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Im Auftrag der Liebe

Im Auftrag der Liebe

Titel: Im Auftrag der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Webber
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hoch und lächelte. »Danke.«
    »Heute lasse ich Sie noch ausruhen, Aschenputtel, aber ich brauche noch eine Aussage von Ihnen«, wandte er sich an mich. »Wenn Sie Ihren Anwalt mitbringen wollen, ist das in Ordnung, aber es geht vor allem darum, noch ein paar offene Fragen zu klären. Ich weiß nicht, was es mit diesem anderen Fall auf sich hat – und ehrlich gesagt, will ich das auch gar nicht wissen –, aber ich rate Ihnen wirklich, auf Ihren Anwalt zu hören. Und halten Sie sich von den beiden Kollegen fern. Die haben es auf Sie abgesehen.«
    Als Em davonfuhr, winkte Dovie ihr hinterher und schloss dann die Tür. Sie sah mich erwartungsvoll an und lächelte. »Welcher Freund?«, fragte sie. »Details, bitte!«

◊ 19 ◊
    E s war ein Tag der ersten Male.
    Ich hatte mir zum ersten Mal einen Anwalt genommen.
    Ich war zum ersten Mal als Hellseherin geoutet worden.
    Und ich fuhr zum ersten Mal im Kofferraum eines Autos mit.
    Zum Glück war ich nicht mehr in dem Alter, in dem man seine Jungfräulichkeit verliert – was wirklich gut war, denn Sean befand sich ganz in meiner Nähe. Er passte genau auf die Beschreibung der Kerle, vor denen Raphael mich immer gewarnt hatte.
    Lichtfetzen fielen ins Innere des dunklen Kofferraums. Ich hatte die Knie an die Brust gezogen, mein Kopf ruhte auf einer alten Decke. Jedes Mal, wenn der Wagen auf ein Schlagloch traf, durchfuhr ein schmerzhaftes Gefühl meine Wirbelsäule und ich atmete keuchend schimmlig riechende Luft ein. Seit Sean den Kofferraumdeckel geschlossen hatte, waren wohl kaum fünf Minuten vergangen, dennoch raste mein Herz bereits, und meine Handflächen waren feucht.
    Ich war nicht gerade glücklich über die Situation, und das war noch maßlos untertrieben.
    »Drei mal drei gleich neun«, murmelte ich, um mich damit abzulenken.
    Noch vor zehn Minuten hatte ich es für eine super Idee gehalten, mich in Seans Kofferraum heimlich davonzumachen.
    Bis ich dann auf einmal gemerkt hatte, dass ich offensichtlich ein kleines bisschen an Klaustrophobie litt. Woher hätte ich das auch wissen sollen? Ich war schließlich zum ersten Mal in einem Kofferraum eingeschlossen.
    »Die Quadratwurzel aus einhundertvierundvierzig ist zwölf.«
    »Redest du mit dir selbst?«, rief Sean.
    »Wie lange noch?«, rief ich zurück.
    Das Auto wurde langsamer und hielt dann an. Eine Sekunde später ging der Kofferraum auf, und Sean streckte mir die Hand entgegen. »Du siehst gar nicht gut aus.«
    Ich starrte auf seine Hand. Bloß nicht. Das Herz schlug mir ja jetzt schon bis zum Hals – es würde vermutlich stehen bleiben, wenn sich ihm noch mehr Bilder von Sean und mir zusammen im Bett darboten. »Ich will dir keinen elektrischen Schlag verpassen«, behauptete ich und krabbelte alleine aus dem Kofferraum.
    Sean hatte auf einem leeren Parkplatz am Sandy Beach gehalten. Vor uns erstreckte sich der dunkle, graue Ozean mit weißen Schaumkronen, so weit das Auge reichte. Möwen kreischten hungrig über unseren Köpfen und drehten ihre Runden unter unheilvollen Gewitterwolken. Der scharfe, salzige Geruch der Ebbe stieg mir stechend in die Nase, während wütende Wellen gegen das felsige Ufer schlugen.
    »Alles klar?«
    »Ein wenig frische Luft, und dann ist gleich alles wieder in Ordnung.« Ich atmete tief durch. Die kühle Brise ließ mich langsam zur Ruhe kommen. Mein Herz schlug jetzt wieder in seinem normalen Rhythmus.
    Der Wind fuhr Sean durchs dunkle Haar und ließ die kurzen Strähnen zu Berge stehen. »Du hättest mir sagen müssen, dass du Probleme mit engen Räumen hast. Dann hätten wir uns etwas anderes überlegt.«
    »Das wusste ich bis eben ja selbst nicht.« Ich drückte die Knie durch und vertrat mir ein wenig die Beine, während ich tief einatmete. Herbstregen lag in der Luft. Eine starke Böe erfasste meinen Pferdeschwanz und schlug ihn mir ins Gesicht. »Wir sollten los.«
    »Bist du sicher, dass es dir besser geht?« Mit seinen Jeans, Turnschuhen und dem blau-weiß gestreiften Hemd, dessen Ärmel er bis zum Ellbogen hochgekrempelt hatte, sah Sean völlig entspannt und lässig aus. In diesem Licht hatten seine Augen die gleiche Farbe wie das Meer.
    Muscheln zerbrachen unter den Sohlen meiner Turnschuhe, als ich vorsichtig die paar Schritte zur Autotür zurücklegte. »Alles in Ordnung.«
    Solange ich nicht zu weit zu Fuß gehen musste, kam ich schon klar. Ich hatte eine Dosis Antibiotikum und zwei extrastarke Aspirin genommen. Hoffentlich stark genug, um mich durch den Tag zu

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