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Im Auftrag der Liebe

Im Auftrag der Liebe

Titel: Im Auftrag der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Webber
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Thoreau. »Wolltest du nicht hier draußen auf mich warten?«
    Ich ließ mich tief in den Sitz sinken, der Yorkie hopste zu mir herüber und leckte mir das Gesicht ab. »Können wir später darüber reden?«
    Sobald wir die Hauptstraße erreichten, setzte ich mich vernünftig hin, schnallte mich an und zog die Stiefel aus. Ich wagte es nicht, die Socken herunterzuziehen, um festzustellen, wie viel schlimmer es geworden war. Sean könnte anfangen, Fragen zu stellen.
    An einer roten Ampel wurden wir langsamer. »Wovor läufst du weg, Lucy?«, fragte Sean.
    Ich stieß einen Seufzer aus. »Vor allem.«

◊ 16 ◊
    I ch nehme mal an, dass du das nicht näher ausführen möchtest?«, erkundigte sich Sean.
    »Stimmt. Hast du herausgefunden, wo meine Eltern wohnen?«
    »Noch nicht. Ich habe einen Kontakt auf der Insel, der sie für mich ausfindig machen wird. Morgen Früh weiß ich mehr.«
    Ich konnte nicht fassen, dass ich tatsächlich die Flucht ergriffen hatte.
    Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, würde ich mal sagen.
    Irgendwann musste ich ja doch mit der Polizei reden. Ich kuschelte mich in den Sitz und atmete tief durch. Seans verführerischer Duft hing in der Luft. Eine Mischung aus etwas Würzigem, vielleicht Zimt, und etwas Sauberem – Irish- Spring-Duschgel, nahm ich an. Er trug Jeans, legere braune Schuhe und einen Blazer über einem blauen Hemd.
    Seine Haare waren verwuschelt, als wäre er mit den Fingern hindurchgefahren, seine Wangen waren frisch rasiert.
    Er sah zum Anbeißen aus.
    Als Thoreau es sich gerade auf meinem Schoß bequem machte, klingelte mein Handy.
    »Ich komme immer noch nicht über den Weihnachtsklingelton um diese Jahreszeit hinweg«, bemerkte Sean.
    Ich brachte Jingle Bells zum Schweigen und schickte Marisol eine kurze SMS, in der ich ihr erklärte, dass mit mir alles in Ordnung sei und dass ich sie am nächsten Tag anrufen und ihr alles erklären würde.
    Dann stellte ich das Handy aus.
    »Hast du schon die Nachrichten gesehen?«, fragte Sean, als wir die Fore River Bridge überquerten.
    »Ja.«
    »Michael Lafferty wurde im Zusammenhang mit den Ermittlungen befragt.«
    »Das war mir klar. Ich habe ihm geraten, sich einen Anwalt zu nehmen. Und Zeit zu schinden. Hattest du schon Gelegenheit, in diesem Fall etwas zu unternehmen?«
    »Noch nicht viel. Du hast mir nie verraten, wie du Rachels Leiche gefunden hast.«
    »Nein, habe ich nicht.«
    Er überholte einen langsamen Bus in Richtung Quincy Center. »Mehr hast du dazu nicht zu sagen?«
    »Nein.«
    »Hör mal, nach allem, was ich getan habe, bist du mir so einige Antworten schuldig. Wenn die Polizei annimmt, dass ich irgendwie in einen Mord verwickelt bin, dann kann ich meine Detektivlizenz vergessen, und ich bringe damit auch die von Sam in Gefahr, in dessen Namen ich im Moment arbeite. Ich habe für dich Kopf und Kragen riskiert, Lucy.«
    »Ja, das hast du. Und ich werde sicherstellen, dass du dafür auch angemessen bezahlt wirst. Ich hätte dich in den ganzen Schlamassel nie mit reinziehen dürfen. Wenn ich gewusst hätte …«
    Aber ich hatte es ja gewusst. Und ich hatte ihn trotzdem um Hilfe gebeten. Mein ganzes Leben hatte ich für meine Unabhängigkeit gekämpft, hatte zeigen wollen, dass ich es alleine schaffen kann. Und dann kam da ein kleines Skelett des Weges und schon rannte ich los und schrie um Hilfe.
    Ich bin eine Frau – seht mich doch rennen.
    Er schlug mit der Hand gegen das Lenkrad. »Ich will dein Geld nicht. Ich will Antworten.«
    Thoreau schreckte hoch. Ich kraulte ihn zwischen den Ohren, um ihn zu beruhigen.
    Das alles tat mir im Herzen weh. Ich fand es schrecklich, ihm nichts erzählen zu können. »Es tut mir leid.«
    »Aber mit Sicherheit nicht so sehr wie mir.«
    »Du kannst mich am Quincy Center an der Haltestelle absetzen. Ich nehme dann den Bus nach Hause.«
    »Ich lasse dich um diese Uhrzeit doch nicht mit dem Bus fahren.«
    »Dann nehme ich eben ein Taxi.«
    »Tu das nicht.«
    »Was denn?«
    »Geh nicht«, bat er sanft.
    »Warum nicht?«
    Er umklammerte das Steuer. »Ich bin gerne mit dir zusammen.«
    Ich lachte. »Na, das hab ich gemerkt.«
    Verlegen sah er mich an. »Bitte. Bleib noch.«
    Ich war so bescheuert. »Okay.« Wir fuhren schweigend weiter.
    In der Nähe des Milton Hospital fuhr er auf den leeren Parkplatz einer Bank und ließ den Motor bei ausgeschalteten Scheinwerfern laufen. Es war fast acht Uhr. Ein leuchtendes Stück Mond blitzte zwischen den Wolken auf. Letztendlich hatte es doch nicht

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