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Im Auftrag der Liebe

Im Auftrag der Liebe

Titel: Im Auftrag der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Webber
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die offene Aufteilung, die riesigen Fenster, den Blick über den Atlantik, die Abgeschiedenheit und Ruhe. Dovie hatte mir bei der Dekoration freie Hand gelassen, und ich hatte mich für den britischen Landhausstil entschieden, der zur Architektur des Anwesens passte. Pralle Polstermöbel, satte Farben, flauschige Teppiche auf dem ursprünglich belassenen Holzfußboden. Noch konnte ich mir nicht viele hochwertige Stücke leisten, also war bislang alles ein wenig karg, aber ich liebte mein Zuhause.
    Meine Großmutter dazu zu bringen, dass sie von mir Miete annahm, war ein harter Kampf gewesen. Aber ich hatte meine Abkehr vom Familienvermögen wirklich ernst gemeint.
    Dovie erinnerte mich allerdings oft daran, dass sie die Monatsraten in einen Anlagefonds einzahlte, der ohnehin eines Tages mir gehören würde.
    Meine Mutter war genauso schlimm und erwähnte immer mal wieder, dass mein Treuhandfonds ja auf mich warten würde, wenn ich endlich wieder »zur Vernunft kam«.
    Sie konnten es einfach nicht begreifen. Und wenn ich ehrlich war, verstand ich selbst auch nicht so ganz, was mich da eigentlich antrieb. Vielleicht fühlte ich mich des Geldes einfach unwürdig, seit ich keine Auren mehr lesen konnte. Für die Erforschung meiner wahren Beweggründe hätte ich wohl einen Therapeuten in Anspruch nehmen müssen.
    Und obwohl ich den nun wirklich gebraucht hätte, kam das leider überhaupt nicht infrage. Niemand dufte etwas von meiner Gabe wissen, und wenn ich nicht über meine Familie und unsere Verschrobenheit sprechen durfte, dann würde ich vermutlich die ganze Sitzung lang nur übers Wetter plaudern. Und das würde an meiner psychischen Verfassung ja so gar nichts ändern.
    Dovie drehte sich um und ließ vor Schreck beinahe den Löffel fallen. »LucyD! Du bist da.«
    »Indisch?«, fragte ich schnuppernd.
    »Gutes Näschen! Masala Bhindi.«
    Ich reckte mich und küsste sie auf die erröteten Wangen. Sie war groß, schlank und rank. Das lag zum Teil daran, dass sie mal Tänzerin gewesen war, zum Teil aber auch an der Fettabsaugung.
    Ihr weißes Haar fiel ihr bis über die Schultern und leuchtete auf dem schwarzen Rollkragenpullover noch eindrucksvoller. Vervollständigt wurde ihr Outfit durch enge Jeans, die sie in kniehohe Lederstiefel gesteckt hatte. Wenn Dovie gestikulierte, klimperten an jedem Handgelenk sechs Armreifen (die Vorliebe für dieses Schmuckstück teilte sie mit meiner Mutter). Zwei lange Ketten aus Jade hingen um ihren graziösen Hals.
    Seit ihrer Kindheit in den Slums von New York hatte sie es weit gebracht. Mein Großvater hatte sie entdeckt, als sie in einem kleinen Club in Manhattan als Burlesque-Tänzerin auftrat.
    Er hatte immer behauptet, es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen.
    Er war ein Valentine, er hätte es besser wissen müssen.
    Dovies beneidenswerter Pfirsichteint glühte gesund. Sie hatte im Laufe ihres Lebens auf verschiedene Kosmetika und Behandlungen zurückgegriffen und erntete jetzt, was sie gesät hatte – sie sah wesentlich jünger aus als fünfundsiebzig. Ihr Alter verriet nur das schneeweiße Haar, ansonsten konnte sie locker als die Schwester meines Vaters durchgehen.
    »Ich habe versucht, dich anzurufen«, sagte sie und kratzte Grendel am Kinn. Er schnurrte zufrieden.
    »Echt?«
    Sie zog eine Augenbraue hoch. Ganz offensichtlich kaufte sie mir mein gespieltes Erstaunen nicht ab. »Ich hoffe, du hast fürs Abendessen noch nichts vor.«
    »Hab ich nicht.« Die Düfte aus der Kasserolle auf meinem Herd hatten mir wieder Appetit gemacht. Der war mir nach dem Besuch im Park und bei Michael eigentlich vergangen.
    Ich fühlte mich ein bisschen verloren und wusste nicht, was ich als Nächstes tun sollte, worin der nächste Schritt bestand. So, wie es im Moment aussah, brauchte ich einen Beweis dafür, dass im Great Esker wirklich eine Leiche begraben lag, bevor ich die Polizei anrufen konnte, damit sie der Sache nachging. Das lief auf eines hinaus: Ich würde ein wenig stochern und bohren müssen – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.
    Und bis dahin würde ich versuchen, nicht vorschnell anzunehmen, dass Michael etwas mit dieser Tat zu tun hatte, auch wenn mein Verstand schon längst zu diesem Schluss gekommen war.
    Im Wohnzimmer lief der Fernseher, der Ton war leise gestellt. Aufnahmen aus dem Wompatuck State Park flimmerten über den Bildschirm. Dutzende von Freiwilligen durchsuchten Felsspalten, dichten Wald und Sumpf. Ob Suzannah inzwischen wohl auch dabei

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