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Im Auftrag der Liebe

Im Auftrag der Liebe

Titel: Im Auftrag der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Webber
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herumführen?«
    »Eigentlich muss ich so langsam auch nach Hause. Wie gesagt, wollte ich nur einmal einen Blick darauf werfen. Im Vorbeifahren sozusagen.«
    Mondlicht erhellte plötzlich die Szene. Am Ende der Straße konnte ich eine Bresche in den Bäumen und einen Pfad erkennen sowie ein braunes Schild, das ich aus dieser Entfernung nicht lesen konnte.
    Mich überkam eine dunkle Vorahnung.
    »Es ist ja wirklich nett hier«, bemerkte ich. Ich deutete in Richtung Pfad. »Wo geht’s denn da hin?«
    »Oh, das?«, fragte Michael. »Das gehört zum Great Esker Park. Der Weg ist mehrere Meilen lang.«
    Die Nackenhaare stellten sich mir auf.
    Michael kraulte Foo am Kopf. »Wir machen hier jede Menge Spaziergänge, nicht wahr, Foo?« Er blickte mir in die Augen, und es lief mir eiskalt den Rücken hinunter, als er hinzufügte: »Die Gegend kenne ich wie meine Westentasche.«

◊ 5 ◊
    A uf der Heimfahrt nahm ich die 3A in südlicher Richtung nach Cohasset.
    Der kleine Küstenort in der South-Shore-Gegend von Massachusetts war ein wohlhabendes Fleckchen. Größtenteils alter Geldadel, denn hier hatte früher Bostons Elite den Sommer verbracht. Im Laufe der Zeit hatte es jedoch auch Neuzugänge gegeben, die sich größere und schönere Häuser hatten bauen lassen, um dort während des ganzen Jahres zu wohnen. Als ich von der Hauptstraße abbog und in Richtung Meer weiterfuhr, schaltete ich einen Gang runter und schlängelte mich langsam durch die kurvenreichen Straßen.
    Das Grundstück meiner Großmutter lag an der Atlantic Avenue, einer der schönsten Chausseen in der Gegend. Hier überblickte man von den Villen und Herrenhäusern aus den Ozean, und die Straße wurde am Wochenende oft von Ausflüglern belagert, die langsam an den Anwesen vorbeifuhren, herüberschauten und träumten. Ich rollte vorsichtig in die Einfahrt und holte meine Post aus einem der beiden Briefkästen. Der Kies spritzte, als ich zwischen den beiden Säulen aus Trockenstein durchfuhr, die den Weg begrenzten. An einer der Säulen war ein ziegelrotes Holzschild mit der Aufschrift »AERIE« in geschwungenen weißen Buchstaben befestigt. Ursprünglich hatte das Anwesen »White Cap« geheißen, aber Dovie hatte den Namen sofort geändert, nachdem sie sich von meinem Großvater Henry hatte scheiden lassen.
    In der Nähe der Straße umstanden hohe Nadelhölzer die Zufahrt, weiter hinten gab es Ahorne und Buchen, und schließlich kamen dann die teuren Rasenflächen und Gärten, die man bereits winterfest gemacht hatte. Direkt vor mir mündete die Zufahrt in ein Rondell vor Dovies Haus, einem weitläufigen Gebäude im typischen Neuengland-Kolonialstil – ein Meisterwerk mit Schindeln und Schieferdach, das das zauberhafte Häuschen in den Schatten stellte, in dem ich wohnte. Die Zufahrt machte einen Knick nach rechts, dann führte sie noch etwa eine Viertelmeile den Hügel hinab zu meinem Zuhause, das dem ursprünglichen Besitzer des vor über hundert Jahren erbauten Komplexes als Künstlerwerkstatt gedient hatte.
    Beide Gebäude standen hoch oben auf einem Felsvorsprung und schauten über den Atlantik hinweg. Es gab keinen Zugang zum Strand – außer man wollte sich aus fünfzehn Meter Höhe in das von Klippen durchzogene Wasser stürzen. Aber die Aussicht war atemberaubend.
    Wenn der Winter seinen Höhepunkt erreichte, parkte ich meinen Wagen immer in Dovies Garage, die für drei Autos Platz hatte, bis zum ersten Schneefall hatte ich meinen fahrbaren Untersatz allerdings gerne in der Nähe der Haustür.
    Grendel scharwenzelte um meine Beine herum, sobald ich das Haus betrat. Ich war augenblicklich froh, dass ich mir den Donut verkniffen hatte. Ein wundervoller, exotischer Duft lag in der Luft und verhieß ein köstliches Abendessen. Das konnte nur eines bedeuten.
    Dovie war hier.
    Und tatsächlich, da stand sie in der Küche, mit dem Rücken zu mir, und summte vor sich hin, während sie in einer Kasserolle auf dem Herd herumrührte.
    Ich legte mein Zeug auf dem Sofa ab und durchquerte mein winziges Wohnzimmer.
    Grendel, mein dreibeiniger Maine-Coon-Kater, kratzte an meinen Jeans, bis ich ihn schließlich hochhob. Er war ein Geschenk von Marisol gewesen, meiner besten Freundin, seit wir fünf Jahre alt waren.
    Auf Dovies Grundstück zu wohnen hatte eben den Nachteil, dass sie jederzeit unangemeldet vorbeischauen konnte.
    Das war aber auch das einzig Negative daran.
    Ich liebte mein kleines Einzimmerhäuschen, eigentlich alles daran. Das Miniaturformat,

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