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Im Auftrag der Liebe

Im Auftrag der Liebe

Titel: Im Auftrag der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Webber
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bringen.
    »Das mit Dovie vorhin tut mir leid«, entschuldigte ich mich, während ich mich anschnallte.
    »Was denn?«
    »Als die beiden Polizisten da waren, haben sie meinen Freund erwähnt. Deshalb hat sie dich so in die Mangel genommen. Sie hat mir nicht geglaubt, als ich ihr gesagt habe, dass wir zusammen sind.«
    Sein Kopf schnellte zu mir herum. »Du hast was?«
    »Die Straße! Sieh auf die Straße!«
    Er riss das Steuer nach links herum und kam wieder auf die Spur. Wir hatten nur haarscharf einen Telefonmast verfehlt.
    Und mein regelmäßiger Herzrhythmus war damit auch wieder dahin.
    »Ist es so furchtbar für dich, als mein Freund zu gelten, dass du uns in den Abgrund stürzen willst?«, zog ich ihn auf.
    »Ich, äh, ich meine ja nur …«
    »Du solltest mal dein Gesicht sehen.« Panik umwölkte seine Stirn, Angst verfinsterte seine Augen. Ich spürte die Zurückweisung wie einen Stich in der Brust. Dabei war es wirklich albern, das so aufzunehmen. Ich wusste ja schließlich – wusste! –, dass wir nicht zusammen sein konnten. Er hatte Probleme. Ich hatte Probleme. Und dann war da noch dieser Fluch, mit dem ich mich herumschlagen musste. Aber dennoch tat mir seine Reaktion weh.
    »Hast du ihr das wirklich erzählt?«, fragte er.
    »Ja, habe ich.«
    »Aber Lucy …«
    Mein Herz klopfte noch wilder, als er meinen Namen aussprach. Ich versuchte, es auf den vielen Kaffee am Morgen zu schieben. »Ja, ich hab sie angelogen. Und ich würde es jederzeit wieder tun. Sie will unbedingt, dass ich Kinder bekomme, und würde mich mit jedem Single im ganzen South-Shore-Gebiet verkuppeln. Es reicht. Ich habe da eine Gelegenheit gewittert, mich geschickt aus der Affäre zu ziehen, und die Chance ergriffen.«
    »Also hast du mich benutzt.«
    »Im Wesentlichen ja.«
    »Das geht schon in Ordnung.«
    Sein spöttischer Tonfall brachte mich zum Lächeln. »Leider ist sie ziemlich misstrauisch. Mach dich also auf noch mehr Fragen gefasst.«
    »Ich bin vorgewarnt.«
    Dicke Regentropfen fielen auf die Windschutzscheibe. Als Erstes wollten wir heute zu Ruth Ann Yurio fahren, der Großmutter von Rachel. Sie lebte in South Weymouth, eine gute halbe Autostunde von meinem Häuschen entfernt.
    »Haben die Polizisten versucht, sich mit dir in Verbindung zu setzen?«, fragte ich.
    »Angerufen haben sie – ich bin nur nicht rangegangen.«
    »Was meinst du, wie lange können wir uns ihren Fragen noch entziehen?«
    »Ewig können wir das nicht machen. Aber du solltest so lange wie möglich mauern. Oder zumindest, bis sie glauben, dass wir nichts mit Rachels Tod zu tun haben und einfach nur die Leiche gefunden haben.«
    Ich hatte mich fast eine Stunde lang mit Marshall Betancourt unterhalten. Er hatte kein Problem damit, jemanden mit übersinnlichen Fähigkeiten zu vertreten, hatte aber die ganze Zeit Witze darüber gerissen, dass ich doch ganz klar »sehen« würde, wie wenig die Polizei gegen mich in der Hand hatte. Ich musste klarstellen, dass meine Fähigkeiten leider nur sehr beschränkt waren.
    »Wirklich schade«, hatte er geantwortet. »Eigentlich hatte ich gehofft, heute Abend im Lotto zu gewinnen.«
    In meinen Augen war dieser Spruch überhaupt nicht witzig gewesen.
    Am schwierigsten fand ich an meiner neuen Rolle als offiziell geoutete Hellseherin, den Leuten meine Gabe zu erklären. Niemand schien sich dessen bewusst zu sein, dass es viele verschiedene Arten von übernatürlichen Fähigkeiten gab. Manche von uns konnten einfach nur Auren lesen, so wie meine Vorfahren. Bei anderen waren es übersinnliche Wahrnehmungen, Telepathie, Hellseherei oder die Fähigkeit, Botschaften aus dem Jenseits zu übermitteln. Die Liste war eigentlich ziemlich lang. Mein Talent war eine besondere Form der übersinnlichen Wahrnehmung. Ich war davon überzeugt, dass es eine medizinische Erklärung für derartige Fähigkeiten gab – wie war es sonst möglich, dass ein elektrischer Schlag meine Begabung verändert hatte? Irgendetwas in meinem Gehirn war umgepolt worden.
    »Konntest du meine Eltern inzwischen ausfindig machen?«
    »Sie haben im Hotel ausgecheckt, weil dort unvorhergesehen Renovierungsarbeiten stattfanden.«
    Das erklärte so einiges. Lärm hielt mein Vater nun so gar nicht aus.
    »Sie haben eine exklusive Privatvilla in einem abgelegenen Teil der Insel gemietet. Ohne Strom oder Telefon.«
    Das klang nach etwas, das mein Vater einfädeln würde – und meine Mutter, ein echtes Blumenkind, wäre mit Feuereifer dabei. »Wenn es dort keinen

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