Im Auftrag der Liebe
Morgen dieser Artikel erschienen ist, male ich mir in meiner Fantasie die ganze Zeit aus, dass diese Reporterin einen bedauernswerten Unfall erleidet. Ist das etwa falsch?«
»Ich denke, an deinen Fantasien sollten wir mal ein wenig arbeiten.«
Hitze schoss durch meinen Körper. Mein Mund wurde ganz trocken, mein Herz raste vor Verlangen. »Woran hattest du so gedacht?«
Als wir in den Tunnel fuhren, war der Verkehr langsam nicht mehr so dicht. »Ich denke, du hast bereits gesehen, woran ich so gedacht habe.«
Wenn wir nicht gerade im Auto gesessen hätten, hätte ich mich jetzt wahrscheinlich auf ihn geworfen. Aber unter den gegebenen Umständen war ich eigentlich dankbar, dass das im Moment nicht ging.
Sean fuhr auf die 1A in Richtung Lynn. »Dir hat es wohl die Sprache verschlagen? Offensichtlich ist es mir ja gelungen, dich auf andere Gedanken zu bringen.«
»Preston wer?«, ging ich auf sein Spielchen ein.
»Genau.«
Er war Single.
Offiziell.
Alles in allem war heute doch ein guter Tag.
Melissa Antonelli lebte nicht weit von ihren Eltern entfernt.
Wir hielten vor einem hübschen Haus im Cape-Cod-Stil am Straßenrand. Ein gepflasterter Weg führte bis zur Haustür.
Die wurde geöffnet, noch bevor wir anklopfen konnten. Zu meiner Überraschung begrüßte uns Melissa mit den Worten: »Sie müssen die Detektive sein. Kommen Sie doch herein.«
Ich korrigierte sie nicht. Sean war der Privatdetektiv. Ich war einfach nur … ja, was denn? Eine Heiratsvermittlerin mit einer Mission?
Ich sah mich zu Sean um, der mit den Achseln zuckte und mich in Richtung Tür schob.
Im Inneren des Hauses roch es nach Braten. Mein Magen knurrte. Zwei kleine Jungen jagten sich gegenseitig die Treppe hoch und rannten uns beinahe um.
»Am Geländer festhalten!«, rief Melissa. Dann seufzte sie. »Sie hören ja doch nicht auf mich. Kommen Sie, treten Sie ein.«
»Ich bin Lucy«, sagte ich und streckte ihr die Hand entgegen. Kein Wirbelsturm aus Bildern.
»Sean«, stellte er sich vor.
»Sie sind wegen Jenny hier.«
Ich nickte.
»Meine Eltern haben mich schon vor Ihnen gewarnt. Dass Sie nach ihr suchen und vielleicht hier vorbeikommen würden. Sie haben mir auch eingebläut, nicht mit Ihnen zu reden, aber ich möchte gerne hören, was Sie zu sagen haben. Setzen Sie sich, bitte!«
Sean und ich ließen uns in zwei aufeinander abgestimmte Clubsessel sinken. Sie nahm auf einer geblümten Couch Platz. Der Raum war winzig, und ein riesiger Fernseher nahm den meisten Platz ein. Auf dem Gerät reihten sich zahlreiche Fotos, über dem Sofa hing ein Druck von Monet.
Ich starrte die Fotos auf dem Fernseher an. Auf einem davon war Melissa im Hochzeitskleid zu sehen, neben ihr stand ihr Vater mit einer älteren Dame, und auf der anderen Seite eine junge Frau, die Melissa ziemlich ähnlich sah. Die gleichen langen, dunklen Haare, die dunklen Augen und die hochgewachsene, schlanke Figur.
»Ist das da Jenny?«, fragte ich. »Bei Ihrer Hochzeit?«
Melissa stand auf, ging zum Fernseher, griff nach dem eingerahmten Foto und reichte es mir. »Das war vor sieben Jahren.«
Von Nahem konnte man in Jennifers Augen einen gequälten Blick erkennen. »Sie ist wirklich hübsch.«
»Das ist sie immer noch. Mum hat auch gesagt, dass Sie für Michael arbeiten. Stimmt das?« Oben hörte man es krachen. Sie legte den Kopf schräg und lauschte. »Keiner heult. Ein gutes Zeichen.«
»Michael ist mein Kunde«, bestätigte ich und erklärte ihr, dass ich für die Valentine Inc. arbeitete. »Als ich mich mit ihm unterhalten habe, wurde eines schnell klar, nämlich dass er immer noch in ihre Schwester verliebt ist. Ich habe ihm versprochen, dass ich versuchen würde, sie ausfindig zu machen. Um zu sehen, ob sie sich mal mit ihm treffen würde.« Ich erklärte auch, was Michael mir über die Nacht mit Elena erzählt hatte – dass er da reingelegt worden war.
»Sie war so gemein«, bemerkte Melissa. Die beiden Jungen, etwa vier und sechs, rasten die Treppe wieder herunter.
»Lassen Sie uns ein paar Schritte gehen«, schlug ihre Mutter vor und rief in die Küche hinüber, was sie vorhatte. »Er guckt Football. Dann kriegt er nichts mit.«
Der Regen hatte die letzten Blätter von den Bäumen gewaschen, und ihre gedämpften Orange-, Rot-, Grün- und Gelbtöne vermischten sich unter unseren Füßen.
»Ihre Eltern beschützen Jennifer«, stellte Sean fest. »Vor Elena?«
»Und vor Rachel Yurio. Die beiden haben ihr das Leben zur Hölle gemacht. Und egal,
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