Im Auftrag der Liebe
wissen.
»Das muss wohl noch warten. Da kommen die beiden.«
»Wie sehe ich aus?«
»Umwerfend, wie immer.« Es war schön, sie zur Abwechslung mal so nervös zu sehen. Sonst war sie immer so ruhig, cool und gefasst. Ich wünschte mir beinahe, mein Vater wäre hier, nur damit ich sehen konnte, ob die Sache zwischen ihr und Butch Aussichten auf Erfolg hatte oder ob das alles nur zu einem üblen Dating-Spielchen gehörte.
Ich sah zu einem lächelnden Butch hoch und stellte ihm Marisol noch einmal vor. Von meinem Platz aus konnte ich den Mann hinter ihm nicht erkennen, bis er schließlich vortrat und sich auf die Bank setzte.
»Aiden, das sind Lucy Valentine und Marisol Valerius. Habe ich das richtig ausgesprochen?«, fragte er.
Meine Freundin wurde rot. »Perfekt.«
Ich hatte Marisol noch nie rot werden sehen. Es musste sie wirklich erwischt haben.
»Meine Damen, das ist mein Mitbewohner, Aiden Holliday.«
Mir fiel das Herz in die Hose, als mein Blick den von Detective Lieutenant Holliday traf. Er sah mir in die Augen und stutzte. Als sein Gesichtsausdruck verriet, dass er mich wiedererkannt hatte, hatte Butch sich gerade neben mir auf die Bank gesetzt und mir so den Fluchtweg abgeschnitten.
»Na, sieh mal einer an«, sagte Aiden. »Wenn das nicht Aschenputtel ist.«
Mist.
Mist, Mist, Mist.
»Ihr kennt euch schon?«, fragte Butch.
»Durch die Arbeit«, brachte ich keuchend hervor.
»Was machst du denn beruflich, Aiden?«, fragte Marisol.
»Er ist bei der State Police«, antwortete Butch.
Aiden starrte mich an.
»Er arbeitet bei der Polizeieinheit, die zum Büro des Staatsanwalts von Plymouth County gehört.«
Marisols Augen wurden immer größer, als sie zu mir herüberschaute. »Ist das der Polizist, der mich eventuell anrufen würde?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Da ist also mehr als einer von uns mit im Spiel?«, fragte Holliday. »Interessant.«
Mist.
»Und was machst du so, Lucy?«, wollte Butch wissen. »Aus deiner Großmutter habe ich leider keine vernünftige Antwort herausbekommen.«
»Ich, äh …« Je weniger Informationen ich preisgab, desto besser. Obwohl Butch ja wusste, wo ich wohnte, verflucht.
Dieses Mal würde ich nicht so leicht davonkommen.
»Sie ist Heiratsvermittlerin«, erklärte Marisol stolz. »Bei der Valentine Inc.«
»Oh, bist du etwa verwandt mit dem Oscar Valentine?«, fragte Butch.
»Erwischt«, sagte ich.
»Interessante Wortwahl«, murmelte Holliday.
Marisol lehnte sich vor. »Hast du irgendetwas angestellt, Lucy?«
»Und was sollte der Aschenputtel-Spruch?«, fügte Butch hinzu.
Ich griff nach meiner Handtasche und gab meinem Banknachbarn einen Stups. »Darf ich kurz vorbei, ich müsste mal zur Toilette.«
Er zog besorgt die Augenbrauen zusammen. »Ist alles in Ordnung?«
»Ja. Fantastisch. Mir geht’s gut.«
»Soll ich mitkommen?«, fragte Marisol.
»Nein, nein! Bleib ruhig hier. Ich bin gleich wieder da.«
Die Schmerzen in den Füßen ließen mich zusammenzucken, als ich zur Damentoilette humpelte. Ich wollte nur noch verschwinden, aber ich hatte leider keine Chance. Ich lehnte mich an die gekachelte Wand und fragte mich, was jetzt wohl am besten zu tun sei.
Er hatte mich erwischt, so einfach war das. Meine ganze Planung war umsonst gewesen. Wie sollte ich das alles nur erklären?
»Das ist nicht witzig!«, beschwerte ich mich laut bei den Schicksalsgöttern. Denn wer außer ihnen konnte sich so etwas bloß ausgedacht haben? Dass Detective Lieutenant Holliday ausgerechnet Butchs Mitbewohner war.
Mir war klar, dass ich nicht ewig hier drinbleiben konnte. Aber ich war auch noch nicht dazu bereit, die Toilette wieder zu verlassen. Ich zog mein Handy aus der Tasche und entdeckte zwei Anrufe von Sean. Vielleicht hatte er ja Informationen darüber, wo meine Eltern steckten. Was zeitlich perfekt passen würde, denn ich musste unbedingt mit meiner Mutter reden.
Ich hörte seine Mailbox-Nachrichten ab. Beide Male bat er mich, so schnell wie möglich zurückzurufen. Ich wählte seine Nummer.
Er ging beim ersten Klingeln dran. »Dich erwischt man ja wirklich nie.«
»Wenn das nur wahr wäre.«
»Was soll das heißen?«
»Nichts. Du brauchst mich?«
Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen. Auf einmal wurde mir klar, was ich da gesagt hatte. Ganz schlechte Wortwahl.
»Ja, ich hab nach dir gesucht. Du bist nicht zu Hause.«
»Tatsächlich? Bist du etwa bei mir?«
»Das war ich.«
Hoffnung stieg in mir auf. »Befindest du dich immer noch in
Weitere Kostenlose Bücher