Im Auftrag der Liebe
seiner Hand. Sie war riesig wie ein Baseballhandschuh und auch genauso ledrig. Bilder purzelten durch meinen Kopf, ein Wirbelwind aus Informationen. Ich zog meine Hand zurück und sah ihn an. »Ihr Ehering.« Missbilligend schnalzte ich mit der Zunge. »Ich weiß zwar nicht genau, wo Sie ihn verloren haben, aber inzwischen befindet er sich in einem Pfandleihhaus in Southie.«
Er presste die Lippen aufeinander.
»Und Sie?«, sagte ich zu Kolchowski.
Er streckte die Hand aus. Nach einer benommenen Minute schüttelte ich den Kopf, um ihn wieder klar zu bekommen. »Der Gegenstand, den Sie verloren haben, ist ein altes T-Shirt. Wohl ein Andenken an ein Aerosmith-Konzert, das auch schon bessere Tage gesehen hat. Offensichtlich ist ihm jemand mit einer Schere zu Leibe gerückt.«
»Ich wusste doch, dass sie etwas damit angestellt hat. Wo steckt es jetzt?«
»Zusammen mit Dutzenden von zerrissenen Baseballkarten in einem schwarzen Plastiksack auf der Mülldeponie von Holbrook.«
»Dieses Miststück!«, murmelte er. »Das mit den Baseballkarten war mir noch gar nicht aufgefallen. Mann, das tut weh.«
»Von wegen Hochstaplerin«, triumphierte Dovie.
Die beiden Polizisten starrten mich an, als könnten sie es nicht fassen, glaubten es gleichzeitig aber doch.
»Michael kann es gar nicht gewesen sein. Er wusste ja nicht, wo der Ring war.« Ich gab ihnen eine Sekunde, um das zu verarbeiten. »Er ist unschuldig. Das ist Ihnen doch klar, oder? Sie haben ihn nur meinetwegen aufs Korn genommen – weil er mein Kunde war. Aber jetzt wissen Sie ja, wie ich auf die Leiche gestoßen bin.«
Chapman schüttelte den Kopf, als versuchte er, durch das alles durchzusteigen. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte er zu Dovie und Holliday, »würden wir gerne unter vier Augen mit Ms Valentine sprechen, um ihr noch ein paar Fragen zu stellen.«
»Ausgeschlossen«, verkündete meine Großmutter.
»Es tut mir leid, Madam, aber das haben Sie nicht zu entscheiden.«
»Lucy«, rief Em, die gerade aus meinem Schlafzimmer kam. »Marshall rät dir, ab sofort kein Wort mehr zu sagen. O mein Gott, was ist denn mit deinen Füßen passiert?« Sie hockte sich hin und untersuchte meine Wunden. »Ach du meine Güte, die hast du ja ganz schön zugerichtet.«
»Detectives, ich glaube, Sie gehen jetzt besser«, sagte Dovie in bester Beschützerlaune.
»Wer ist Marshall?«, fragte Kolchowski, ohne sich von der Stelle zu rühren.
In diesem Augenblick fiel Marshall offensichtlich die Rolle meines Retters zu, abgesehen davon war er Josephs Vater, Ems zukünftiger Schwiegervater. Und einer der besten Anwälte der Stadt.
»Marshall Betancourt«, antwortete Em. »Lucys Anwalt. Wenn Sie mit Ms Valentine sprechen möchten, müssen Sie sich zunächst an ihn wenden. Hier ist seine Nummer.«
Es entging mir nicht, wie beeindruckt Holliday ihr dabei zusah.
»Sind Sie sicher, dass Sie diesen Weg einschlagen möchten?«, fragte mich Kolchowski.
»Ja«, bestätigte ich. Es war offensichtlich, dass sie Michael als Verdächtigen nur ungern ausschließen wollten. Vielleicht weil er der einzige Verdächtige war, den sie hatten. Hatten sie überhaupt schon versucht, Elena zu finden?
Dovie marschierte zur Tür und hielt sie ihnen auf: »Ihnen einen schönen Tag noch.«
Als die beiden hinausgingen, sah Chapman noch einmal zu Holliday, und das war kein freundlicher Blick.
Sobald sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, murmelte dieser: »Ich fürchte, die werden mir keine Weihnachtskarte schicken.«
»Werden die Ihnen Ärger machen, Lieutenant?«, fragte ich.
»Nennen Sie mich doch bitte Aiden. Und da wird nichts kommen, mit dem ich nicht umgehen könnte.«
Em wühlte in ihrer Tasche, bis sie einen Rezeptblock fand. »Du brauchst Antibiotika, Lucy.« Sie sah auf ihre Armbanduhr. »Die besorge ich dir schnell.«
Ich warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. »Aber dann kommst du zu spät zur Arbeit.«
»Ich kann das übernehmen«, bot sich Dovie an und griff nach dem Rezept.
»Könntest du bitte auch frisches Verbandszeug und eine Wundsalbe mitbringen? Lucy, heute ist strenge Bettruhe angesagt, ärztliche Anweisung.« Em packte ihre Sachen zusammen.
Ich kramte in meiner Tasche herum und warf ihr meine Autoschlüssel zu. »Danke für alles, Em. Wir sehen uns heute Abend.«
»Ich mache mich dann auch mal auf den Weg.« Aiden ging zur Tür. »Und sorge unten an der Straße dafür, dass niemand Sie belästigt«, versprach er meiner Freundin.
Die sah zu ihm
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