Im Auftrag der Liebe
war?
»Schrecklich«, bemerkte Dovie und machte eine Bewegung in Richtung Fernseher.
»Glauben sie immer noch, dass es der Vater war?«
»Bis jetzt haben sie noch nichts gesagt.«
»Suzannah hilft bei der Suche.«
»Oh, hast du sie heute gesehen?«
Ich setzte Grendel ab und ließ mich auf einem schmiedeeisernen Hocker nieder. Dabei hielt ich das Kissen mit Blumenmuster fest, damit es nicht von der Sitzfläche rutschte. »Hat Mum denn nicht mit dir gesprochen?«
Dovie ließ den hölzernen Löffel sinken. »Sollte sie?«
Ich würde meine Mutter umbringen.
»Sie ist heute weggefahren«, erklärte ich möglichst beiläufig.
Unter dem Pony, der ihr Gesicht so jugendlich wirken ließ, zog Dovie die schneeweißen Augenbrauen zusammen. »Komisch, dass sie mir das nicht erzählt hat.«
Dovie und meine Mutter waren beste Freundinnen, was meinen Vater wahnsinnig machte.
»Wohin ging es denn so plötzlich?«, fragte meine Großmutter. Ich konzentrierte mich auf das Muster der Arbeitsplatte aus Granit.
Fünfzig mal drei gleich einhundertfünfzig.
Die Quadratwurzel aus vierhundert ist zwanzig.
»St. Lucia«, murmelte ich.
»Wie nett«, bemerkte sie misstrauisch.
»Mit Dad.« Ich erschauderte.
»Wie bitte?«
»Sie ist mit Dad auf St. Lucia, um dem Ansturm der Medien zu entkommen.«
Dovie rollte mit den Augen. »So eine feige Aktion sieht Oscar gar nicht ähnlich.«
»Ich glaube, er folgt damit den Anweisungen seines Arztes.«
»So ein Quatsch. Seinem Herzen geht es wieder gut. Was jetzt noch leidet, ist sein Stolz.«
Ich war mir zwar nicht so sicher, ob Dads Kardiologe derselben Meinung wäre, musste aber zugeben, dass Dovie in gewisser Hinsicht Recht hatte. Dads Stolz war verletzt. Und sein guter Ruf angeschlagen.
Dovie klopfte mit dem Löffel an die Kasserolle. »Wie lange wird er denn weg sein?«
»Zwei Wochen.«
»Nach seinem Herzinfarkt ist er doch gerade erst in die Firma zurückgekehrt. Er hinkt mit allem hinterher. Das ist jetzt kein guter Zeitpunkt, schon wieder zuzumachen.«
Ich konnte ihr nicht in die Augen sehen. »Er hat das Büro ja auch nicht zugemacht.«
»Kannst du mir das mal bitte erklären, LucyD?«
»Hm, na ja, Dad hat mir für zwei Wochen die Verantwortung übertragen.«
Eiskalte grüne Augen verengten sich zu Schlitzen. »Dir?«
Ich fummelte an den Rüschen des Sitzkissens herum.
Dovie griff nach ihrem Weinglas und leerte es in einem Zug.
»Er hat irgendwas von Blutsverwandtschaft gefaselt«, murmelte ich, weil ich das Gefühl hatte, mich rechtfertigen zu müssen. Wein klang jetzt gut. Sogar ausgezeichnet. Ich goss mir ein Glas ein, während Dovie vor sich hin brodelte und dabei abwesend die paradiesische Verheißung im Topf umrührte.
»Von wegen Blutsverwandtschaft, dass ich nicht lache! Ist ihm eigentlich klar, dass ich ihn mit deiner Mutter zusammengebracht habe?«
Mum war an der Küste von Kalifornien aufgewachsen, als Tochter von Vollblut-Hippies, und dann gen Osten gezogen, um in Berkley Musik zu studieren. Dort hatte sie meinen Vater bei einem Protest gegen Desegregations-Bustransporte kennen gelernt. Sie hatte zu den Demonstranten gehört, er war nur dort gewesen, um einzugreifen, falls Dovie sich irgendwo anketten wollte. Wenn die sich nämlich für ein Thema erwärmte, konnte niemand sie davon abhalten, sich den entsprechenden Organisationen anzuschließen und auf jeder Demo aufzukreuzen. Es störte sie überhaupt nicht, wenn sie die Familie damit in Verlegenheit brachte, dass sie bei der einen oder anderen Protestaktion verhaftet wurde.
Meine Mutter und Dovie waren sich in dieser Hinsicht sehr ähnlich und hatten sich auf Anhieb gut verstanden. Und es war tatsächlich Dovies Kuppelei gewesen, die meine Eltern zusammenbrachte.
Und aus genau diesem Grund würde mein Vater ihr niemals die Valentine Inc. überlassen.
»Warum hat er sich denn für dich und nicht für mich entschieden?«, maulte sie jetzt.
Ich nahm mal an, dass es sich um eine rhetorische Frage handelte, und sparte mir die Antwort. Grendel berührte mich mit der Tatze am Bein, und ich hob ihn auf meinen Schoß.
Während ihres dritten Studienjahres in Tufts hatte Marisol ihn nach einem Autounfall davor bewahrt, eingeschläfert zu werden. Ihm fehlte das rechte Hinterbein, ansonsten war er aber ein ganz normaler, gesunder Kater – wenn man einmal von seiner Trennungsangst absah.
»Ich verstehe was von Partnervermittlung«, behauptete Dovie. »Immerhin habe ich einen neuen Mann für Elizabeth
Weitere Kostenlose Bücher