Im Auftrag der Liebe
wie oft wir zur Polizei gegangen sind, man konnte nie etwas beweisen.«
Ich ging in der Mitte, Melissa rechts von mir, Sean zu meiner Linken. »Wie müssen wir uns das vorstellen?«
»Fiese Telefonanrufe, zerstochene Reifen, die beiden haben sie auch verfolgt. Lehrern in ihrem Namen schweinische E-Mails geschickt. Eines Tages ist Jennys Katze verschwunden, und sie hat ihr blutiges Halsband auf der Hintertreppe gefunden.«
Ich erschauderte.
»Ja«, nickte sie. »Jenny hat Michael geliebt. Von ganzem Herzen. Aber sie konnte diese Schikanen nicht länger ertragen. Sie hatte das Gefühl, dass Elena vor nichts zurückschrecken würde, um sie aus dem Rennen zu werfen.«
»Sie hat sogar diese Fotos mit Michael arrangiert«, warf ich ein und zuckte derweil bei jedem Schritt zusammen.
»Die haben das Fass zum Überlaufen gebracht. Elena hat Jenny die Bilder nicht nur gezeigt, sie hat dazu auch noch eine Drohung ausgestoßen. Wenn sie nicht mit Michael Schluss machen würde, könnte sie eines Tages vielleicht genauso verschwinden wie ihre Katze.«
Sean musste gemerkt haben, welche Qualen ich litt, denn er ließ sich zurückfallen. Melissa war gezwungen, entweder den Schritt zu verlangsamen oder vor uns herzugehen. »Und hat sie sich nicht an die Polizei gewendet?«
Wir waren am Ende der Straße angelangt. Melissa machte kehrt, um wieder zurückzugehen. »Nein. Zu dem Zeitpunkt dachte sie ja, dass Michael sie betrogen hatte. Sie wollte einfach nach vorne sehen. Selbst nachdem sie mit Michael Schluss gemacht hatte, tauchte Elena noch hin und wieder auf, um sie zu triezen. Die ist krank. Nach ihrem Abschluss hat Jenny beschlossen, in den Westen zu ziehen. Und meine Familie verteidigt ihre Anonymität mit Zähnen und Klauen.«
»Verständlich«, bemerkte Sean.
»Ich bin nicht sicher, ob Sie schon davon erfahren haben«, begann ich, »aber Rachel Yurio ist tot. Und zwar schon seit über fünf Jahren. Sie wurde ermordet.«
Melissa riss die Augen auf. »Das wusste ich nicht. Hat die Polizei den Täter geschnappt? War es Elena?«
Genau das war die Vermutung, die sich mir langsam aufdrängte. »Es sieht wirklich so aus, als ob Elena ihr Leben völlig umgekrempelt hat. Sie ist Sozialarbeiterin in Rhode Island, ist verheiratet und hat Kinder.«
Melissa schüttelte den Kopf. »Die armen Kinder.«
»Michael steht unter Verdacht, Rachel ermordet zu haben.«
»Michael? Warum das denn?«
Ich schluckte. »Die Sache ist ziemlich kompliziert. Darf ich Sie mal etwas fragen?«
»Sicher.«
»Wissen Sie, was Jennifer mit ihrem Verlobungsring gemacht hat?«
»Den hat sie Michael zurückgeschickt. Per FedEx, glaube ich. Wieso?«
Ein Windstoß wirbelte Blätter auf der Straße auf. »Rachel trug ihn am Finger, als sie starb.«
»Du hättest doch nicht mitkommen müssen«, sagte ich zu Sean, der mir die Haustür aufhielt.
Ich hatte Melissa Antonelli meine Handynummer dagelassen und sie gebeten, die Informationen, die ich ihr gegeben hatte, an Jennifer weiterzuleiten. Ob sie mich auch anrufen würde, stand allerdings in den Sternen. Und je mehr ich über Elena Hart hörte, desto stärker vermutete ich, dass sie Rachel getötet hatte. Ich war so fertig, dass Sean und ich beschlossen, den Besuch bei Elena auf den nächsten Tag zu verschieben.
»Willst du, dass ich mir deine Füße ansehe? Ich bin als Sanitäter ausgebildet.«
»Das geht schon. Em hat mich heute Morgen versorgt. Die Antibiotika tun bestimmt bald ihre Wirkung.«
»Sicher?«
»Bist du Fußfetischist?«
Er lachte.
»Kaffee?«, fragte ich. Ich wollte einfach noch nicht, dass er jetzt ging.
»Sicher.«
Grendel kam aus dem Schlafzimmer geschlichen und strich mir um die Beine, bis ich ihn hochhob. Er tapste mir mit der Pfote ins Gesicht, während ich ihm süße Worte zuflüsterte und versuchte, seine verletzten Katzengefühle zu beschwichtigen.
»Er hasst es, wenn ich nicht da bin«, erklärte ich.
Sean feixte.
»Was denn?«
»Ach, nichts.«
Ich reichte ihm Grendel, um mich um den Kaffee zu kümmern. Schwaches Sonnenlicht fiel durch das Wohnzimmerfenster.
»Was meinst du, wie lange drückt sich die Presse da wohl noch rum?«, fragte Sean.
»Die hauen hoffentlich bald ab.« Dieses Mal hatte ich mich nicht vor den Blitzlichtern versteckt und war immer noch geblendet. »Aber so langsam macht sich bei mir das Gefühl breit, dass sie nicht verschwinden werden, bevor ich nicht mit ihnen geredet habe.«
»Und, wirst du mit ihnen sprechen?«
»Ich weiß es
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