisch stand eine silberne Kaffeekanne, in einem Korb lagen unberührt Croissants und dänisches Gebäck. Bereits beim Eintreten hatte Engel Sarahs ängstlichen Blick bemerkt, und nach Hendersons ersten Sätzen schien sie noch mehr in sich zusammenzusinken.
    «Alles, woran wir monatelang gearbeitet haben, ist in Gefahr. Anscheinend habt ihr das immer noch nicht begriffen. Rom schlägt zurück - und zwar mit aller Macht. Habt ihr etwa geglaubt, sie schauen kampflos ihrem Untergang zu?»
    «Bis

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