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Im Auftrag der Liebe

Im Auftrag der Liebe

Titel: Im Auftrag der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Webber
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ja auch bei dem Diamantring.«
    »Aber war das denn nicht Michaels Ring?«, fragte Sean und startete den Wagen.
    Ich lächelte. »Da sprichst du wie ein wahrer Mann. Ein Verlobungsring gehört der Frau, die ihn geschenkt bekommen hat. Der Ring gilt als Geschenk und muss nicht zurückgegeben werden, wenn aus der Beziehung nichts wird. Da hat der Mann eben Pech gehabt, außer die Frau erbarmt sich und gibt ihn trotzdem zurück.«
    Seans Gesicht hatte sich verfinstert. Er fuhr in Richtung Highway.
    Auf einmal wurde mir klar, was ich da gerade von mir gegeben hatte. Da war ich wohl ins Fettnäpfchen getreten. Er dachte jetzt sicher an seine eigene fehlgeschlagene Verlobung. »Es tut mir leid. Ich hab nicht daran gedacht.«
    »Du hast nur auf eine Frage geantwortet.«
    »Ich weiß, aber …« Ich biss mir auf die Lippe. »Ich, ach Mist. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    Auf einmal lachte er.
    »Was ist denn so lustig?«
    »Du. Du bist wirklich niedlich, wenn du fluchst.«
    Sean nahm die Auffahrt auf die Route 3 in Richtung Norden. Jetzt wollten wir erst einmal zu Melissa Antonelli. Ich hoffte, ein wenig an ihre romantische Ader appellieren zu können.
    »Es freut mich, dass du das so siehst.«
    »Ich bin zu Hause ausgezogen«, verriet er mir plötzlich. »Ich wohne bei Sam, bis ich was Eigenes gefunden habe.«
    »Geht’s dir gut?«
    »Ich komme darüber hinweg.«
    Ich konnte nicht anders, plötzlich war ich unglaublich glücklich. Dabei hätte ich mich wirklich für einen besseren Menschen gehalten, immerhin ging ihm die Sache an die Nieren.
    Aber er war frei. Nicht mehr vergeben. Und ich musste mich nicht mehr schuldig fühlen, wenn ich mit ihm flirtete.
    Und als ob mir der Himmel seinen Segen dazu geben wollte, brachen die Wolken plötzlich auf. Dünne Sonnenstrahlen fielen vom düsteren Himmel und warfen helle Tupfen auf die Fahrbahn. Ich erwartete jeden Augenblick den »Halleluja«-Chor zur Untermalung.
    Obwohl mich die Details eigentlich gar nicht interessierten, wollte ich mich doch als gute Freundin erweisen und fragte deshalb: »Möchtest du darüber reden?«
    »Nein.«
    Gott sei Dank. Aber … »Was ist mit Thoreau?«
    Sean lächelte und fädelte sich auf die Route 93 in Richtung Stadt ein. »Der bleibt bei mir.«
    »Gut.«
    »Erzähl mir von dem Kästchen«, bat er. Offensichtlich wollte er gerne das Thema wechseln. »Wo ist es?«
    »Ich glaube, Elena hat es.«
    »Was?«
    »Zumindest befindet es sich in Rhode Island. Wo hast du die Unterlagen über sie?«
    »Auf dem Rücksitz.«
    Ich lehnte mich nach hinten, griff nach dem Stapel Aktenmappen und sah sie durch, bis ich die mit Elenas Namen fand.
    Dann schloss ich die Augen und spielte die Bilder noch einmal ab, dieses Mal aber langsamer. Ich blinzelte. »Eine Hausnummer konnte ich nicht erkennen, aber es ist dieselbe Straße. Pawtucket, Rhode Island.«
    »Das kann kein Zufall sein.«
    »Nein«, stimmte ich zu. »Was uns zu der Frage führt – warum hat Elena Rachels Kästchen?«
    »Wenn es für Rachel so wichtig war, wie Marilyn glaubt, dann hätte sie es doch nie einfach so weggegeben.«
    »Es fällt mir auch schwer, das zu glauben.«
    »Vielleicht hat sie es gestohlen?«, überlegte Sean. »Als sie ausgezogen ist.«
    »Vielleicht. Oder vielleicht hat sie es als Souvenir eingesteckt, nachdem sie Rachel umgebracht hat. Sie hat sich etwas genommen, von dem sie wusste, dass es Rachel viel bedeutete, weil Rachel etwas verraten hatte, was ihr viel bedeutete – nämlich ihr Vertrauen. Oder interpretiere ich da vielleicht zu viel rein, nur weil ich so verzweifelt herausfinden will, wer Rachel umgebracht hat?«
    »Vielleicht gehst du wirklich etwas zu weit«, meinte Sean. »Aber es ist gut, die Möglichkeiten mal gemeinsam durchzusprechen.«
    Die Stadt türmte sich vor uns auf, Wolkenkratzer ragten in den Himmel. Das raue Hafenwasser ließ die Boote gegen ihre Verankerung beim Dorchester-Jachtclub schlagen. »Wenn Elena so verrückt war, wie wir gehört haben, dann konnte sie auch ganz schön wütend werden.«
    »Wütend genug, um jemanden zu töten?«
    »Vielleicht. Es sind schon Menschen für weniger umgebracht worden.«
    Der Verkehr kam für einen Moment beinahe zum Erliegen. Wir schoben uns Zentimeter für Zentimeter voran.
    Er sah mich mit fragenden Augen an. »Könntest du das?«
    »Was denn?«
    »Aus Wut jemanden umbringen?«
    »Bis gestern hätte ich das noch verneint, weil man doch geistig ein wenig daneben sein muss, um zu töten. Aber seit heute

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